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Geborgen an der Grenze zur Katastrophe

"Borderliner suchen ja immer die Katastrophe", sagen manche. Nun, es sind wohl nicht nur die Borderliner. Und ob die Menschen die "Katastrophe suchen", ist zu hinterfragen. Manchmal übersehen Therapeuten die harten Realitäten von Menschen, denen es psychisch s...

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Das Gesetz des Entgleitens

Viele sprechen über das „Gesetz der Anziehung“ oder das „Gesetz der Resonanz“. Dazu gehört die Vorstellung, dass man das, was man sich wünscht, anzieht, wenn man es sich nur häufig genug vorstellt („visualisiert“). Es ist ähnlich wie mit dem roten Auto, das man sich gerade gekauft hat: Plötzlich sieht man nur noch rote Autos. Es gibt Tage, da glückt alles und alles fügt sich zusammen. Man hat das Gefühl, man tut gar nichts dazu – es fällt einfach alles passend vom Himmel. Man handelt einfach entsprechend, wenn man sich etwas von ganzem Herzen wünscht. Aber es gibt auch ein unschönes Gegengesetz: Das Gesetz des Entgleitens.

Manchmal scheint es da eine Gegenkraft zu geben, die einem alles zunichte macht, was man sich hart erarbeitet hat.

Da hat man ein gutes Gespräch mit einem Freund und das nächste Mal wird es eine Katastrophe. Da baut man einen Unfall oder die Partnerin verlässt einen aus heiterem Himmel. Das Geld läuft aus wie das Wasser aus der Badewanne, nachdem man den Stöpsel gezogen hat und man kann scheinbar nichts dagegen tun. Die Zeit läuft dahin wie eine Sanduhr. Man ist bestens vorbereitet auf einen Auftritt und plötzlich bekommt man Durchfall. Man arbeitet hart, aber es kommt nichts dabei herum. Man fühlt sich machtlos.

Das Gefühl, es würde einem alles entgleiten, ist ähnlich wie das Gefühl, es „fiele einem alles zu“. Dabei ist man vielleicht sogar daran beteiligt. Es ist manchmal ähnlich wie bei einem Traum: Einerseits können wir nichts für unseren Traum, denn er entsteht einfach so. So, wie unser Herz ohne unser Zutun schlägt, so träumen wir einfach. Andererseits sind wir es ja, die den Traum träumen. Wir sorgen uns um etwas, wir wünschen uns etwas, wir machen da was und machen doch nichts. Wer zu etwas kommt wie die Jungfrau zum Kinde, der hat in Wirklichkeit doch viel angebahnt.

Scheinbar nichts mehr in der Hand

Alles wird glitschig, alles entgleitet einem und man kommt sich vor wie in einem Traum, in dem man vorwärts rennen möchte und immer wieder ausrutscht. Geht man vorwärts, so scheint man von einer Gegenkraft an der Schulter zurückgezogen zu werden. Hat man Erfolg, kommt eine Gegenkraft, die von außen anzugreifen scheint – wie eine Krake, die man vorher nicht gesehen hat. Plötzlich kommt an der unpassendsten Stelle eine Panikattacke und man muss aufgeben, was man gerade tut. Man setzt den Verstand ein, aber man hat nur mäßigen Erfolg. Die Angst, die Depression, die Kreislaufbeschwerden haben einen fest im Griff. Beziehungen scheinen gefährdet, alles scheint zusammenzubrechen.

Es ist, als wenn der Boden vor unseren Füßen plötzlich gefrierte.

Was macht diese Kräfte aus?

Was wir in frühester Kindheit erlebt haben, ist zu großen Teilen noch in unserem Erwachsenenleben aktiv. Wer die Ausbildung macht, die ihm am Herzen liegt und eine Prüfung besteht, kann vielleicht plötzlich von Schuldgefühlen heimgesucht werden, weil die Eltern das eigene Fortkommen immer mit Argwohn betrachteten. Manchmal schlummern unbewusste Wünsche nach Selbstbestrafung in uns. Doch die Gegenkraft, die sich scheinbar nicht steuern lässt, hat auch ihr Gutes: Es passiert einfach – man hat keine Schuld. Dieses „Es“ in uns kann uns vorwärts bringen, aber es kann uns auch unser Vorhaben vermasseln. Manchmal ist es ein Kampf, der sich zwischen den Kräften in uns und außerhalb von uns abspielt.

Da hilft es nur, die einzelnen Kräfte kennenzulernen und zu verstehen, sodass wir damit leben lernen.

Dieses Paradox von Selbstwirksamkeit und Nicht-Selbstwirksamkeit ist oft so schwer zu begreifen. Aber wir können uns beobachten und wir können darauf achten, wie wir darauf reagieren.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.9.2014
Aktualisiert am 18.2.2017

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