Vojta-Therapie als Baby und Borderline-Störung – hängt es zusammen?

Die Vojta-Therapie ist eine Form der Krankengymnastik, die schon bei wenigen Wochen alten Säuglingen angewandt wird. Dabei werden die Babys von der Therapeutin bzw. von Mutter oder Vater zu Hause in eine Zwangsposition gebracht. Dann werden Reflexpunkte gedrückt, z.B. am Fuß, am Schulterblatt oder unter der Rippe. Durch dieses Drücken der Reflexpunkte sollen gesunde Bewegungsmuster angebahnt werden (Reflexlokomotion). Die Babys schreien dabei entsetzlich – wohl nicht aus Schmerz, sondern vor „Anstrengung“, wie die Vojta-Therapeuten sagen. Doch was wissen wir? Es wird ein „fieses Gefühl“ sein, davon gehe ich aus. Ich bin der Meinung, dass diese Form der Therapie einer Misshandlung gleichkommt. Ich glaube auch, dass die Borderline-Störung möglicherweise unter anderem mit einer möglichen Vojta-Behandlung in der Babyzeit zusammenhängen könnte.

Die Babys erfahren: Die Mutter, die doch eigentlich meine Bedürfnisse erfüllen sollte, sperrt sich gegen mich und wird zur Angreiferin.

Mütter, die ihrem Kind eine Vojta-Therapie zumuten, gehen möglicherweise generell zu wenig auf die Bedürfnisse des Kindes ein. Darauf jedenfalls weist die Studie von Maren Thiesen-Hutter hin. Oft sind es Mütter, deren Bedürfnisse als Kind selbst nicht angemessen gestillt wurden.

Vollkommen allein

Ich glaube, dass die Vojta-Therapie einen massiven Angriff auf die psychische Entwicklung der Babys darstellt. Statt zärtlicher Sinneserfahrung erlebt das Baby mit Vojta aus meiner Sicht Gewalt. Es sendet Hilfeschreie aus, doch niemand hilft. Nicht zuletzt könnte dadurch auch die sexuelle Entwicklung gestört werden. Möglicherweise könnten meiner Meinung nach Probleme mit Sadismus und Perversion unter anderem auf die Vojta-Therapie zurückgeführt werden, denn dem Baby bleibt keine andere Möglichkeit, als diese grauenvolle Erfahrung in „Lust“ umzuwandeln, damit es das, was es erlebt, überleben kann.

Bindungsforschung und Vojta

Die Bindungsforschung sagt: Sicher gebundene Kinder neigen seltener zu psychischen Störungen als unsicher gebundene Kinder. Eine Vojta-Therapie bedeutet, dass das Kind die Mutter oder den Vater als Angreiferin/Angreifer erlebt. Das fördert eine unsichere Bindung. Immer wieder stoße ich auf Zitate, die offensichtlich machen, dass eine Vojta-Therapie dem Baby psychisch schadet. Zitate wie die folgenden, die völlig unabhängig von Vojta verfasst wurden, erklären, warum Vojta dem Baby schadet:

„Die Mutter des zukünftigen Borderline-Patienten wird als unfähig gesehen, empathisch auf die Kommunikation des Kindes zu reagieren und diese zu modifizieren. So lässt sie das Kind mit einer psychischen Erfahrung allein, die für das Kind einen unterträglichen, überwältigenden Charakter bekommt und nicht adäquat mentalisiert werden kann.“
(Otto Kernberg: Narzißmus, Aggression und Selbstzerstörung, Klett-Cotta 2009, S. 283)

„Die (psychoanalytische) Behandlung kann so lange nicht als abgeschlossen betrachtet werden, wie dem Patienten die Wiederaneignung der eigenen Sexualität nicht gelungen ist. Stollers (1985) Auffassung von der Natur der erotischen Erregung als eine frühe Verschmelzung von sensorischer Erfahrung und unbewusster Identifikation mit dem aggressiven Objekt ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung.“
(Otto Kernberg: Narzißmus, Aggression und Selbstzerstörung, Klett-Cotta 2009, S. 66)

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Buchtipp:

Dunja Voos:
Vojta-Therapie bei Babys – ein Aufschrei
Hilfe bei einem speziellen Trauma

Selbstveröffentlichung, 9.2.2021
Mehr…

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 15.12.2013
Aktualisiert am 14.6.2021

One thought on “Vojta-Therapie als Baby und Borderline-Störung – hängt es zusammen?

  1. Das ist eine kühne Behauptung und sicher nicht zu verallgemeinern. Hätte ich damals nicht mit meinem Sohn Vojta geturnt, könnte er heute weder laufen noch Ski fahren noch Kanu fahren. Denn er ist auch noch durch eine Retinopathie erblindet. Er lebt heute mit Freundin in Berlin und studiert und arbeitet an der Humboldt Uni. Ich war auch zunächst nicht glücklich mit der Methode, aber ich habe für meinen Sohn und mich die Form gefunden, dass es eine gemeinsame KRAFT Anstrengung war, die wir gemeinsam bewältigt haben. Mein Sohn hat keine Borderline Störung entwickelt. Letztendlich ist es doch immer eine Frage der BEZIEHUNG! Was sollen denn Mütter mit ihren behinderten Kindern tun – sie in Watte packen? Nach meiner Kenntnis haben sich damals in der Klinik in München, an der Vojta die Methode entwickelte, die PhysiotherapeutInnen geweigert ihre kleinen Patienten NICHT nach der Vojta Methode zu behandeln, weil die Fortschritte in der motorischen Entwicklung deutlich besser waren, als die Kinder, die mit anderen Therapiemethoden behandelt wurden. Mein Sohn säße heute im Rollstuhl ohne diese Anwendung. – Nach meiner Erfahrung entwickeln sich Borderline Störungen eher in vernachlässigenden und wenig strukturierenden Beziehungen und in hochambivalenten Beziehungen.

Schreibe einen Kommentar