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„Guckst du mich bitte an?“

Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns so schämen, uns so schuldig fühlen oder so wütend sind, dass wir den anderen gerade nicht anschauen können. Ein Erwachsener bittet vielleicht seinen Partner einmal, ihn anzuschauen. Doch in der Regel nehmen wir es hin, wenn uns ein anderer Erwachsener gerade nicht anschauen kann. Viele Eltern gehen jedoch mit ihren Kindern ganz anders um. Sie fordern sie eindringlich immer wieder auf: „Guckst du mich bitte an? Haben wir uns verstanden?“ Über die Maßen zwingen sie das Kind dazu, sie anzuschauen. Das Kind ist ohnmächtig – was soll es anderes tun, als zu gehorchen? Wer einmal genau beobachtet, wie erniedrigt sich ein Kind in so einer Situation fühlt, wird wahrscheinlich vorsichtiger mit seiner Aufforderung sein. Auch Kinder haben ein Recht darauf, ihre Eltern nicht anzuschauen.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 19.6.2013
Aktualisiert am 30.5.2014

Wirkung der psychoanalytischen Therapie im MRT erkennbar

In einer aufwendigen Studie, der Hanse-Neuropsychoanalyse-Studie, konnten Wissenschaftler bei 20 depressiven Patienten nachweisen, dass die psychoanalytische Therapie Veränderungen im Gehirn bewirkt. Schon nach 7 Monaten verringerte sich die Hirnaktivität in d...

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Epigenetik: Zuwendung wirkt sich auf Gene aus

Mütterliche Zuwendung hat Einfluss auf die Gene des Kindes. Der kanadische Forscher Michael Meaney wies in einem Tierexperiment nach, dass Rattenkinder, die zu wenig Zuwendung von der Mutter erhalten hatten, als ausgewachsene Tiere besonders stressanfällig waren. Der Grund: Bestimmte Gene konnten dauerhaft nicht mehr abgelesen werden. Das Forschungsfach, das sich mit diesen Zusammenhängen beschäftigt, heißt Epigenetik. Weiterlesen

Hydroxyzin

Der Wirkstoff Hydroxyzin (Medikamentenname: Atarax®, UCB-Pharma) ist gleichzeitig ein Beruhigungsmittel und ein Antihistaminikum. Er setzt sich auf die H1-Rezeptoren der Zellen und blockiert sie. Hydroxyzin wirkt beruhigend. Der Name Atarax®, den die Pharma-Firma UCB sich als Medikamentennamen für diesen Wirkstoff ausgedacht hat, ist zurückzuführen auf das griechische Wort „ataraktos“, was „nicht beunruhigt“ heißt. Beruhigungsmittel heißen daher auch „Ataraktika“. Eine andere Bezeichnung für diese Wirkstoffgruppe ist „Tranquillizer“ („Ruhigsteller“). Da Hydroxyzin angstlösend wirkt, wird es auch als „Anxiolytikum“ (Lyse = Auflösung) bezeichnet. Hydroxyzin wird eingesetzt bei Ängsten, Zwängen, Schlafstörungen, aber auch bei Psychosen sowie bei Nesselsucht (Urtikaria). Es beeinflusst das Histamin H1, das Serotonin, das Dopamin und die alpha-1-Adrenorezeptoren.

Strukturformel auf Wikipedia

wikipedia.org: Hydroxyzin

So sehen die Tabeltten aus (Wirkstoff: Hydroxyzin. Medikamentenname: Atarax)

www.emedicinehealth.com: Hydroxyzin

Das sagen Patienten zu Atarax®:

www.depri.ch: Atarax
www.eve-rave.ch: Atarax

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Medikamente bei generalisierter Angststörung

Imipramin – ein trizyklisches Antidepressivum

Imipramin (bekannt als Tofranil) ist ein Wirkstoff, der stimmungsaufhellend und leicht schmerzlindernd wirkt. Imipramin ist ein sogenanntes „triziyklisches Antidepressivum“ und wird sowohl bei Depressionen als auch bei der generalisierten Angststörung eingesetzt. Bekannt ist der Wirkstoff unter dem Medikamentennamen Tofranil®. Das Medikament wird von der Bonner Pharmafirma Dolorgiet hergestellt. Früher wurde es von der Firma Novartis produziert. Weiterlesen

