Den Groll, ich spüre ihn schon wieder langsam aufziehen. Er kommt von unten her und verdunkelt meine Seele. Er beißt sich langsam fest und hält mich umschlungen wie die Zaunwinde den jungen Ast. Eben konnte ich mich noch frei bewegen, doch Gedanken und Bilder fachten meinen Groll an wie Fliegen eine fleischfressende Pflanze. Was wäre gewesen, wenn? Hätte es doch, wäre es doch … Zeit vergeht. Ich möchte frei werden vom Groll und doch nicht, denn da ist ein Gefühl, ich könnte etwas verpassen, wenn ich ihn aufgebe. Als wenn er mir diente, als ob er irgendetwas auf magische Weise im Hintergrund bewirken, zerstören oder heilen könnte. In Wirklichkeit zerstört er nur. Auch mich. Der Schaden, er ist da. Doch im Gegensatz zum Schaden kann ich den Groll verlassen. Und neue Wege gehen.Weiterlesen
Verregnete Sommerferien – die Zeit, in der Alleinerziehende feststecken. In der sie verschluckt werden. In der alles stehenbleibt. In der sich nichts bewegt. Man kann nicht weg und kann nicht bleiben. Es ist niemand da. Nur der Müll türmt sich. Während man ganz alleine älter wird. Weiterlesen
Darf man das machen? Darf man ein weinendes Kind mit großen hungrigen Augen rausschmeißen? Darf man es aus seinem Inneren rausschmeißen, wenn man meint, dass es die innere hungrige Mutter ist, die da weint? Vielleicht wurde man geboren, um der Mutter zu helfen. Vielleicht war man das Ein und Alles für eine Mutter, die sonst nichts hatte. Eine Mutter, in Not geboren und fast verhungert. Es gab nie Geld. Kein Zuhause. Nur Unruhe und Angst. (Text & Bild: © Dunja Voos) Weiterlesen
Ich las einmal ein englisches Stück, das ging ungefähr so: Sie spürte Liebe in ihrem Bauch. Das Gefühl stieg in ihrem Hals auf und legte sich auf ihre Zunge. Sie sprach das Wort „Liebe“ aus. Und es fiel auf den Boden und zerbrach wie Glas in tausend Scherben. | Warum haben wir so oft den Eindruck, dass unser Gefühl stirbt, wenn wir es aussprechen? Vielleicht, weil die Worte unserem Gefühl nicht immer gerecht werden können. Unsere Gefühle sind oft so unaussprechlich, dass wir spüren: Das Wort kann nicht annähernd ausdrücken, was wir wirklich fühlen. Vielleicht denken wir, der andere will von uns hören, was wir fühlen – so wie Erwachsene zu einem Kind manchmal sagen: „Was sagt man da?“, um das Wort „Danke“ zu hören. Doch dadurch wird etwas Wertvolles zerstört: Das Gefühl geht kaputt. Weiterlesen
Ich kann diesen Funken in mir bewahren: Diesen Funken Hoffnung, dieses entfaltbare Säckchen Liebe, dieses Bild in meinem Kopf von meinem Ziel. Es ist keine Fatamorgana. Es ist echt, unerbittlich. Und wo immer ich bin, passe ich auf meinen kleinen Funken auf. Ich lege eine Schutzhülle über ihn und gehe weg von Orten und Menschen, die meinen kleinen Funken angreifen wollen. Ich halte ihn und beschütze ihn – das ist die einzige Aufgabe, die ich habe auf dem Weg zum Ziel. (Text & Bild: © Dunja Voos) Weiterlesen
Die Luft ist rein, der Augenblick scheint wie für mich gemacht. Perfekt. Ich kann mich davonstehlen. Ich habe ein kleines Zeitfensterchen entdeckt, einen kurzen Moment, in dem sie nicht aufpasst. Ich bin schon durch den Türspalt. Ich rieche die Freiheit – gleich da vorne ist sie. Ich tue den ersten Schritt, dann den zweiten. Ich fühle mich etwas sicherer. Großartig. Die Beine finden Halt, ich kann gehen.Weiterlesen
„Es wird ernst“ – heißt: Es gibt kein Entrinnen mehr. Es ist real. Kein Spiel, kein Humor, kein Lockersein. Kein „Das-wird-schon-wieder“, kein „Alles-ist-möglich“. Es wird ernst. Der Boden unter den Füßen wird fest, die Blicke sind ehrlich, die Gefühle echt. Weiterlesen