
Hinter Verführung und Flirten steckt so manches Mal Feindseligkeit. Der Psychoanalytiker Robert Jesse Stoller (1924-1991) hat interessante Theorien zur sexuellen Perversion aufgestellt. Er sagt, dass sie teilweise eine Form der „emotionalen Rache für Kindheitswunden“ sind. Wer früh traumatisiert wurde, entwickelt daraus häufig sexuelle Phantasien, die ihm helfen, mit der erlebten Qual und Erniedrigung klarzukommen. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Auch die Psychoanalytikerin Estela Welldon führt Perversionen auf die Kindheit zurück und zwar auf früh erlebte Qualen und perverse Handlungen, die das Kind durch die Mutter erlitten hat. Buchtipp: Sex Now, Talk Later, von Estela Welldon, Karnac Books 2016. Ich bin davon überzeugt, dass z.B. die Vojta-Therapie bei Babys zu sexuellen Perversionen beim Kind führen kann, mit denen es unter Umständen ein Leben lang kämpft.
Das Ziel: Kindheitstraumata sollen heilen
Robert Stoller stellte die Theorie auf, dass Pornographie, ritualisierte sexuelle Akte und Phantasien Mittel wären, um Kindheitstraumata wie z.B. Verlassenheit symbolisch in sexuelle Triumphe zu verwandeln. Mit diesen sexuellen Phantasien versuche sich der Betroffene selbst zu heilen.
Sigmund Freud hingegen sah in der perversen Sexualität eher ein Zeichen dafür, dass die Person an eine bestimmte Kindheitserlebnisse „fixiert“ ist, was sich eigentlich nicht widerspricht, sondern sogar ergänzen mag.
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Quellen und Links:
The New York Times
Dr. Robert J. Stoller, 66, Teacher And Leading Sex-Identity Theorist
By Daniel Goleman
Published: September 10, 1991
http://www.nytimes.com/1991/09/10/us/dr-robert-j-stoller-66-teacher-and-leading-sex-identity-theorist.html
Robert J. Stoller
Perversion: The Erotic Form of Hatred
Karnac books, 1986
us.karnacbooks.com/product/perversion-the-erotic-form-of-hatred/26/
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Kurt R. Eissler (1966):
Bemerkungen zur Technik der psychoanalytischen Behandlung Pubertierender nebst einigen Überlegungen zum Problem der Perversion
Psyche, Zeitschrift für Psychoanalyse, 1966, 20 (10-11): 837-872
Bestellbar bei: Psychosozial-Verlag
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 23.2.2017
Aktualisiert am 20.12.2020
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