Vorsicht mit dem Erziehungsmittel „Aus-Zeit“

„Geh in dein Zimmer und komm erst wieder, wenn du dich beruhigt hast!“ So hieß es früher. Heute heißt es (etwas kontrollierter): „Setz dich für zwei Minuten auf die stille Treppe.“ Ein kleines Kind in einer verfahrenen Situation mit einer „Auszeit“ zu strafen, ist modern, aber oft nicht gut. Auch, wenn es Eltern und Kindern möglicherweise dazu dienen kann, sich zu beruhigen, sollte diese Methode nur mit Vorsicht angewendet werden. „Auszeit“ ist ein Begriff aus Erziehungsprogrammen wie dem Triple P (Positive Parenting Programme). Dabei trennen sich Bezugsperson und Kind für eine überschaubare Zeit, um jeweils wieder zu sich selbst zu finden.

Die Auszeit ist für viele Eltern und Kinder ein möglicher Ausweg aus einer wütenden Situation. In Elterntrainings wird dieses Werkzeug vermittelt. Wenn Eltern jedoch Schwierigkeiten damit haben, ihre eigenen Gefühle mit Abstand anzuschauen, ist die Versuchung groß, mit der Auszeit als Strafe einfach die eigene Wut abzureagieren. Das Kind wird auf den Stuhl gesetzt und basta. Sind die Eltern sehr autoritätsgläubig, dann vertrauen sie dem Trainer des Elterntrainings mehr als ihren eigenen Gefühlen und wenden die Auszeit an, obwohl sich sich selbst überhaupt nicht wohl damit fühlen.

Trennung von der Bezugsperson als fragwürdige Strafe

Für das Kind selbst bedeutet die Auszeit, von der Bezugsperson getrennt zu sein. Besonders kleine Kinder können diese Trennung oft kaum verkraften. Die Kinder können auch noch nicht verstehen, dass nur ihr Verhalten gestraft werden soll, dass sie selbst als Person jedoch nicht abgelehnt werden. Doch im Eifer des Gefechts ist diese Unterscheidung selbst für die reifesten Erwachsenen nicht immer leicht. Die Auszeit mag helfen, dass sich Kind und Erwachsener tatsächlich beruhigen.

Oft kommt es jedoch auch vor, dass das Kind in der Auszeit nur vordergründig ruhig wird. Innerlich ist es unruhig – es fühlt sich herabgesetzt, zurückgewiesen und gedemütigt. Seine innere Wut wächst.

Der „Erfolg“ ist nicht echt

So kann es passieren, dass hinter der Fassade des Erfolgs Wut und Verzweiflung des Kindes wachsen. Kommen solche Situationen öfter vor, wird das Kind immer öfter in aller Stille wütend. Es entwickelt eine chronische Wut, die die Beziehung zwischen Mutter („Mutter“ steht hier der Einfachheit halber für nahe Bezugspersonen) und Kind stört. Oft ist diese chronische Wut des Kindes auch nur ein Spiegelbild der Wut der Mutter.

Kleine Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen helfen, ihre Gefühle zu regulieren

Ist das Kind noch zu jung, um sich selbst beruhigen zu können, ist es mit der Auszeit absolut überfordert. Seine innere Not wird größer: Angst und Ohnmacht beherrschen nun das kleine Kind. Doch Gehorsam aus Angst ist kein guter Weg. Wer also die Auszeit anwendet, sollte das nicht gedankenlos tun und immer auf die eigenen Gefühle achten. Die gute Beziehung zum Kind und das gute Gefühl bei Mutter und Kind sollte immer Vorrang vor „Erziehungstipps“ haben.

