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Psychose: Frühe Traumata können mit späteren Positivsymptomen und Vernachlässigung mit Negativsymptomen zusammenhängen

Die sich entwickelnde Psyche und der reifende Körper sind beim Baby noch sehr eng miteinander verbunden. Die Reifung geschieht insbesondere über die enge Kommunikation mit Mutter und Vater. Über das Vermögen der Eltern, sich in ihr Kind einzufühlen, kommt es zur psychischen Strukturierung. Sind die Eltern fähig, ihr Kind zu beruhigen, kann sich ein sicheres Lebensgefühl einstellen. Eltern, die selbst traumatisiert sind, sind durch ihr Baby leicht überfordert. Kommt es zu Gewalt am Baby oder aber auch zu schweren medizinischen Eingriffen, während das Baby noch nicht sprechen kann, kommt es zur Verwirrung. Fähigkeiten zur Kommunikation und zur motorischen Entwicklung bleiben zurück. Forscher sehen zunehmend Zusammenhänge zwischen frühen Traumata und späteren psychotischen Plussymptomen (z.B. Wahn, Halluzination). Hingegen hängen Negativsymptome (z.B. Erstarrung, Lethargie) anscheinend mit Erlebnissen von Vernachlässigung in der Kindheit zusammen. Weiterlesen

Psychischer Schmerz ist handfest wie Körperschmerz, vegetative Symptome sind formlos wie unbestimmte psychische Zustände

„Wenn ich Schmerzen habe, leide ich wenigstens nicht unter namenloser Angst“, sagt eine Patientin. „Immer, wenn mir meine Brust weh tut, bekomme ich schreckliche Panikattacken“, sagt eine andere Patientin. Manche Menschen fühlen sich durch körperliche Schmerzen geerdet, andere wieder fühlen sich dann vom Körper bedroht, nicht mehr fähig, zu flüchten und maßlos verloren. In der Psyche ist es ähnlich wie im Körper: Es gibt „Handfestes“ und weniger Handfestes. Auf der einen Seite kennen wir körperliche Schmerzen, auf der anderen Seite eher schwebende, unförmige Zustände wie Übelkeit, Atemnot und Schwindel, also vegetatives Unwohlsein. In der Psyche gibt es handfesten Schmerz wie Trauer, Neid, Eifersucht, Wut, Alleinsein und Hass oder aber „schwebende“ Gefühle wie die Angst, verrückt zu werden oder Depersonalisation.Weiterlesen

Nähe zulassen wird leichter, wenn eine spürbare Schutzhülle entsteht

Oft fällt es uns schwer, Nähe zuzulassen. Manchmal liegt der Grund darin, dass eine körperlich spürbare Schutzhülle zu fehlen scheint oder dass sich die körperliche Hülle undicht anfühlt. Auch das Bild vom anderen ist dann vielleicht nicht gerade vertrauenserweckend. Am besten können sich zwei Menschen nahe sein, wenn sie sich sicher voneinander getrennt fühlen. Wenn wir uns respektiert fühlen, können wir die Nähe zum anderen als etwas Gutes erleben. Es gibt uns ein gutes Gefühl, wenn wir wissen, dass wir unserem Bedürfnis nach mehr Abstand oder auch mehr Nähe Ausdruck verleihen dürfen. Haben wir überwiegend bedrohliche Erfahrungen in engen Beziehungen gemacht, dann fühlen wir uns oft auch brüchig. Nähe bedeutet dann für uns, keinen eigenen Raum mehr zu haben. Manche Menschen spüren es in der Partnerschaft, in der Psychotherapie oder Psychoanalyse: Wenn es ruhig und friedlich wird, wenn es so aussieht, als ob man sich gut versteht, wenn es passt, dann wird man unruhig und ergreift die Flucht. Weiterlesen

Psychose: Gegen den Wahn kommt die Realität nicht an

Wir alle kennen unsere kleinen Wahnüberzeugungen, die wir selbst sogar als solche erkennen und gegen die wir trotzdem nicht ankommen. Kein "Sieh-doch-mal!", keine noch so vernünftige Argumentation kann uns erreichen, wenn wir von unserem persönlichen Bild ...

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13 Wie werde ich Psychotherapeut*in/Psychoanalytiker*in? Zuhören lernen

Das intensive Zuhören zu erlernen, ist sicher eine der größten Herausforderungen in der psychothearpeutischen Ausbildung. Der amerikanische Psychoanalytiker Lewis Aron (1952-2019) hat in einem wunderbaren Zitat zusammengefasst, worum es in der Psychoanalyse geht (2009, frei übersetzt von Voos): „Das ist es, was Psychoanalyse ist. Das ist es, was wir anbieten: Wir hören den Menschen ganz genau zu, über eine lange Zeit und mit einer großen Intensität. Wir hören auf das, was sie sagen und auf das, was sie nicht sagen; auf das, was sie in Worten sagen und jenes, was sie mit ihren Körpern und ihren Handlungen ausdrücken. Und wir hören ihnen zu, indem wir uns selbst zuhören – wir achten auf unsere Psyche, unsere Träumereien und unsere körperlichen Reaktionen.“ Weiterlesen

Antidepressiva flachen das Gefühlsleben ab

"Ich weine bei traurigen Filmen nicht mehr." "Ich komme nicht mehr zum Orgasmus." "Wenn ich mit anderen kommuniziere, merke ich, wie ich in Watte gepackt bin." Das sind häufige Aussagen von Menschen, die Antidepressiva einnehmen. Als Psychotherapeutin meine i...

