Schuldgefühle machen alles kompliziert. Man möchte dem anderen nicht wehtun. Man bringt zum Beispiel nicht den Mut auf, ihm abzusagen, weil man ihn mag und nicht enttäuschenwill. Man schämt sich. Und schreibt eine Mail, in der man ihm absagt. Und dann? Die Absage sei nicht das Problem, sagt der andere. Sondern die Absage per Mail. Ungewollt hat man alles nur schlimmer gemacht. Und fühlt sich schuldig. Und der andere? Verschiebt vielleicht. Denn auch die Absage wäre ein Problem, doch es wird auf die Mail verschoben. Schuldgefühle jedenfalls will man nicht haben. Sie machen schwer und mutlos. „Feige“ sagen manche. Wie empfinden Sie Schuldgefühle? Wo im Körper spüren Sie sie?
„Ich bin Dir doch egal!“
Der andere reagiert auf den Brief so: „Mit mir kann man’s ja machen! Ich bin Dir doch total egal, sonst würdest Du mehr Achtung vor mir haben.“ Schuldgefühle führen zu Missverständnissen. Denn der Brief war ja das Ergebnis eines zu großen Schuldgefühls, einer zu großen Scham im Vorfeld. Briefe, die rüde erscheinen, bedeuten oft das Gegenteil. Schuldgefühle verwirren und lassen beide Beteiligten hilflos zurück.
Schuldgefühle will man weghaben. Darum redet man unentwegt beruhigend auf sich ein.
Milde
„Wenn Du nicht immer gleich explodieren würdest, hätte ich es Dir auch persönlich gesagt“, mag der Schuldige sagen. Strenge im Vorfeld kann zu einem Drückebergerverhalten führen. Aber oft ist der „strenge Andere“ nur ein Abbild unserer inneren strengen Mutter oder unseres strengen Vaters. Es sind oft Kindheitserinnerungen, die uns in der Gegenwart erstarren lassen. Die Folge sind Verhaltensweisen, die noch mehr Schuld mit sich bringen. Helfen kann hier nur ein sanfter und verstehender Blick auf sich selbst – und den anderen. Worte wie „Milde, Barmherzigkeit, Verzeihen, Gnade“ führen aus der Schuld heraus. Wichtig ist, dass wir diese Worte auch bei uns selbst wirken lassen.
Es ist schwer zu beschreiben, wie sich Schuld anfühlt. Ähnlich wie Hunger kann sie ein Ganzkörpergefühl sein. Im Gegensatz zum Hunger, der stark im Bauch lokalisiert ist, landen Schuldgefühle eher auf dem Rücken. Im oberen und unteren „Kreuz“. Im Nacken könnte man Schuld auch fühlen, denn ähnlich wie bei der Scham senken wir unseren Kopf und können dem anderen nicht in die Augen sehen. Wo fühlen Sie Schuld?“
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