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Quellen:

Heidi Simoni:
Wie erleben und verstehen kleine Kinder Strafen?
Zeitschrift „undKinder“ Nr. 80, Dezember 2007: 31–37

Thomas Gordon:
Die neue Familienkonferenz.
Kinder erziehen ohne zu strafen.
Heyne Verlag, München 2007

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 30.1.2010
Aktualisiert am 1.11.2019

Mobbing in der Schule

Wut, Ohnmacht, Unverständnis – das erleben wohl die meisten, wenn klar wird, dass ein Kind in der Schule gemobbt wird. „Mob“ ist das englische Wort für „Meute“. Mobbing bedeutet, dass ein Täter sich ein Opfer aussucht und es gemeinsam mit seinen Mitläufern triezt. Wann immer Menschen zu einer Gruppe zusammenfinden, kann sich eine Mobbing-Situation entwickeln. Den Opfern geschieht dabei großes Leid. Doch auch der Täter bringt mit seinen Taten zum Ausdruck, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Weiterlesen

Der Gutgeh-Stress

Es muss uns gut gehen. Davon sind wir überzeugt. Und davon werden wir an jeder Ecke überzeugt – Ratgeber mit befreit lächelnden Menschen auf der Titelseite zeigen uns, wie es wirklich geht: Endlich entspannt zu sein und es „geschafft“ zu haben. „Wenn Sie länger als zwei Wochen antriebslos und traurig sind, gehen Sie zum Arzt – es könnte eine Depression dahinterstecken“, liest man immer wieder. Holla die Waldfee! Weiterlesen

Vojta-Therapie bei Babys: Artikel in der Zeitschrift „Eltern“ erschienen (2014)

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Endlich! Die Diskussion um die Vojta-Therapie bei Babys hat ihren Weg in die Medien gefunden! Die Mai-Ausgabe 2014 der Zeitschrift ELTERN berichtet über die Vojta-Therapie. Die Redakteurin Nora Imlau hat einen sehr ausgewogenen Artikel geschrieben, in dem Pro- und Kontra-Stimmen ihren Platz haben. Die Kontra-Stimme kommt natürlich von mir – das Interview finden Sie auf S. 43: „Vojta schadet Kinderseelen“.

Bei Dauer-Stress leidet der Körper unter einer allostatischen Last

Kurzfristig kann sich der Körper an stressige Situationen anpassen. Wenn wir in einer Prüfungsphase sind, ist unser Blutdruck vielleicht eine Weile erhöht. Der Körper setzt den äußeren Anforderungen etwas entgegen. Er befindet sich nicht in einer Homöostase, also einem Gleichgewicht, sondern in einer Allostase. Er ist in einer veränderten Verfassung, um mit den äußeren Anforderungen zurecht zu kommen. Ist die Belastung vorbei, findet der Körper zurück zu seinem Gleichgewicht. Bleibt die Anforderung bzw. die Reaktion darauf jedoch bestehen, dann leidet der Körper unter der eigenen „allostatischen Last“.

homoios = griechisch: ähnlich; allos = griechisch: anders, stasis = das Stehen, der Zustand

Allostatic Load Index

Wie hoch diese allostatische Last, also diese Belastung ist, lässt sich mit dem „Allostatic Load Index“ (ALI) abschätzen. Der Index gibt einen Hinweis darauf, wie stark die ungesunden körperlichen Veränderungen bereits ausgeprägt sind.

Der Neurophysiologe Bruce McEwen (1938-2020) und der Psychologe Eliot Stellar (1919-1993) haben 1993 den Begriff des „Allostatische-Last-Index“ eingeführt (siehe: Reducing Allostatic Load in Depression and Anxiety Disorders: Physical Activity and Yoga Practice as Add-On Therapies, Luciana D’Allessio et al., 2020). Insbesondere Armut ist mit einem erhöhten Index verbunden.

Der Allostatische-Last-Index (Allostatic Load Index) lässt sich an verschiedenen Markern ablesen. Sowohl Laborwerte als auch körperliche Befunde lassen Rückschlüsse darauf zu, wie hoch die Stressbelastung eines Menschen ist. Dazu gehören zum Einen die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol in Verbindung mit Entzündungswerten (Zytokine wie Interleukin 6 oder Tumor-Nekrose-Faktor). Zum anderen ist die Erfassung der Werte wichtig, die bei körperlichen Erkrankungen verändert sind wie z.B. Insulin und Glukose bei Insulinresistenz. Ebenso gemessen werden können Bauchfett, Blutdruckwerte, Fibrinogen und C-reaktives Protein (Luciana D’Alessio et al. (2020): Reducing Allostatic Load in Depression and Anxiety Disorders: Physical Activity and Yoga Practice as Add-On Therapies. frontiers in Psychiatry, doi 10.3389/fpsyt.202000501)

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