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Ruhe, Bewegung und Achtsamkeit helfen bei Heuschnupfen

„Außer Desensibilisierung kann man da kaum was machen“, sagt die Dermatologin im Fernsehen. Heuschnupfen quält und erschöpft. Man kann schon etwas tun, aber es braucht viel Konsequenz und die Disziplin der Verzweiflung. Regelmäßiges, atembetontes Yoga können den Heuschnupfen meiner Erfahrung deutlich lindern oder sogar fast ganz kurieren, doch muss man sich Zeit geben: Etwa zwei Jahre täglichen Yogas brauchte es bei mir, um die Symptome dauerhaft zu lindern bzw. zu beseitigen. Auch Studien zufolge ist Yoga bei allergischer Rhinitis hilfreich (z.B. Chanta A. et al., 2022). Wichtig ist es, den gestressten Körper herunterzufahren – während wir schlafen, haben wir auch keinen Heuschnupfen, selbst wenn wir tagsüber während des Pollenfluges ein Nickerchen machen. Andererseits werden wir in der zweiten Nachthälfte oft mit starken Symptomen wach. Viele verschiedene Bausteine können das Immunsystem beeinflussen. Hier einige Tipps:Weiterlesen

105 Wie werde ich Psychotherapeut*in/Psychoanalytiker*in? Die Abstinenzregel aus heutiger Sicht

Im weitesten Sinne bedeutet „Abstinenz“, dass der Therapeut keine private – vor allem aber auch keine sexuelle – Beziehung mit dem Patienten eingeht. Der italienische Psychoanalytiker Gaetano Benedetti (1920-2013) schreibt: „Die Abstinenzregel bleibt grundsätzlich gültig als Selbstdisziplin, als Selbstreflexion, als ständige Überprüfung der unbewussten Motivationen, als Verzicht auf narzisstische Interventionen“ (Die Kunst des Hoffens, Vandenhoeck & Ruprecht 2000, S. 158). Ausbildungskandidaten sind so manches Mal verunsichert und vielleicht zu streng mit sich selbst. „Also atmen ist noch erlaubt“, sagte mir einmal mein Supervisor. Und: „Freude zeigen auch.“ Einen guten Überblick über „Die Geschichte der Abstinenzregel“ (2003, PDF) liefert die Psychoanalytikerin Iris Graurock vom Dresdener Institut für Erwachsenenbildung und Gesundheitswissenschaft e.V., www.dieg.org.Weiterlesen

Die Angst, laut loszuschreien, hat viele Ursachen. Das kannst Du tun.

Die Angst, einfach laut losschreien zu müssen, ist nicht selten. Die Impulse können sehr stark sein, ähnlich wie bei einem Tourette-Syndrom. Diese Angst kann bei psychischen Belastungen vorkommen, insbesondere dann, wenn Du z.B. frühtraumatisiert bist. Vielleicht hast Du schon früh medizinische Behandlungen, Gewalt oder die Vojta-Therapie über Dich ergehen lassen müssen. Das waren Situationen, in denen Du als Baby enorm unter Druck warst und laut schreien musstest. Du hörtest Dich selbst dabei schreien. Gerade in angespannten, auch in stillen Situationen, können Dir Bilder vom Schreien in den Kopf kommen oder Du hast das Gefühl, gleich selbst laut losschreien zu müssen. Dieser Drang entsteht möglicherweise häufig in Situationen, in denen Du schlecht wegkommen würdest: in Aufzügen, Seilbahnen, in einer ruhigen Situation mit Kind oder Partner, im Flugzeug, während der Moderation einer Fernsehsendung oder im Hörsaal. Etwas will sich Gehör verschaffen – DU willst Dir Gehör verschaffen.Weiterlesen

Abstinenz in der Analytischen Psychotherapie: Soll ich meinen Patienten körperlich berühren?

„Abstinenz“ bedeutet in der Psychoanalyse in erster Linie, dass der Analytiker mit dem Patienten keine sexuellen Kontakte knüpft. Von diesem Pol aus gibt es viele weitere „Abstinenzen“, zum Beispiel dass der Analytiker den Patienten nicht für seine Bedürfnisse ausnutzt. Ist der Patient Inhaber einer Galerie, sollte der Analytiker dies nicht nutzen, um Bilder für seine Praxis günstig zu erhalten. Zur Abstinenz gehört klassischerweise auch, dass der Analytiker den Patienten immer siezt, auch nach der Analyse keine Freundschaft mit ihm eingeht und dass er ihn nicht berührt. Manche Analytiker berühren ihre Patienten am Kopf oder halten die Hand des Patienten – ich selbst sehe das sehr kritisch, denn ich selbst hätte als Patientin damals keine Berührung ertragen, obwohl ich mich immer danach gesehnt habe. Weiterlesen