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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Angst vor Sexualität und Impotenz verstehen

Angst vor Sexualität und Impotenz verstehen

21.06.2022 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Wir sprechen von „Po-Backen“, von „Schamlippen“, vom „Muttermund“ und fürchten uns vor der „Vagina dentata“ (der bezahnten Scheide) – hier zeigt sich schon, wo die Verwirrung bei der Sexualität beginnt. Wo ist oben und wo unten? Bezeichnungen des Gesichts finden sich in der Schamregion wieder und kleine Kinder glauben, dass man vom Essen schwanger werden könnte – schließlich wird der Bauch ja dick. Noch komplizierter wird es, wenn wir uns den Gesichtsausdruck während des Geschlechtsverkehrs anschauen – erinnert er doch an den Ausdruck von Schmerz. Sowohl der Schmerz als auch die Lust des Orgasmus werden in einer Hirnregion namens „vorderer zingulärer Kortex“ (ACC) verarbeitet.

Die Autoren des Buches „The Science of Orgasm“ (Die Wissenschaft des Orgasmus) spekulieren, dass die Hirnregion namens „Anteriorer zingulärer Kortex“ für den emotionalen Gesichtsausdruck von Schmerz und Orgasmus mit-verantwortlich ist. Doch für das Gefühl von Schmerz und Lust sind möglicherweise unterschiedliche Neurone in dieser Region zuständig.

Das Stöhnen einer Frau während der Geburt ist manchmal kaum zu unterscheiden vom lustvollen Stöhnen während des Beischlafs. Manche Frauen berichten, dass sie während der Entbindung einen Orgasmus erleben. Da Orgasmen schmerzstillend wirken (Ellison, 2000), masturbieren Frauen manchmal, um ihre Menstruationsschmerzen zu lindern. Schmerz, Aggression und sexuelle Erregung sind unmittelbar miteinander verbunden. Die Grenze von „erregendem Schmerz“ und „echtem, unlustvollen Schmerz“ können die meisten Menschen gut ziehen.

Unsere Sprache sorgt für weitere Verwirrung – nennen wir doch den Geschlechtsakt „Verkehr“. Ein Kind, das unerwartet im Bauch der Mutter heranwächst, wird manchmal als „Verkehrsunfall“ bezeichnet.

Aggressionen werden sichtbar

Bei der Sexualität spielen aggressive Phantasien und handfeste eigene Aggressionen eine große Rolle. Wer als Kind unter Aggressionen der Eltern gelitten hat, dem fällt es oft besonders schwer, eigene Aggressionen wahrzunehmen und sie sich zu erlauben. Andererseits bestehen gerade dann oft perverse Phantasien, denn im Gequältwerden und in der Einsamkeit schlägt die Psyche manchmal um und macht daraus Erregung, damit das Leid aushaltbar wird.

Das schlechte Gewissen ist oft übergroß – wollte man doch ein ausschließlich „guter Mensch“ sein, empfindet man die eigenen Aggressionen als einen ganz besonderen Störer. Auch ist es für viele problematisch, die Aggression des Partners wahrzunehmen, die sich in Mimik und Phantasie äußert. Dies kann in dem Sinne „triggern“, dass es an selbst erlebte Aggression erinnert.

Bei der Sexualität ist daher der „Als-ob-Modus“ sehr wichtig. Zu unterscheiden, was Phantasie ist und was „echt“, ist nicht immer leicht. Wie „ernst“ ist die Sexualität? Kann sich Spielerisches einmischen?

Erektion und Lubrikation entstehen vor allem durch Langsamkeit. Schnelligkeit dient manchmal dazu, die Scham zu überspielen. Bewusstes Wahrnehmen der Scham hilft.

Hingabe kann man lernen

Wer aggressive und gewalttätige Eltern hatte, der tat als Kind gut daran, sich nicht hinzugeben, sondern die Lage unter Kontrolle zu halten. Die „Hab-Acht-Stellung“ wurde zur Gewohnheit und die Vorstellung, sich in die Arme der Mutter zu begeben, war vielleicht schon früh mit Ekel und Abwehr verbunden. Zu nah ist die Mutter vielleicht immer gekommen, sodass ein Sich-Hingeben mit der Gefahr verbunden war, nicht mehr man selbst zu sein.

Das Erleben von Gewalt und Aufdringlichkeit führt zu einer Dauer-Abwehr. „Mich soll niemand mehr unterkriegen“, denkt man sich. Alles, was mit „Untergebung“ zu tun hat, fällt schwer. Manche Menschen wählen beruflich die Selbstständigkeit, weil sie das Angestelltendasein als ungute Abhängigkeit erleben. Auch der Gedanke an eine „höhere Macht“ kann Abwehr auslösen. Man möchte alles selbst im Griff haben. Daher liegen auch der Narzissmus und die „Impotenz“ nah beieinander.

