„Du hast doch eine Psychoanalyse gemacht – wie kommt es denn, dass Du immer noch unter Einsamkeit leidest? Dass Du immer noch so verärgert, hoffnungslos, voller Zweifel, neidisch und eifersüchtig sein kannst?“, höre ich manchmal. Und auch ich frage mich manchmal, wie ich beschreiben könnte, welcher Unterschied durch die Psychoanalyse ins Leben treten kann. Weiterlesen
Das Wort „Häme“ klingt so, als hinge es zusammen mit „haimos“, dem griechischen Wort für „Blut“. Bei der Häme ist das Blut in Wallung, doch ist damit auch die Boshaftigkeit gemeint, die sich hinter dem mittelhochdeutschen Wort „hema“ = „Kleid“ versteckt. Im Englischen heißt Häme „malice“, worin das Wort „mal“ für „schlecht“ steht. „Malice“ bedeutet gleichzeitig „Boshaftigkeit, böse Absicht“. Wer sich in die Ecke gedrängt fühlt, der kann hämisch werden, sobald er wieder Oberwasser gewinnt. Der Hämische hat Böses vor und will sich rächen. Er sucht die Genugtuung.Weiterlesen
Vielleicht fühlst du manchmal eine Art Suiziddruck oder Suizidimpuls: Du hast das Gefühl, du müsstest dich umbringen, obwohl du das gar nicht willst. Es fühlt sich vielleicht an wie ein Zwangsimpuls, den manchmal junge Mütter beschreiben, wenn sie gegen ihren Willen den Impuls verspüren, ihrem Baby etwas antun zu müssen. Solche Druckgefühle können extrem unangenehm werden – gerade auch, weil sie so schwer zu beschreiben sind und wie „verrückt“ wirken. Es kann hilfreich sein, sie zu erforschen. Weiterlesen
Wie kommt es, dass wirklich fiese, arrogante Menschen immer noch oben auf der Karriereleiter stehen, obwohl sie einfach nur „schreckliche Menschen“ sind? Womit arbeiten sie? Mit Provokation und Verachtung, mit hochgezogenen Augenbrauen. Und weshalb sind sie dennoch auf eine merkwürdige Art beliebt? Weil sie etwas Faszinierendes, aber vielleicht auch Mitleiderregendes ausstrahlen. Weil man Angst hat vor ihnen und vor allem: weil man ihnen gefallen will. Weiterlesen
Der Satz „Ich mache mir Sorgen um Sie“ ist sicher einer der sensibelsten in der Psychotherapie. Es kann so vieles heißen. Das Sich-Sorgen kann anzeigen, dass eine bedeutsame Bindung zwischen Analytiker und Analysand entstanden ist. Manche erleben es vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sich überhaupt jemand um sie sorgt. Hier kann der Satz eine korrigierende emotionale Erfahrung ermöglichen. Er kann jedoch auch verunsichern und auf fruchtlose Weise beunruhigen. Der Satz kann das Gefühl auslösen, dass etwas Schlimmes passieren wird, ohne dass irgendjemand hier noch die Zügel in der Hand hätte.Weiterlesen
Vielleicht hast du das Gefühl, dass dir nicht mehr zu helfen ist. Vielleicht erscheinen dir deine Situation, deine Gefühle von Sinnlosigkeit und deine innere Leere so groß, dass du dich nach dem Tod sehnst. Das ist nicht unbedingt „krank“, wie manche sagen. Die Suche nach Ruhe und dem Ende der Qual ist auch eine gesunde und natürliche Regung der Psyche – ein Versuch der Selbstregulation und der Selbstfürsorge. Innerer Schmerz und Terror können so groß sein wie eine unaushaltbare körperliche Not. Der Tod, so die Hoffnung, ist ein mögliches „Ticket out“ (Cathy Penney in „Take these broken wings“, Youtube). Weiterlesen
Manche Menschen sagen, der Glaube habe sie gesund gemacht. Doch was meinen sie damit? Gerade junge Menschen mit schweren psychischen Störungen suchen oft in der Religion oder in Glaubensgemeinschaften ihr Heil. Doch die Beschäftigung mit Glaube und Religion führt bei manchen, besonders Frühtraumatisierten, dazu, dass sie sich psychisch noch schlechter fühlen. Der Grund: Sie haben oft kaum sichere Bindung erfahren. Sie verfügen kaum über ein gutes „inneres Objekt“, das sie in Ruhe lässt und ihnen wirklich gut tut. Weiterlesen