
Schuldgefühle machen alles kompliziert. Man möchte dem anderen nicht wehtun. Man bringt zum Beispiel nicht den Mut auf, ihm abzusagen, weil man ihn mag und nicht enttäuschen will. Man schämt sich. Und schreibt eine Mail, in der man ihm absagt. Und dann? Die Absage sei nicht das Problem, sagt der andere. Sondern die Absage per Mail. Ungewollt hat man alles nur schlimmer gemacht. Und fühlt sich schuldig. Und der andere? Verschiebt vielleicht. Denn auch die Absage wäre ein Problem, doch es wird auf die Mail verschoben. Schuldgefühle jedenfalls will man nicht haben. Sie machen schwer und mutlos. „Feige“ sagen manche. Wie empfinden Sie Schuldgefühle? Wo im Körper spüren Sie sie? Weiterlesen

Das Kind fällt hin und die Mutter sagt: „Selbst schuld!“ Die Bergsteiger hängen in der Bergwand fest und es wird eine aufwendige Rettungsaktion gestartet. „Wieso?“, fragen viele. „Sie sind doch selbst schuld!“ Zu Beginn meiner Ausbildung zur Psychoanalytikerin war ich in finanzielle Not geraten. „Selbst schuld!“, sagten manche, „Du hast es ja vorher gewusst.“ Ein Arzt hat täglich mit Verletzten zu tun, die „selbst schuld“ sind an ihren Verletzungen. Wie gehen wir damit um? Weiterlesen
„Es muss angenommen werden, dass Fibromyalgie ein entscheidender Faktor für die Bildung einer CMD/CCD ist. Umgekehrt kann aber auch die CMD/CCD für das vielfältige Beschwerdebild des FMS mitverantwortlich sein“, heißt es in einer retrospektiven Studie aus dem Jahr 2016 von Brigitte Losert-Bruggner und Kollegen. Bei der kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) bestehen Kopfschmerzen (kranio = Kopf) und Schmerzen im Kiefergelenk (mandibula = Kiefer). Bei der kraniozervikalen Dysfunktion (CCD) äußern sich die Schmerzen im Bereich von Kopf und Nacken. Oft aber lässt sich das gar nicht so genau trennen – viele leiden unter Schmerzen in der Schläfe, am Kiefer, im Ohr, im Hals, im Nacken und sogar in der Schulter. Auch tritt mitunter Schwankschwindel oder Drehschwindel im Rahmen einer Neuronitis vestibularis auf. Weiterlesen
Dieser Beitrag entstand 2013, also noch vor der Corona-Pandemie. Eltern sehen heute die Kinder nicht mehr an Diphtherie oder Polio sterben. Wenn Eltern ihre kleinen Babys nicht impfen lassen wollen, reagieren nicht wenige Kinderärzte mit Unverständnis. Doch die Frage ist: Warum wollen die Eltern – oder sehr oft sind es ja die Mütter – ihre Babys nicht impfen lassen? Wird ein Baby geboren, ist es das Wertvollste, das Mutter und Vater in den Händen halten. Dieses kleine Wesen gilt es um jeden Preis zu beschützen. Die Rollen zu Beginn sind vereinfacht gesagt oft so verteilt: Die Mutter nährt, der Vater – der „Ernährer“ – schützt Mutter und Kind. Alles, was beschützen will, ist gut. Wenn aber ein Kinderarzt daherkommt und das Baby spritzen will, ist der Arzt – besonders für schwer traumatisierte Menschen – psychologisch gesehen ein Eindringling. Auch das Impfserum selbst wird als verfolgend erlebt. Sobald es im Körper ist, ist der Körper davon „befallen“.
Die Impfung wird dann als Schutz gesehen, wenn die Erreger als Gefahr erkannt werden und ein realstisches Selbstbild besteht (also nicht: „Mir macht das Virus nichts aus“). Für mich persönlich waren das damals die Klassiker MaMuRö (Masern, eingeschränkt Mumps, Röteln), Hepatitis sowie Tetanus, Diphtherie und Polio. Ich selbst habe Vertrauen zu diesen „Klassikern“ der Impfung. Zum einen besteht jahrzehntelange Erfahrung damit, zum anderen hatte ich als Ärztin noch erschreckende Bilder aus den Kinderheilkunde-Vorlesungen in der Uni im Kopf.
