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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Der Kreislauf von Schuldgefühl und starkem Über-Ich – wo ist der Ausgang?

Der Kreislauf von Schuldgefühl und starkem Über-Ich – wo ist der Ausgang?

16.12.2021 von Dunja Voos 2 Kommentare

Wer sich selbst besser kennenlernen will, der lernt bald: Alle Gefühle haben ihre Berechtigung. So lässt sich die sogenannte „irrationale Angst“ häufig auf innere Gefahren zurückführen, wodurch sie verständlich wird. Auch Neid, Wut, Liebe und Trauer dürfen gespürt und ernstgenommen werden. Doch bei der Schuld, da büchsen viele aus: „Du brauchst Dich doch nicht schuldig zu fühlen!“, heißt es oft. Und man bekommt zu hören, dass das Schuldgefühl irgendwie nicht richtig sei, dass es „eingeredet“ oder vererbt sei oder dass es aus sonstigen Gründen nicht so ganz ergnstgenommen werden müsse. Doch auch das Schuldgefühl ist in einem inneren und äußeren System verankert und es hat Recht – es fragt sich nur oft, wozu es „wirklich“ passt.

So fühlen sich manche Missbrauchsopfer sehr schuldig, wobei ihnen immer wieder gesagt wird, sie hätten keine Schuld. Haben sie auch nicht. Und doch ist das Schuldgefühl da. Es passt zu einem Gefühl, das manchen erst in einer langen Psychotherapie deutlich wird: Es war beim Missbrauch vielleicht damals oder auch erst im Nachhinein – bei aller Abscheu – bei manchen Betroffenen ein erotisches Gefühl mit dabei (siehe „Sexueller Missbrauch und die erotische Komponente“).

„Was hab‘ ich getan?“

Da fühlt man sich schuldig, wenn die Mutter stirbt, weil vielleicht auch eine Art von Erleichterung mitschwingt – oder noch „schlimmer“: Vielleicht hatte man hier und da sogar den Wunsch, ihren Tod herbeizuführen. Man fragt sich, wie mächtig Gedanken eigentlich sind und bekommt vielleicht Angst. Oft können die Ängste vor der vermeintlichen eigenen psychischen Macht erst in einer Psychoanalyse gelindert werden.

Da fühlt man sich schuldig, wenn man sich krankmeldet, weil da irgendwo doch auch der Hass auf den ein oder anderen Kollegen sichtbar werden könnte. Sogar Dankbarkeit ist manchmal vermischt mit einem Gefühl von Wut, weil man es hasst, sich so abhängig von äußeren Umständen oder anderen Menschen zu fühlen. Und auch für dieses Wutgefühl kann man sich schuldig fühlen.

Andere hintergehen, ohne dass man es merkt

Ein ganz spezielles Schuldgefühl kommt meiner Meinung nach dann zustande, wenn man andere hintergeht, ohne es zu merken. Wenn wir eine überstrenge Mutter oder einen überstrengen Vater hatten, dann fühlen wir uns anderen gegenüber oft sehr eingeschüchtert. Wir trauen uns nicht, unseren Ärger zu spüren oder gar auszusprechen. Oft haben wir vielleicht das Gefühl, wie könnten den anderen „stören“ und sprechen ihn deswegen nicht an, wenn wir etwas von ihm brauchen.

Vielleicht können wir den anderen kaum ernstnehmen, weil wir bei Eltern großgeworden sind, die wir tatsächlich nicht ernstnehmen konnten, weil sie betrunken waren oder weil wir früh die Elternrolle für sie übernehmen mussten.

Wenn wir Gewalt erfuhren, dann scheuen wir uns vielleicht, die alltäglichen „Mini-Gewalten“ auszuüben – manchmal haben wir vielleicht schon Angst, wir würden in einen anderen „eindringen“ oder ihn überfordern, wenn wir einfach nur nach etwas fragen müssten, um für uns selbst Klarheit zu gewinnen. Unser „Nein“, aber vielleicht besonders auch unser „Ja“ kommt uns dann manchmal wie ein kleiner Gewaltakt vor. Wir haben bereits ein strenges Über-Ich, das uns sagt: „Fass‘ den anderen bitte mit Samthandschuhen an und fordere nicht zu viel ein.“

Das Problem bei unserem „duckmäuserischen“ Verhalten ist aber, dass der andere sich nicht gesehen und sich nicht ernstgenommen fühlt.

