Präkonzeption nach Bion: Finden, was wir suchten

„And when a child is born into this world it has no concept of the tone of skin it’s living in“ heißt es in dem Lied „Seven Seconds Away“ von Youssou N’Dour (Youtube). Ein Konzept von unserer Hautfarbe haben wir wohl wirklich nicht, wenn wir auf die Welt kommen. Doch der Psychoanalytiker Wilfred Bion (1897-1979) ging davon aus, dass wir als Baby verschiedene Arten von „Präkonzepten“ hatten – zum Beispiel geht er von einem angeborenen Wissen des Babys über die Existenz von Penis und Vagina aus. Und mehr noch: Wenn der Säugling Hunger hat, dann hat er eine Art „Erwartung“, dass da etwas kommen wird, das den Hunger stillt. Diese „Erwartung“ nennt Bion die „Präkonzeption“.

„Obgleich der Säugling noch nicht weiß, was es ist, sucht er danach und wird es erkennen, wenn es ihm begegnet“ schreibt Helen Schoenhals in „Bions Raster leicht gemacht“ (PsA-INfo Nr. 48, Mai 1997, S. 28).

Von der Präkonzeption zur Konzeption

Trifft der Säugling tatsächlich auf die Brust, findet eine „Realisierung“ statt. Dadurch entwickelt sich beim Säugling eine Konzeption: Präkonzeption + Realisierung = Konzeption. Findet er keine Brust, dann vollzieht sich eine „Negativ-Realisierung“. Bion bezeichnet die fehlende Brust dann als „Nicht-Brust“. Die „Nicht-Brust ist etwas sehr Konkretes und Präsentes. Es ist äußerst unangenehm, sie zu haben. Sie fügt dem Säugling Schaden zu und der Säugling versucht, sie loszuwerden. Sie ist mehr oder weniger dem gleichzusetzen, was Bion ein Beta-Element genannt hat“ (Bions Raster leicht gemacht, S. 29). Würde der Säugling schon über eine reifere Denkfähigkeit verfügen, dann könnte er denken, „dass es da etwas gibt, das fehlt“ (S. 29): Die Präkonzeption + die Negativ-Realisierung würde zum Gedanken führen.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 24.2.2016
Aktualisiert am 28.4.2025

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