Schon als Kind haben wir mit sexuellen Phantasien, Gedanken und Gefühlen zu tun. „Wie kommt das Baby in den Bauch?“, fragen sich die Kinder und haben die verschiedensten Vorstellungen davon. Manche Kinder haben die Phantasie, dass man vom Essen schwanger werden könnte. Wenn Kinder Szenen beobachten, die an Sexuelles erinnern (z.B. Geburten im Fernsehen) oder wenn sie mit Sexualität näher in Berührung kommen (im schlimmsten Fall bei sexuellem Missbrauch), äußern sie unter Umständen, dass es ihnen übel wird. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Berührung schlägt auf den Magen
„Wenn der mich nur anfasst, wird’s mir schlecht.“ Viele Menschen kennen das, dass ihnen allein die Berührung eines anderen Übelkeit bereiten kann. Um sich Platz zu schaffen, möchte man den anderen am liebsten „ankotzen“. Zärtlichkeit lassen wir nur gerne zu, wenn es uns gut geht und wenn der andere uns sympathisch ist. Ansonsten zuckt der Magen zusammen wie eine Amöbe: Wenn man sie berührt, wendet sie sich – je nach Umstand – ab (siehe www.william-hogarth.de/Amoebe).
Übelkeit bei Frauen möglicherweise öfter als bei Männern
Die Frau ist diejenige, die beim Sex körperlich etwas „aufnimmt“, daher wäre es gut vorstellbar, dass bei ihr die Übelkeit während des Beischlafs häufiger vorkommt als beim Mann. Epidemiologische Studien hierzu konnte ich noch nicht finden.
Unsere Körpererinnerungen sind immer mit dabei
Wie wir als Kinder angefasst und berührt wurden, wie wir gewickelt, gebadet, gestillt, gestreichelt wurden – all das kann als Gefühlsmischung in Körper und Seele abgespeichert sein. Wer als Jugendliche/r ungewollt von einem betrunkenen Verwandten betatscht wurde, weiß meistens noch genau, wie ekelhaft sich das anfühlte – egal, wie lange es her ist. Das Gefühl der verschiedenen erlebten Berührungen ist uns ganz nah, wenn wir daran denken. Manche könnten da eine Erinnerungslandkarte auf ihrem Körper einzeichnen. Wenn es zum Sex mit dem Partner kommt, sind alle unsere Vorerfahrungen mit dabei.
Was tun?
Wer an Übelkeit im Zusammenhang mit Sexualität leidet, ist oft sehr verunsichert, denn das Symptom lässt sich nur schwer steuern. Hier kann man sich nur auf die innere Suche begeben und sich fragen: Möchte ich mit diesem Partner zusammen sein? Geht es mir gut oder fühle ich mich gerade insgesamt schlecht? Was habe ich als Kind erlebt und was erinnert mich nun möglicherweise jetzt daran? Solche Fragen finden häufig in der Psychoanalyse ihren Platz (Adressen z.B. bei www.dpv-psa.de oder www.dpg-psa.de). Auch auf der Website der bekannten Sexualtherapeutin Ann-Marlene-Henning, doch-noch.de, finden sich viele Antworten zu vielen interessanten Themen.
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