Projektion und Projektive Identifizierung – was ist der Unterschied?
Wenn wir wütend sind, dann haben wir manchmal das Gefühl, unser Gegenüber ist aggressiv. Insbesondere dann, wenn wir uns lieber als friedfertig wahrnehmen und sehr streng mit uns selbst sind. So beruhigen wir unser Gewissen (unser Über-Ich) und meinen, damit unser Selbstwertgefühl zu erhalten. Doch dann befürchten wir, dass die Wut irgendwie zu uns zurückkehrt, z.B. indem der andere uns anschreit oder indem wir unsere Wut doch plötzlich mit aller Macht spüren. So kann es auch mit allen anderen Gefühlen gehen, die wir nach außen „projizieren“.
Was ist der Unterschied zwischen Projektion und Projektiver Identifizierung? Beides geht oft ineinander über. Projektion heißt, dass ich im anderen Gefühle sehe, die ich eigentlich selbst habe, die ich aber nicht fühlen möchte. Beispiel: „DU bist sauer! – Nicht ich!“ Wir haften dem anderen sozusagen etwas außen an.
Bei der Projektiven Identifizierung geht es eine Schicht tiefer, da legen wir etwas in den anderen hinein. Sind wir ärgerlich oder neidisch und spüren das nicht, dann können wir den anderen so provozieren, dass der sich ärgerlich und neidisch fühlt. Er fühlt sich so, wie wir uns eigentlich fühlen. Manchmal reagiert er sogar entsprechend und wird dann „wirklich“ ärgerlich und neidisch.
Diese Vorgänge können sehr subtil ablaufen. Wenn wir uns für andere aufopfern und meinen, die anderen seien so hilfsbedürftig, dann vergessen wir mitunter unsere eigene Hilfsbedürftigkeit und unsere eigene Sehnsucht nach Umsorgtwerden. Auch Vorurteile können das Ergebnis von Projektionen sein. Wer seine eigenen Aggressionen nicht spürt, der sieht die anderen als böse an. Verfolgungswahn bei Psychotikern kann das Ergebnis massiver Projektion sein.
Das Konzept der Projektion nach Freud, der Projektiven Identifizierung nach Melanie Klein oder der „Spiegelneurone“ in den Neurowissenschaften ist nicht neu und findet sich in vielen wissenschaftlichen Bereichen wieder. So schrieb z.B. der Historiker Johann Gustav Droysen (1808-1884): „Wahrgenommen erregt die Aeusserung, sich in das Innere des Wahrnehmenden projicirend, den gleichen inneren Vorgang. Den Schrei der Angst vernehmend, empfinden wir die Angst des Schreienden.“ (Die historische Methode. In: Droysen: Grundriss der Historik Leipzig 1868)
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 1.3.2007
Aktualisiert am 5.8.2023
One thought on “Projektion und Projektive Identifizierung – was ist der Unterschied?”
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Guten Abend Mittag, Morgen Ihnen
Projektion= etwas reifere Abwehrmechanismus
Projektive Identifikation= unreife Abwehr
Beide Mechanismus sorgen für kurzfristige Psychische Erleiterung.
Ob nun aktive Beziehungsvermeidung oder passive Beziehungsgestaltung beide sind oft unmoralisch, empatielos und kaum ethisch gesund.
Ein paranoider Mensch