Gut psychoanalytisch arbeiten kann ich mit Patienten, die gut symbolisieren können. Sie können z.B. so etwas sagen wie: „Ich fühle mich so traurig – es ist, als ginge ich durch eine dunkle Wolke.“ Die bildhafte Sprache und das bildhafte Denken machen ein „träumerisches Miteinander“ möglich. Das Unbewusste kann sozusagen leicht angesprochen werden, Phantasien und Überzeugungen können sich verändern. Menschen, die nicht so gut symbolisieren und abstrahieren können, hängen oft sehr am Konkreten fest. Sie brauchen manchmal erst viele logische Erklärungen. Es ist manchmal, als ob es ihnen an einem psychischen Raum fehlte, der erst einmal durch die therapeutische Beziehung entstehen muss. Diese Arbeit bzw. der Versuch, gemeinsam zu „spielen“, kann lange dauern und erfordert viel Geduld – mit Respekt vor natürlichen Grenzen. Weiterlesen
Die Sicherheit ist unsere Geliebte. Das Bedürfnis nach Sicherheit zählt zu unseren Grundbedürfnissen. Die Unsicherheit, unsere Feindin, lauert uns überall und jeden Tag auf. Unsicherheit aushalten zu lernen ist eine hohe Kunst. An der Hand eines Freundes lässt es sich besser ertragen, wenn man nicht weiß, wie es morgen weitergehen soll. Unsicherheit fühlt sich an, als stünde man auf einem Hochseil und müsste den nächsten Schritt setzen, ohne wirklich gut balancieren zu können.Weiterlesen
Ähnlich wie beim Lachen entspannen sich beim Weinen die Muskeln. Es wird etwas „abgeführt“, das Weinen erleichtert uns normalerweise. Menschen mit Depressionen berichten jedoch oft, dass sie das Weinen anstrengend finden. Es ist, als hätte es seinen Sinn verloren. Manche Menschen sprechen von „Traurigkeit“, wenn sie von Depression sprechen. Tatsächlich ist die Depression aber oft eher eine Unfähigkeit, Trauer zu empfinden und traurig zu sein. Auch andere „negative“ Gefühle können in der Depression schlechter wahrgenommen werden. Stattdessen macht sich oft Gefühllosigkeit, Gelähmtheit, Erschöpfung und eine Starre breit. Weiterlesen
Ich habe allen Grund zur Wut. Hass und Zerstörungswut sind immer nah. Ich sehe jeden Tag, wie gut es den anderen geht. Gut und immer besser. Sie haben Familie, sie kommen weiter, sie haben Geld. Sie gehören zusammen. Ich stehe draußen. Und will reinkommen. Doch immer wieder möchte ich im Zusammensein mit den anderen hinausschreien: „Es ist so ungerecht! Es geht mir so schlecht! Ich kämpfe täglich um’s innere Überleben. Und ihr macht einfach weiter!“ Jede kleine Ungerechtigkeit schneidet tief in mein Herz. Meine Sehnsucht wird immer größer, ich kann so vieles nicht haben, was für andere selbstverständlich ist. Doch an diesem Abzweig muss ich aufpassen: Ich werde immer fieser, immer bedürftiger. Jetzt muss ich alle Kraft aufwenden, um eben diesen Emotions-Berg zu überwinden. Weiterlesen