Trennungsschmerz in Krippe und Kita ernst nehmen

Wenn die Mutter ihr schreiendes Kind im Arm der Kindergärtnerin zurücklässt, tut das nicht nur dem Kind weh, sondern auch der Mutter. Die Mutter plagt das „schlechte Gewissen“, das ja eigentlich auch Ausdruck ihres eigenen Trennungsschmerzes ist. Sie weiß, dass sie dem Kind mit der Trennung möglicherweise zu viel zumutet, doch oft lassen die finanzielle Situation und die Arbeitswelt nichts anderes zu. Hört das Kind auf zu weinen, ist es manchmal auch wirklich gut – das Kind vertieft sich ins Spiel und fühlt sich geborgen, wenn es eine gute Beziehung zur Erzieherin hat.

Manchmal ist das Aufhören des Weinens jedoch auch als „Ohnmachtsreaktion“ zu verstehen. Das Kind resigniert, es kann ja nicht anders, als im Kindergarten zu bleiben.

Wichtig ist es, dass die Erwachsenen den Schmerz des Kindes anerkennen und es noch so lange bei der Mutter/dem Vater klammern und kuscheln lassen, wie es die Zeit erlaubt. Und zwar nicht in der Annahme, das Kind ließe nicht mehr los, sondern in der Gewissheit, dass es schon vom Schoß rutschen wird, wenn es bereit ist. Wenn man sich nur ein wenig mehr Zeit lässt, sieht man in vielen Fällen, dass das funktioniert. Manchmal klettern sie wirklich den ganzen Vormittag nicht mehr vom Schoß. Doch dann ist das ein Zeichen, dass sie mit der Trennung überfordert sind und nicht, dass sie den Erwachsenen trotzen wollen.

Oft bleibt der Mutter/dem Vater nichts anderes übrig, als das weinende Kind im Kindergarten zurückzulassen. Doch dem Kind ist schon sehr geholfen, wenn die Erwachsenen den Trennungsschmerz des Kindes nicht als „Testen-Wollen“ oder „Theater“ fehldeuten.

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Buchtipp:

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Links:

Brigitta vom Lehn:
Stress in der Krippe.
„Die Psychologin Lieselotte Ahnert hat erstmals Zwischenergebnisse der Wiener Kinderkrippenstudie vorgestellt.“
Frankfurter Rundschau, 4.10.2012

Wiener Kinderkrippen-Studie
Die Eingewöhnungsphase von Kleinkindern in Kinderkrippen.
Projektdauer: 2007-2012
http://www.univie.ac.at/bildungswissenschaft/papaed/forschung/x1_FWF_Eingewoehnungsphase_in_KinderKrippe.htm

Harriet J. Vermeer & Marinus H. van Ijzendoorn (2006):
Children’s elevated cortisol levels at daycare: A review and meta-analysis.
Early Childhood Research Quarterly, 21, 390-401; doi: 10.1016/j.ecresq.2006.07.004
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0885200606000421

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 7.12.2012
Aktualisiert am 24.10.2020

6 thoughts on “Trennungsschmerz in Krippe und Kita ernst nehmen

  1. Claudija Stolz sagt:

    Ich finde nicht, dass der zeitliche Rahmen hier offen gelassen wird. Frau Voss beschreibt, dass „solange das Kind weint und klammert“. Das kann nicht in einen Zeitraum gefasst werden. Eine Eingewöhnung ist unterschiedlich. Es kann drei Wochen brauchen und es kann drei Monate dauern. Das Alter des Kindes ist da unbedingt mit zu berücksichtigen. Je jünger das Kind, umso weniger Betreuung sollte überhaupt in Erwägung gezogen werden

    http://www.fruehe-bindung.de

  2. Carmen Brandner sagt:

    Hallo Frau Voos, ich bringe meine, Tochter 3 Jahre und 6 Monate jeden Tag in den Waldkindergarten seit 5 Monaten, Die Trennung fällt ihr schon schwer. Die Erzieherinnen sagen sie säße den ganzen Morgen nur an der Feuerstelle oder liefe halt mit der Gruppe mit. Sie zu irgend etwas zu bewegen wäre äußerst schwer. Sie redet weder mit den Erzieherinnen noch mit den Kindern. Schüttelt höchstens den Kopf oder nickt. Sobald ich sie abholen komme ist sie lustig hüpft rum und erzählt die tollsten Geschichten was sie im Kindergarten alles erlebt hätte und mit wem sie alles gespielt hat. Was sollen wir nur tun?

  3. Mchl Mayers sagt:

    Ich bin mit Ihnen auf, dass man. Ich denke, die Trennung des Kindes Vater und Mutter Verlust des Lebens in der Zukunft. Ich denke also, in das Leben der Eltern und Kinder – Mütter bewusst zu sein. Ich weiß nicht, den Namen einer Organisation Nach der Trennung braucht Kinder richtige Liebe und Fürsorge von ihrem sorgeberechtigten Elternteil und dem anderen Elternteil zu, so dass sie nicht emotional leiden. So müssen Sie die richtige Pflege Ihrer Kinder zu nehmen. Für Hilfe. so, besuchen Sie diese Website http://gluecklichetrennungskinder.de/ Sorge zu tragen Ihre Kinder.

  4. Andrea Szymanski sagt:

    Hallo Frau Voss,
    leider ist diese Sicht auf die Eingewöhnung sehr selten!

    Mein Sohn ist jetzt seit 3 Jahren im Kindergarten und leidet ab und zu immer noch unter Trennungsschmerz… der lapidare Kommentar, der wahrscheinlich überlasteten wenig emphatischen KIndergärtnerin ist ein “ das gibt sich schon…“ mit verdrehten Augen und eigenartiger Mimik….

    Die Leiterin der anderen Gruppe nimmt ihn in den Arm, winkt mit ihm, nimmt ihn ernst in seinen Gefühlen und dann hat sie etwa sehr wichtiges für ihn zu tun! Tolle Taktik, funktioniert und mein Sohn ist nicht nur abgelenkt, sondern getröstet!

  5. Dunja Voos sagt:

    Lieber Herr Neitzel,

    ja, die Eingewöhnungszeit ist enorm wichtig. Sobald die Kinder sich an eine Erzieherin gebunden haben, verkraften sie die Trennung von der Mutter sehr viel besser. Wenn jedoch das Kindergartenpersonal überlastet ist und es nicht gelingt, dass eine gute Bindung zwischen einer Erzieherin und einem Kind zustande kommt, dann kann der Trennungsschmerz auch die ganze Kindergartenzeit über ein Problem sein.

  6. Olaf Neitzel sagt:

    Was Frau Voos hier leider offen läßt, ist von welchem Zeitraum sie spricht. Ist es die Eingewöhnung oder ein beliebiger Zeitraum der Kindergartenzeit? Denn Einrichtungen, die die Eingewöhnung ernst nehmen und praktizieren haben dieses Problem nicht.

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