Angst vor dem anderen kann zu schuldhaftem Verhalten führen

Wenn wir vor dem anderen große Angst haben, dann haben wir oft die Vorstellung, der andere lässt uns eh nicht durch mit unseren Anliegen, Bedürfnissen, Fragen und Wünschen. Also sind wir freundlich zum anderen, während wir ihn für gefährlich halten und durch die Hintertür das zu erreichen suchen, was wir brauchen. Dieses Verhalten vergrößert unser (unbewusstes) Schuldgefühl jedoch enorm und es ist ein absolutes Muskeltraining für unser Über-Ich: Unser Über-Ich wird durch die „Schuld“, die wir uns infolge des duckmäuserischen Verhaltens aufladen, immer stärker.

Die Mitmenschen werden immer verzweifelter im Umgang mit uns und wir selbst werden immer misstrauischer.

Wir sind dann in einem furchtbaren Kreislauf von Anwachsen von Schuld und Anwachsen von Über-Ich-Kräften gefangen. Nicht selten hat die sogenannte „Soziale Phobie“ hier ihre Wurzeln.

Raus aus dem Schuld-Überich-Gestrüpp

Der einzige Weg, um aus dem Kreislauf von dieser Art von „Schuld und Strenge“ herauszukommen ist es, sich diesen ganzen Zusammenhängen willentlich zu stellen. Sie werden oft erst in einer engen Beziehung deutlich, z.B. in der Beziehung zum Partner, zu den Arbeitskollegen oder zum Psychoanalytiker.

Die eigenen Schuldgefühle aufzudecken ist oft mit einer ungeheuren Pein verbunden – es ist uns extrem peinlich. Und Peinlichkeit tut unglaublich weh. Hierüber schreibt der australische Psychoanalytiker Neville Symington in seinem Buch „Becoming a Person through Psychoanalysis“ sehr eindrücklich.

Wenn wir uns mit diesen unangnehmen Dingen beschäftigen, kann es sein, dass unser Über-Ich zunächst noch einmal an Stärke zulegt. Wir sind dann oft verzweifelt, weil wir einen so großen inneren Druck verspüren oder so viele psychische und körperliche Beschwerden haben, dass wir kaum ein noch aus wissen.

Doch wenn wir uns entschieden durchpfriemeln, entdecken wir immer mehr interessante Zusammenhänge, sodass wir uns zunehmend besser durch unsere Beziehungen navigieren können. Wir müssen viel weniger kämpfen, weil wir nicht mehr so viel zurückhalten müssen.

Es erfordert oft Mut, dem anderen endlich Fragen zu stellen, dem anderen zu trauen, ihn ernstzunehmen, Neins abzukassieren, behindert zu werden, in der Gemeinschaft zu bleiben und sich einzulassen. Doch wir erfahren auch Beglückendes: Der andere sagt viel seltener „Nein“ als wir vielleicht befürchteten und wir können den anderen vielleicht erstmals als Unterstützer und nicht als Gegner erleben.

Wenn wir diesen Weg aus Erforschen, Verstehen und schließlich Ausprobieren gehen, merken wir, wie gut uns das tut. Unser Schuldgefühl lässt nach, unsere Beziehungen verbessern sich. Und unser inneres System beruhigt sich, weil auch unser Über-Ich durch „weniger Schuld“ zur Ruhe kommt. Wir glauben manchmal, wir könnten andere belügen. Aber das können wir nicht wirklich. Wir können uns auch selbst nicht belügen.

Es geht uns eben meistens erst besser, wenn wir uns durchringen, die Wahrheit zu suchen, unsere Abhängigkeit von anderen anzuerkennen und nicht mehr am anderen vorbeizulaufen. Ganz nebenbei verringert sich dann auch unsere Einsamkeit. Wir machen vielleicht mehr schmerzliche, aber wahrscheinlich auch deutlich mehr beglückende Erfahrungen. Vielleicht ist die schönste Erfahrung dabei, dass wir uns dann endlich selbst in Ruhe lassen können.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • Soziale Phobie und innere Verbote
  • Sexueller Missbrauch und die erotische Komponente
  • Neville Symington: The Psychology of the Person
  • Affekte der Zwangsstörung: Drang, Angst und Schuld
  • Schuldgefühle und schlechtes Gewissen nicht so schnell wegschieben
  • Selbst schuld!

Buchtipp:

Dunja Voos:
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Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden.

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 15.9.2021
Aktualisiert am 16.12.2021

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Kategorie: Begriffe, Lebenshilfe, Psychoanalyse, Trauma Stichworte: Lebenshilfe, Psychoanalyse, Schuld, Trauma

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Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    15.09.2021 um 19:22

    Vielen Dank für die Rückmeldung, lieber Casparov

  2. Casparov meint

    15.09.2021 um 18:52

    Toller Text, Danke!

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