Ein Mädchen ritzt sich, nachdem ihr Vater plötzlich das Besuchswochenende abgesagt hat. Mit den Schnitten in den Unterarm befreit es sich vom Druck, aber es entsteht auch Scham. Sie hasst sich selbst: Wäre sie gut genug, würde der Vater kommen, so der Gedanke. Sie spürt die unausweichliche Anspannung – vielleicht auch die Spannung des Alleinseins oder des engen Zusammenseins mit der Mutter. Auch Wut auf den Vater kann auftauchen. Vielleicht will das Mädchen eigentlich andere verletzen, aber das geht nicht – also verletzt sie sich selbst. Wenn sie sich schneidet, spürt sie ihr warmes Blut. Das entspannt sie. Sie findet zu sich selbst zurück, spürt ihren Körper. Und dann umsorgt sie sich, indem sie ihre Wunden desinfiziert und sich den Arm verbindet. Weiterlesen
Wenn sich ein Psychotherapie-Patient das Leben nimmt, kann der Psychotherapeut trauern wie nach dem Tod eines Angehörigen. So ging es mir selbst – und so wird es auch im Deutschen Ärzteblatt beschrieben: „Selbstfürsorge: Wenn Patienten sterben“ (PP 10, Ausgabe November 2011, Seite 506). Viel wird darüber nicht gesprochen, denn Schuld und Scham spielen eine große Rolle. Wenn der Patient, dem man helfen wollte, aus dem Leben scheidet, hinterlässt dies auch das Gefühl des Scheiterns. Mitunter tauchen dramatische Ängste auf: „Ob jetzt wohl die Polizei zu mir kommt?“, fragt man sich als Therapeut – und manchmal ist es so. Oft wird der Tod des Patienten sehr still verarbeitet: „Ich habe tagelang nur geweint“, erzählt ein junger Psychoanalytiker. Weiterlesen
Vielleicht fühlst du manchmal eine Art Suiziddruck oder Suizidimpuls: Du hast das Gefühl, du müsstest dich umbringen, obwohl du das gar nicht willst. Es fühlt sich vielleicht an wie ein Zwangsimpuls, den manchmal junge Mütter beschreiben, wenn sie gegen ihren Willen den Impuls verspüren, ihrem Baby etwas antun zu müssen. Solche Druckgefühle können extrem unangenehm werden – gerade auch, weil sie so schwer zu beschreiben sind und wie „verrückt“ wirken. Es kann hilfreich sein, sie zu erforschen. Weiterlesen
Vielleicht hast du das Gefühl, dass dir nicht mehr zu helfen ist. Vielleicht erscheinen dir deine Situation, deine Gefühle von Sinnlosigkeit und deine innere Leere so groß, dass du dich nach dem Tod sehnst. Das ist nicht unbedingt „krank“, wie manche sagen. Die Suche nach Ruhe und dem Ende der Qual ist auch eine gesunde und natürliche Regung der Psyche – ein Versuch der Selbstregulation und der Selbstfürsorge. Innerer Schmerz und Terror können so groß sein wie eine unaushaltbare körperliche Not. Der Tod, so die Hoffnung, ist ein mögliches „Ticket out“ (Cathy Penney in „Take these broken wings“, Youtube). Weiterlesen
Die Angst ist überall. Sie ist tief in mir und war schon immer dort. Sie bedrängt mich, sie füllt mich aus. Sie ist wie ein riesiges Loch. Es gibt keinen Kern mehr in mir. Die Realität greift nicht mehr. Niemand kann mich trösten, niemand kann mir Halt geben. Die anderen, sie interessieren mich nicht. Das Leben ist nichts als eine riesige Bedrohung. Ich kapituliere. Medikamente helfen nicht. Expositionstraining hilft nicht. Beziehung nicht. Selbst im Tod bin ich mir nicht sicher, dass ich nicht auf immer irgendwelche Höllenqualen leiden muss. Nichts hat wirklich gegriffen. Ich bin Dieselbe geblieben. Weiterlesen
Meistens hören wir die positiven Berichte von Menschen mit Nahtoderfahrungen (NTE, Near Death Experiences, NDE): Da gibt es gute Begleiter, viel Licht, nie gesehene Farben, unaussprechlich gute Gefühle und ein Verlassen des Körpers. Danach haben viele keine Angst mehr vor dem Tod. Doch etwa eine von fünf Nahtoderfahrungen sind erschreckende, grausame Erfahrungen, über die kaum jemand spricht (Bush und Greyson, 2014). Nancy Evans Bush ist davon betroffen und hat zusammen mit dem Arzt Bruce Greyson einen sehr guten Artikel darüber geschrieben (Distressing Near Death Experiences).Weiterlesen