
Wer Traumatisches erlebt hat, findet oft keine Worte dafür. Doch wenn die Worte kommen, ist es immer noch schwierig, anderen davon zu erzählen. „Wie kann man es so erzählen, dass der andere es wirklich nachvollziehen und mitfühlen kann?“, fragt man sich. Es bleibt oft das Gefühl, dass der/die andere es „nicht wirklich“ verstanden hat, selbst wenn der/die andere ein/e PsychotherapeutIn oder PsychoanalytikerIn ist.
Wenn es dem Betroffenen aber gelingt, es so zu erzählen, dass er/sie das Gefühl hat, der/die andere hat es verstanden, kann es auch schwierig werden. Der/Die ErzählerIn kann das Gefühl bekommen, nun den/die ZuhörerIn selbst traumatisiert zu haben und so zum/zur „TäterIn“ geworden zu sein.
[Hier höre ich nun zur besseren Lesbarkeit und zum leichteren Schreiben mit dem „Gendern“ auf, meine aber selbstverständlich beide GeschlechterInnen.]
Er kann das Gefühl bekommen, dass der andere (der Zuhörer) sich nun selbst so schwach und kurz vor dem Durchdrehen fühlt wie man selbst. Dann wird der Zuhörer nicht mehr als möglicher Helfer erlebt, sondern es fühlt sich für den Betroffenen so an, als säßen nun zwei Opfer in einem Boot.
Der Zuhörer kann durch das Erzählte sehr belastet sein. Er grenzt sich vielleicht ab, er signalisiert ein „Stopp“, er missversteht die Situation vielleicht. All das ist schmerzlich für die Traumatisierten. Beide – Erzähler und Zuhörer – können überfordert sein. Das ruft oft ein Gefühl des Verlorenseins hervor.
Die Innenwelt ist so stark
Traumatisierte leiden an der Einzigartigkeit, an der starken Subjektivität, die so ein Trauma mit sich bringt. Manchmal wird das Subjektive viel stärker als die äußere Realität. Erst durch einen bestimmten Reiz, z.B. durch ein aufmunterndes Lächeln, eine treffende Musik oder eine tröstende Landschaft, kann die Verbindung nach außen wieder hergestellt werden. Am Ende fühlt sich der Traumatisierte immer in unterschiedlichem Ausmaß allein.
Mit dem Trauma ist man immer ein bisschen – oder auch abgrundtief – allein. Aber auch das kann man teilen.
Das Trauma lässt sich oft nicht zufriedenstellend teilen. Vor allem, wenn dem Traumatisierten die Erinnerungen fehlen, können oft nur diffuse Zustände und Gefühlswelten geteilt werden. Wenn es gelingt, sich treffend mitzuteilen, ist es zutiefst beruhigend, entlastend und befriedigend. Doch auch die Einsicht, dass man allein mit seinem Trauma ist, kann neben dem Beklemmenden auch etwas Berührendes und Erleichterndes haben. Es kann zu einem Frieden mit sich selbst führen und zu dem befreienden Gefühl, es anderen nicht klarmachen zu „müssen“. Die anderen verstehen auf ihre Art.
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