Was passiert psychologisch, wenn wir verlassen werden? Was empfinden kleine Kinder, wenn sie von der Mutter getrennt werden? In der Psyche entsteht eine Lücke: Da, wo das Objekt (= der andere) sein soll, ist nichts mehr. Diese Lücke wollen wir füllen – manchmal füllen wir sie mit guten Erinnerungen, aber manchmal erleben wir die Abwesenheit des geliebten Menschen plötzlich auch als die Anwesenheit von etwas „Bösem“. Es ist mit dem Hunger vergleichbar: Der Hunger entsteht durch einen Mangel. Aber dieser Mangel wächst und das Gefühl wird größer und größer. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Der Hunger selbst beißt
Irgendwann sprechen wir von einem „beißenden Hunger“. Der Hunger selbst wird zu etwas „Beißendem“, wenn die Lücke zu groß wird. Die Sehnsucht wird „beißend“, wenn der andere weg ist. Wir verurteilen den anderen dafür, dass er uns diesen Schmerz angetan hat. Häufig erleben wir diese Vorgänge, wenn ein nahestehender Mensch verstorben ist: Wir trauern, aber wir sind ihm auch irgendwie böse. Wichtig ist es, sich dieser Vorgänge bewusst zu sein und sich nicht dafür zu verurteilen. Wenn wir genau hinspüren, können wir diese Vorgänge fühlen und sie einordnen. Das Verstehen kann ein Gefühl von Kontrolle vermitteln, auch wenn man dem inneren Geschehen teilweise oder ganz ausgeliefert ist.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
Auch Abwesenheit bestimmt unsere Identität
Was wird aus unseren „inneren Objekten“, wenn Bezugspersonen abwesend sind?
Wenn innere Objekte versauern
Das Unbewusste bei Melanie Klein: Angriff auf die „böse Brust“
Innere Objekte – wo im Körper sind sie?
Primärobjekte: Die ersten Bezugspersonen im Leben sind die wichtigsten
Repräsentanzen
Maligne Introjekte: das/der/die Schlechte in uns
Introjekte: Wen haben wir denn da gefressen?
„Und ich konnte mich gar nicht richtig verabschieden!“ Wie gestalten wir innere Beziehungen?
Dieser Beitrag erschien erstmals am 24.11.2016
Schreibe einen Kommentar