Tiefe Hocke kann depressive Stimmung und Reizdarmsymptome lindern

Bei der tiefen Hocke (englisch: Deep Squat; im Yoga: Malasana), stehen beide Füße fest auf dem Boden – die Fersen sind also nicht vom Boden abgehoben. Das ist die Position, die Kinder häufig einnehmen. Wenn wir in die tiefe Hocke gehen, fühlen wir uns möglicherweise wieder ähnlich, wie wir uns als Kind fühlten, wenn wir in der tiefen Hocke spielten. Dies kann man therapeutisch nutzen, denn Seele und Körper hängen zusammen. Man spricht auch von „Embodiment“, um zu verdeutlichen, dass die Seele auch im Körper verwurzelt ist und dass unser Fühlen und Denken sehr oft seinen Ursprung im Körper hat.

Wenn wir eine Körperhaltung einnehmen, die wir innehatten, als uns in der Vergangenheit Unangenehmes widerfuhr, können wir uns plötzlich sehr schlecht fühlen – vielleicht wird uns übel oder wir bekommen eine Panikattacke, ohne dass wir es uns erklären können.

Bei genauerer Analyse stellen wir dann vielleicht fest, dass wir eine versteifte Körperhaltung eingenommen hatten, die wir mit höchst unangenehmen Momenten in der Vergangenheit verbinden. Diese unangenehmen Erfahrungen sind in den Körper eingeschrieben. Man könnte auch sagen: „Die Muskeln erinnern sich.“ Die Informationen, die von den Muskeln ans Gehirn geleitet werden, lösen Erinnerungen und entsprechende Gefühle aus.

Wie sehr Körper und Geist zusammenhängen, darüber spricht z.B. der Philosoph Professor Shaun Gallagher in einem Vortragsvideo (Youtube).

Ich habe inzwischen mit einigen Reizdarm-Patienten gesprochen, die irgendwann herausfanden, dass ihnen die tiefe Hockstellung Erleichterung verschaffte (siehe auch: Toilettenschemel). Wenn sie diese Position einige Male am Tag einnahmen, gingen die Reizdarmsymptome teilweise zurück.

Im Yoga heißt die tiefe Hocke auch „Malasana“ oder „Girlandenhaltung“, siehe z.B. auf yogabox.de.

Kürzlich sah ich einen Beitrag über den Chirurgen Dr. Martin Oswald, der sich abgewöhnt hat, auf Stühlen zu sitzen. Auf der Website „Lebensspross.de“ sieht man, wie bequem er in der tiefen Hocke sitzt. Die tiefe Hocke ist kein Allheilmittel, aber sie hat enorm viele gute Wirkungen.

Über einen langen Zeitraum in die tiefe Hocke finden

Viele von uns müssen die tiefe Hocke (englisch: Deep Squat) erst (wieder) erlernen, doch für manche ist sie schon rein anatomisch nicht möglich: Menschen mit kurzem Oberkörper und langen Oberschenkeln verlieren das Gleichgewicht, sobald sie die Füße ganz aufsetzen. In der Gallerie des Malers Hans Aichinger findet sich ein Gemälde namens „Die Hüterin“ (2019), auf der gut zu sehen ist, wie lang der Oberkörper von Menschen ist, die die Position der tiefen Hocke einnehmen. Will man es dennoch üben, muss man sich wahrscheinlich auf viele Jahre einstellen. Der Zen-Meister Muho Nölke sagt zum Beispiel, dass es Jahre dauert, bis man richtig sitzen kann (hier im „Schneidersitz“ mit den Oberschenkeln auf dem Boden: „Du sitzt so gerade wie eine Eins!“, Youtube.

Die tiefe Hocke lässt sich am besten einnehmen, indem man ein Handtuch unter die Fersen rollt, sich weit nach vorne beugt und dann in die Hocke geht.

Wann immer es sich anbietet, kannst Du die tiefe Hocke einnehmen: zum Beispiel beim Haareföhnen, Telefonieren oder Fernsehen. Achte darauf, die Beine und Füße dabei nicht nach innen zu kippen. Die Knie sollten tendenziell nach außen gehen und die Füße sollten gerade sein oder nur leicht nach außen zeigen.

Es lohnt sich aus meiner Sicht, so oft wie möglich so zu sitzen. Die tiefe Hocke (auch mit Handtuch unter den Fersen) sorgt für Wohlbefinden und führt bei vielen zu einem angenehmen Körpergefühl.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 27.11.2020
Aktualisiert am 21.10.2022

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