Nachdem die Klassiker-Impfungen gemacht waren, wurden jedoch immer wieder neue Impfungen an mich und meine Tochtr herangetragen. Und ich hatte das Gefühl: Die Impfkampagnen werden selbst zum Eindringling. Meningokokken, Pneumokokken, Windpocken, Rotaviren. „Ob man sich tot-impfen kann?“, fragte ich mich. (Aktualisiert und Covid19 einbezogen: „Impfgegner“ – das Unbewusste wird oft übersehen.)
Bei diesen Entscheidungen spielt der Vater eine große Rolle. Meistens sind es die Mütter, die sich um die Impfung Gedanken machen und mit dem Kinderarzt kommunizieren. Die Mutter kann das leichter, wenn der Vater hinter ihren Entscheidungen steht. Haben Vater und Mutter gegensätzliche Meinungen zum Impfen, verstärkt das die Konflikte mit diesem Thema. Viele Eltern plagen sich hier mit langen Diskussionen. Aber eines ist den meisten Eltern gemeinsam: Sie machen sich unglaublich viele Gedanken und wollen das Beste für ihr Kind.
Der Kinderarzt hat aufgrund seines Berufsweges die Gefahren der „Kinderkrankheiten“ hautnah mitbekommen. Auch er will das Kind schützen. Und er kann oft nicht verstehen, dass Mütter da so „stur“ sind. Oft ergeben sich Kämpfe zwischen Mutter und Kinderarzt. Keiner versteht den anderen.
Doch auch hier wieder hilft die Frage nach den Phantasien, die dahinterstecken. Viele Mütter möchten einfach nicht, dass ihr so sehr kleines Baby geimpft wird. Wenn sie die ersten Erfahrungen mit dem Kind gemacht haben, wenn sie Vertrauen gefasst haben in seine Kraft, dann lassen sie es vielleicht impfen, wenn es ein Jahr alt ist.
Die Mütter heute sind aufgeklärt. Sie wissen, dass auch die „Ständige Impfkommission (STIKO)“ des Robert-Koch-Instituts von der Pharma-Industrie beeinflusst wird. Sie ahnen auch, dass nicht alle Studienergebnisse veröffentlicht werden. Und hier entsteht bei den Eltern ein neues Bild: Ihr Kind soll der Pharma-Industrie und der Wirtschaft dienen. Das Gefühl, die Impfung aufgedrängt zu bekommen, ist viel größer als die Angst vor den Erregern. Die Eltern fragen sich: Was ist wirklich medizinisch sinnvoll und wo beginnen die wirtschaftlichen Interessen?
Die Eltern, oft insbesondere die Mutter, wollen mit ihren Fragen aufgefangen werden. Wenn der Kinderarzt der Mutter Raum für ihre Fragen lässt und mit ihr die Zweifel bespricht, fühlt sich die Mutter besser aufgehoben. Sie ist dann freier, eine Entscheidung zu treffen.
Diese Entscheidung ist und bleibt schwierig – so, wie es immer schwierig ist, in Gesundheitsfragen zu entscheiden. Gesundheit und Krankheit lassen sich eben nicht 100%ig vorausplanen. Wenn der Kinderarzt die Ängste und Zweifel der Mutter respektiert und auch offen für ihre Phantasien ist, dann gibt es Zeit und Raum, um alle Fragen zu besprechen. Immer wieder. Denn die Arzt-Patienten-Beziehung ist kein Punkt, sondern eine stetige Entwicklung, wenn der Arzt dafür offen ist.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.6.2013
Aktualisiert am 1.12.2021
Dieser Beitrag gewann bei der Blogparade „Impfen oder nicht Impfen?“ von Trainyabrain-blog.com