Andererseits ist da die Sehnsucht, einmal nicht mehr alles unter Kontrolle haben zu müssen und einem anderen mit Hingabe näher zu kommen. Tiere und Kinder erwecken leicht liebevolle Gefühle in uns, weil uns ihre Absichtslosigkeit berührt und ihre unbekümmerte Unterlegenheit Vertrauen in uns hervorruft. Auch wir selbst sind oft gerade dann liebenswert, wenn wir uns nicht beobachtet fühlen.

Leistungsdenken macht schwach

Die Schwierigkeit, sich einem anderen Menschen hinzugeben, kann zur Impotenz führen. Häufig sind Menschen betroffen, die generell sehr misstrauisch sind, aber auch solche, die immer „liefern“ wollen und auch die Vorstellung haben, dass andere von ihnen Leistung erwarten.

Der fehlenden Erektion des Mannes entspricht das fehlende Feuchtwerden (= die fehlende Lubrikation) der Frau.

Sexualität fängt schon am Tag an. Wenn über Wut, Neid und Eifersucht nicht gesprochen wird, kann sich die gehemmte Stimmung im Bett fortführen: Man/frau hat einfach keine Lust. Alles erscheint wie „tot“, weil schon die Gefühle am Tag versteckt werden mussten. Doch gute Gespräche am Tag sind oft die beste Voraussetzung für ein befriedigendes Beieinanderliegen in der Nacht.

Die „unmöglichsten“ Gründe können dazu führen, dass sich Impotenz zeigt. Dazu kann auch die unbewusste Vorstellung gehören, dass der Partner dem Vater oder die Partnerin der Mutter gleichkommt oder dass man sich in der Anwesenheit des Partners wieder wie ein Kind fühlt.

Die Angst vor Krankheiten oder vor einer ungewollten Schwangerschaft kann ebenso zu Erregungsproblemen führen wie das Gefühl, selbst „ekelig“ oder ungepflegt zu sein. Sprechen über das, was einen belastet oder beim anderen unangenehm auffällt, ist gerade bei der Sexualität enorm schwierig.

Nicht zuletzt spielt die Scham eine sehr große Rolle

Um sich hingeben zu können, braucht man ein gutes Gespür für sich selbst – für den eigenen Körper, die eigenen Wünsche, Phantasien und Gedanken. So kann man die Kontrolle über sich behalten, während man sich hingibt und „Eins“ mit dem anderen wird. „Nein“ zu sagen und sich zu wehren ist für viele schwierig, aber doch auch relativ einfach, denn wir brauchen unser „Nein“, wenn wir uns vom anderen unterscheiden wollen.

„Ja“ zu sagen, während der andere auch „Ja“ sagt, lässt hingegen die Grenzen verschwimmen. Wenn wir uns selbst gut kennen und weiterhin gut spüren können, auch wenn es mit dem Partner intim wird, dann lässt sich Sexualität leichter genießen, als wenn wir uns in ängstlicher Weise größtenteils fragen, was dem anderen gefällt und gut tut.

Hingabe ist also erlernbar, indem man sich und seinen Körper gut kennenlernt, z.B. in einer Psychoanalyse, in einer Psychotherapie und/oder beim Sport, beim Musizieren oder beim Yoga. Sich selbst lernt man am besten in einer guten Beziehung kennen. Eine gute Beziehung zu einem anderen Menschen zu haben, heißt, ernstgenommen zu werden und den anderen ernst zu nehmen.

Die eigene Beziehungsfähigkeit reifen zu lassen fördert auch das befriedigende Erleben in der Sexualität – daher empfinden viele die Sexualität im höheren Lebensalter auch als befriedigender als in jungen Jahren.

Lass Dir Zeit

„Impotent“ zu sein kann länger anhalten als einem lieb ist. Manche Menschen leiden jahrelang darunter. Natürlich können körperliche Probleme dahinterstecken, die abzuklären sind. Doch psychische und körperliche Probleme lassen sich nicht so leicht trennen. Alles, was unseren „Nervus vagus“, also unser parasympathisches Nervensystem trainiert, hilft auch der Sexualität. Denn Sexualität erfordert auch, dass wir uns wohlfühlen und so gut es geht auf unsere Gesundheit achten. Sexualität kann auch mit körperlichen Einschränkungen erfüllend sein, doch es braucht oft Zeit, um gute Wege zu finden.

Kreislaufprobleme, Rückenschmerzen, Ekzeme im Schambereich, Fissuren oder Übelkeit und Schwindel können einem die Sexualität vermiesen. Ein gesundes Leben inklusive Ausdauersport, Yoga und Meditation kann sich also auch besonders für die intimen Momente lohnen.

Wer Yoga, Tai Chi oder ähnlich meditative Bewegungsformen erlenen möchte, sollte sich am besten an einen Lehrer wenden, der Einzelunterricht anbietet, denn die Beziehung zum Lehrer ist ein wichtiger Faktor, der die eigene Entwicklung fördert.

Weinen und Sexualität hängen zusammen

Weinen und Lachen sind sich sehr ähnlich – sie sind mit einer verstärkten Ausatmung verbunden. Auch beim Geschlechtsverkehr spielt die Atmung eine große Rolle. Stöhnen und Weinen bewirken Entspannung und sind Zeichen der Intimität. Es zeigt, dass wir loslassen.

