Wenn wir an die Zukunft denken, blicken wir vielleicht nach rechts oben

„Wo willst Du in fünf Jahren sein?“ Wenn Du diese Frage hörst – wo schaust Du dann hin? Vielleicht blickst Du nach oben oder rechts. Wirst Du nach der Vergangenheit gefragt, schaust Du eher nach links oder unten. Wie es wohl bei Linkshändern ist? Zu den Augenbewegungen im Zusammenhang mit Denken und Erinnerung gibt es viele interessante Studien. Anbei eine kleine Literaturliste.

Studien weisen auf eine „mentale Zeitlinie“ hin, wobei die Vergangenheit anscheinend mit der linken und die Zukunft mit der rechten Seite zusammenhängt (wobei ich mich frage, wie es mit Linkshändern ist oder mit Menschen aus Kulturen mit einer Schreibrichtung von rechts nach links – und ob die Schreibrichtung das Ergebnis unserer „Hirnstruktur“ ist oder ob die vorgegebene Schreibrichtung unser Gehirn formt): „Time is grounded in various ways, and previous studies point to a “mental time line” with past associated with the left, and future with the right side.“ Martarelli, C.S., Mast, F.W. & Hartmann, M. Time in the eye of the beholder: Gaze position reveals spatial-temporal associations during encoding and memory retrieval of future and past. Mem Cogn 45, 40–48 (2017). https://doi.org/10.3758/s13421-016-0639-2

In dieser Studie wurden die Teilnehmer gebeten, sich selbst gedanklich in die Vergangenheit oder die Zukunft zu versetzen. Dabei wurden ihre spontanen Augenbewegungen gemessen. Dachten die Teilnehmer an die Zukunft, so schauten sie eher nach rechts und oben als wenn sie an die Vergangenheit dachten: „Participants were asked to mentally displace themselves into the past or future while measuring their spontaneous eye movements on a blank screen. Eye gaze was directed more rightward and upward when thinking about the future than when thinking about the past.“ Matthias Hartmann et al. (2014): Eye movements during mental time travel follow a diagonal line. Consciousness and Cognition, Volume 30, November 2014, Pages 201-209, https://doi.org/10.1016/j.concog.2014.09.007

Es ist jedoch schwierig, hieraus Allgemeingültigkeiten abzuleiten. Wenn wir mit Freude in die Zukunft blicken, dann schauen wir vielleicht eher nach oben – wenn wir hoffnungslos sind, möglicherweise eher nach unten. Wie Emotionen da hineinspielen, müsste mit untersucht werden.

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Literatur

Jan Theeuwes et al. (2005):
Remembering a Location Makes the Eyes Curve Away.
Psychological Science, 16(3), 196–199
https://doi.org/10.1111/j.0956-7976.2005.00803.x

A. Kopinska and LR Harris
Spatial representation in body coordinates: Evidence from errors in remembering positions of visual and auditory targets after active eye, head, and body movements.
Canadian Journal of Experimental Psychology / Revue canadienne de psychologie expérimentale, 57(1), 23–37. https://doi.org/10.1037/h0087410

Gianluca Campana et al. (2007):
Left frontal eye field remembers „where“ but noch „what“
Neuropsychologia, Vol 45, Issue 10, 2007, Pates 2340-2345
https://doi.org/10.1016/j.neuropsychologia.2007.02.009

Stephen RH Langton et al. (2000)
Do the eyes have it? Cues to the direction of social attention
Trends in Cognitive Sciences, Vol 4, Issue 2, 1 February 2000, Pages 50-59
https://doi.org/10.1016/S1364-6613(99)01436-9

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 25.12.2022

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