Gespalten kommunizieren: „Ich denke nur an meine Angst.“

„Wenn ich mit anderen spreche, dann höre ich zu und gebe vernünftige Antworten. Doch in mir läuft ständig ein zweites Band mit: Ich bin mit meiner Angst beschäftigt“, sagt eine Frau. Manchmal fühlen wir uns, als bestünden wir aus zwei Kistchen: Die obere Kiste ist sozusagen die „Kommunikationskiste“, die untere Kiste ist die, in der unsere ängstliche und depressive Seele sitzt. Es ist oft ein verzweifeltes Gefühl, das wir haben, wenn wir innerlich von unseren Nöten bedrängt werden und äußerlich normal kommunizieren müssen.

MIt dem psychsichen Schmerz ist es ähnlich wie mit dem körperlichen Schmerz: Wenn ich Zahnschmerzen habe, bin ich zwar alltagstauglich, aber meine Seele wohnt in meinem kranken Zahn. Wenn ich mich hoffnungslos, einsam und von Angst überfallen fühle, dann kann ich zwar auch arbeiten gehen und mit anderne sprechen, aber daneben spüre ich meine ständige Verzweiflung. Da scheint ein Abgrund zu sein, der sich durch nichts verleugnen, verdrängen oder wegmachen lässt.

Daher kann es gut sein, auch nicht zu probieren, dieses „untere Kästchen“ wegzumachen. Es ist da. Vielleicht gelingt es uns, mit dem ein oder anderen darüber zu sprechen. Vielleicht finden wir keine Worte. Wir können es beobachten und fühlen. Und schauen, ob es starr bleibt oder sich entwickelt.

2 thoughts on “Gespalten kommunizieren: „Ich denke nur an meine Angst.“

  1. Dunja Voos sagt:

    Vielen Dank für diese Rückmeldung, liebe Melande!

  2. Melande sagt:

    Liebe Frau Dr. Voos,

    Sie sprechen mir aus der Seele.

    Ich kommuniziere auch auf zwei Ebenen:

    Sichtbar lebe ich und spreche ich mit anderen Menschen „normal“, Aber es ist fast immer ein seelischer und körperlicher Schmerz da, der meine Aufmerksamkeit von der äußeren Ebene abzieht. Ich versuche, darüber nicht mehr frustiert und resigniert zu sein, sondern es als einfach nur als unveränderbar hinzunehmen.

    Danke für den Beitrag!

    Melande

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