Wie sehr Sexualität und das Weinen zusammenhängen, zeigt sich unter anderem daran, dass Antidepressiva häufig gleichzeitig die Fähigkeit zur Erektion/Lubrikation (Lawrenge et al. 1998) und zum Weinen lähmen (Opbroek et al. 2002). Der gute emotionale Kontakt zu sich selbst kann durch Antidepressiva eingeschränkt sein. Die Bearbeitung der Probleme, die zur Depression führten, das Sexualleben wieder befriedigender werden zu lassen – insbesondere dann, wenn die Medikamente wieder abgesetzt werden.

Sich die Zeit zu nehmen, den eigenen Körper kennezulernen, lohnt sich immer. Ehrlich innere Fragen zu betrachten und auch die Beziehung infrage zu stellen, erfordert oft viel Mut. Die Angst vor dem Alleinsein, das Gefühl, vom Partner abhängig zu sein, kann die Sexualität ebenfalls einschränken. „Der Körper lügt nicht“, heißt es. Wichtig ist es, dass wir uns selbst ernstnehmen. Der Wunsch, befriedigende Sexualität zu erleben, führt zur Suche. Die ernsthafte Suche wiederum führt dazu, das in der Realität zu finden, das man erahnen kann.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • Zärtlichkeit ist eine Schicht
  • Neurodermitis: Kratzen kann zu sexueller Erregung führen
  • Robert Stoller: Sexuelle Perversionen sind die Rache für Kindheitswunden

Links:

Viagra – die Grenzen der Potenz auf Rezept
WDR5, 10.6.2022

Ellison, Carol Rinkleib (2000):
Women’s Sexualities: Generations of Women Share Intimate Secrets of Sexual Self-Acceptance.
Oakland, CA: New Harbinger
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/01614576.2001.11074423

Henning, Ann-Marlene:
Wundermittel Sex: Gert Scobel und Ann-Marlene Henning
Youtube, 2020
https://doch-noch.de/

Rätsel Orgasmus – Die Philosophie des Orgasmus

Claus-Steffen Mahnkopf und Ann-Marlene Henning
Rätsel Orgasmus – Philosophie des Orgasmus
Sternstunde Philosophie vom 3.3.2019
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/die-philosophie-des-orgasmus-der-sexuelle-hoehepunkt-philosophisch-betrachtet

Kamasutra: The Art of Love
According to the Kamasutra, intimate union between man and woman represents cosmic union.
Resurgence & Ecologist, Issue 2012, May/Jun 2002
https://www.resurgence.org/magazine/article1314-art-of-love.html

Komisaruk, Barry R; Beyer-Flores, Carlos; Whipple, Beverly:
The Science of Orgasm
Pain and Pleasure: Strange Brainfellows? S. 284
Johns Hopkins University Press, Baltimore, 2006: S. 49 und S. 284
https://www.press.jhu.edu/books/title/8502/science-orgasm

Laufer, Moses (1976):
The Central Masturbation Fantasy, the Final Sexual Organization, and Adolescence
The Psychoanalytic Study of the Child
Volume 31, 1976 – Issue 1
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/00797308.1976.11822319

Lawrenge A. et al. (1998):
Sexual Dysfunction Induced by Serotonin Reuptake Antidepressants.
Journal of Sex & Marital Therapy, Volume 24, 1998 – Issue 1
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/00926239808414663

Mahnkopf, Claus-Steffen (2019):
Philosophie des Orgasmus
Suhrkamp 2019
https://www.suhrkamp.de/buch/claus-steffen-mahnkopf-philosophie-des-orgasmus-t-9783518469347

Matsliah, Eyal:
Orgasm unleashed: Your guide to pleasure, healing and power
Published September 18th 2015 by Intimate Power
https://www.intimatepower.com/orgasmunleashed/

Opbroek A et al. (2002):
Emotional blunting associated with SSRI-induced sexual dysfunction. Do SSRIs inhibit emotional responses?
International Journal of Neuropsychopharmacology, Volume 5, Issue 2, June 2002, Pages 147–151, https://doi.org/10.1017/S1461145702002870
https://academic.oup.com/ijnp/article/5/2/147/690912

Postel, Thierry (2013):
Childbirth climax:
The revealing of obstetrical orgasm.

Sexologies, Vol. 22, Issue 4, October-December 2013
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1158136013000467#!

Sigmund Freud (1917):
Ein Kind wird geschlagen
(Beitrag zur Kenntnis der Entstehung sexueller Perversionen)
Gesammelte Werke, Band 12, S. 179 ff.

Orgasmus, Sex, Beziehung
Sternstunde Philosophie, SRF Kultur
Ann-Marlene Henning und Claus-Steffen Mahnkopf im Gespräch mit Wolfram Eilenberger
https://youtu.be/IT5p3mJFpCQ, 5.3.2019

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Kategorie: Begriffe, Psychoanalyse, Sexualität Stichworte: Psychoanalyse, Sexualität

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