„ADHS ist unheilbar“, heißt es oft. Wenn man ADHS als eine Erkrankung betrachtet, die allein genetisch festgelegt ist und automatisch zum Ausbruch kommt, dann wäre diese Aussage logisch. Wenn man die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) als unveränderliche Stoffwechselstörung betrachtet, ebenso. Doch so einfach ist das nicht. Die einfache Aussage „ADHS ist nicht heilbar“ ist genauso unbedacht wie die Aussage „Schizophrenie ist nicht heilbar“. Diabetes Typ I ist nicht heilbar, ja, weil Bauchspeicheldrüsenzellen zerstört sind und das Hormon Insulin nicht mehr produziert werden kann. Weiterlesen
„Mein Baby war ein Schreibaby und ich habe das Gefühl, dass das nie aufgehört hat. Immer ist mein Kind unruhiger und auffälliger als andere Kinder geblieben.“ Vielleicht kennst Du das. Eine Studie von Ina Santos und Kollegen (2014) gibt Dir recht: Kinder, die mit drei Monaten exzessiv schreien, zeigen im Alter von vier Jahren häufiger Verhaltensauffälligkeiten als ruhigere Babys. Vielleicht macht Dir das Angst – doch jede Mutter-Kind-Geschichte sieht anders aus. Wenn Du ein Schreibaby hast, merkst Du das sehr schnell. Schreibabys strecken sich im Arm und lassen sich nicht beruhigen. Daran hast Du keine Schuld. Weiterlesen
Billie Eilish hat es, Jan Zimmermann beschreibt sein Tourette-Syndrom sehr anschaulich in seinen Videos „Gewitter im Kopf“ und im Fernsehen finden sich immer häufiger Menschen, die von dieser Erkrankung erzählen. Dabei leiden die Betroffenen unter nicht oder nur schwer kontrollierbaren Bewegungen (Tics) und Ausbrüchen von Worten, kurzen Sätzen und Geräuschen bzw. Stimmlauten (Vokalisationen). Sehr oft sind es aggressive, provokante und obszöne Worte, die plötzlich aus den Betroffenen ausschießen. Weiterlesen
Immer wieder kommt es vor, dass Eltern ihre Kinder nachts aus dem Schlaf reißen. Wer abends auf einmal wütend feststellt, was das Kind am Tag alles „falsch“ gemacht hat, der ist vielleicht wie süchtig danach, das Kind aufzuwecken und es anzuschreien. Oder umgekehrt: Wenn ich als Mutter oder Vater feststelle, dass ich dem Kind etwas angetan habe, das mir jetzt am Abend leid tut, dann bin ich vielleicht versucht, das Kind zu wecken, um mich zu entschuldigen oder es zu mir ins Bett zu holen. Auch sexuelles Verlangen führt manche Eltern dazu, das Kind nachts zu „besuchen“ und sich an ihm in irgendeiner Weise zu befriedigen. Vielleicht ist Alkohol im Spiel, vielleicht nicht. Doch wie groß auch immer der Druck sein mag, das Kind zu wecken: Es ist enorm wichtig, Wege zur eigenen Beruhigung zu finden, damit man dem Kind sein Privatsphäre lassen kann. Am Ende hilft man sich als Mutter oder Vater damit selbst, aber es kann sehr schwierig sein. Weiterlesen
„Hyperfokussieren“ heißt, sich auf etwas besonders stark zu konzentrieren. Der Begriff wird vor allem bei Patienten mit einem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHS) verwendet, denen es häufig schwer fällt, sich zu konzentrieren („Hyper“ [griechisch] = über, sehr; focus [lateinisch] = Blickpunkt). Einige Wissenschaftler behaupten, ADHS-Patienten könnten sich grundsätzlich nicht konzentrieren und der Hyperfokus sei eine gelegentliche Ausnahme.
Gekünstelte Einteilung
Auf mich wirkt diese Betrachtungsweise gekünstelt, denn die Fähigkeit sich bei ADHS zu konzentrieren, wird erneut als ein Zeichen einer Erkrankung angesehen (pathologisiert). Für mich bedeutet es, dass auch Patienten mit einer ADHS sich grundsätzlich konzentrieren können – und dass sich diese „Störung“ nicht so einfach auf ein pures Stoffwechselproblem zurückführen lässt.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 6.6.2009
Aktualisiert am 31.1.2019