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Aktuelle Seite: Startseite / Lebenshilfe / Zu viel des Guten – wenn Gutes plötzlich kippt

Zu viel des Guten – wenn Gutes plötzlich kippt

07.11.2017 von Dunja Voos 2 Kommentare

„Immer, wenn ich mich wohlfühle, bekomme ich plötzlich Angst“, sagt eine Patientin. „Ich bin morgens oft gut gelaunt und dann, ganz plötzlich, fühle ich mich wieder unzufrieden.“ Dass eine gute Stimmung plötzlich in eine negative kippt, kommt immer wieder mal vor – besonders bei Kindern! Bei genauerem Hinsehen lässt sich oft erkennen, warum es so ist und was die Stimmung umschlagen ließ. Menschen mit einer psychischen Störung kennen dieses Phänomen sehr gut, aber sie finden oft eben keine Erklärung dafür. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Mit dem Guten ist es nicht so einfach

Wenn ein Baby Hunger hat und nach der Mutter schreit, dann beruhigt es sich, wenn es etwas zu essen bekommt. Es kommt dann der Punkt, an dem es satt und zufrieden ist. Die gesunde Mutter erkennt das und hört mit dem Füttern auf. Sie nimmt Abstand und lässt das Kind in Ruhe. Wenn es hier an Feinfühligkeit fehlt, kann man ein Kind rasch überfüttern und frustrieren. Aus der „guten Brust“ wird sozusagen eine „verfolgende Brust“, um es mit Worten der Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882-1960) auszudrücken. Das, was zuerst gut war für das Baby, die Nahrung, wird zum verfolgenden Fluch.

Alles Gute kann zum Bösen werden

Berührung und Zärtlichkeit wünschen wir uns, doch wenn der andere nicht erkennt, dass wir genug haben, wird es unangenehm. Bekommen wir zu viele gute Nachrichten oder gab es ein paar gute Feiertage hintereinander, dann fühlen wir uns merkwürdig übersättigt. „Ich habe eine Eins geschrieben, aber nach der Prüfung fiel ich in ein tiefes Loch.“ Man kann sagen: „Auch das Gute will verdaut werden.“ Wir können gut mit dem Guten umgehen, wenn es „häppchenweise“ kommt – da besteht kaum ein Unterschied zu den Frustrationen: Wir werden gut mit ihnen fertig, wenn es nicht zu viele werden.

Unser Körper und unsere Psyche lieben das Gleichgewicht. Vom einem schlechten Zustand wollen wir wieder zurückpendeln hin zu einem besseren, möglichst guten Zustand.

’n bisschen was Bitteres

Im guten Zustand fühlen wir uns wohl. Wird es aber „zu viel des Guten“, dann streben wir ebenfalls wieder zurück zum Gleichgewicht. Manche führen sich dann bewusst oder unbewusst etwas Schlechtes herbei. Bitterstoffe können Speisen verfeinern. Manche Menschen haben als Kind oft ein „Überfüttertwerden“ überlebt. Manche haben erlebt, wie aus Zärtlichkeit Übergriffigkeit wurde. Sobald die Betroffenen als Erwachsene dann etwas Gutes erfahren, stellt sich rasch die merkwürdige Angst ein, dass das Gute plötzlich verfolgend wird und in etwas Schädliches kippt.

Auf einmal fühlen wir uns nicht mehr frei. „Ich hatte mir immer einen Hund gewünscht und als er da war, freute ich mich auch zuerst. Aber dann wurde er zu einer furchtbaren Last“, sagt ein Patient, der sich schlecht abgrenzen konnte. Er wollte dem Hund „so gut“ sein, dass er sich völlig verausgabte. Der Hund wurde dann wie zu einem verfolgenden Fluch. Aus dem „Wollen“ und „Wünschen“ wurde dann ein „Müssen“: „Jetzt muss ich schon wieder mit dem Hund raus!“ Der Betroffene hat sich „zu sehr“ mit dem Hund identifiziert und wollte ein Super-Hundehalter sein.


Der fade Beigeschmack des erfüllten Wunsches

Wenn Wünsche in Erfüllung gehen, können sie sich auf einmal ganz fad anfühlen. Man wollte die neue Arbeitsstelle so sehr, doch schon bald hat man das Gefühl, den Anforderungen nicht gerecht zu werden und zur Arbeit gehen zu „müssen“. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – es ist wichtig, sich darüber bewusst zu sein, dass der Anfang wirklich etwas ganz Besonderes hat. Die Kunst ist es dann, auf gute Weise einen Abstand zu bewahren, damit man sich das Gute auch noch angucken kann, ohne dass es zum Ungeheuer wird und einen auffrisst.

Es liegt oft auch ein bisschen Desillusionierung und Enttäuschung kurz hinter dem Neuanfang.

Wenn es nicht „ganz passt“, entsteht eine Gier. Man will es 100%ig passend machen! Dabei wäre es doch interessant, die Unterschiede zu spüren. Man will immer mehr haben, weil man glaubt, dass es einem dann noch besser geht und weil man die Frustration des Unterschieds, des Nicht-ganz-Passens nur schwer aushält.

Verfolgt von der eigenen Gier

Das Abwesende verursacht in uns eine Sehnsucht, die so groß werden kann, dass sie uns „verfolgt“: Wir müssen immer daran denken, was uns fehlt. Was es aber so schlimm macht, ist das Gefühl, den Unterschied nicht aushalten zu können. Doch der Unterschied lässt einen spüren, wer man selbst ist. Manche Menschen glauben, dass man hier auf Erden nie „richtig satt“ werden könne und wirkliche Erfüllung nur „im Himmel“ finde.

„Es ist nie genug“, davon sind manche überzeugt.

Doch viele machen die Erfahrung, dass es die Er-füllung auch hier und jetzt gibt: Es gibt den richtigen Partner, es gibt die Liebe, die erfüllt und es gibt Zustände, die satt machen. Wo nichts mehr fehlt. Wo man sich Eins fühlt mit sich selbst und dem anderen. Und wo auch nichts mehr umschlägt. Es sind oft nur kurze Momente, aber oft auch längere Lebensphasen. „Wissen Sie, das Alter ist für mich der schönste Lebensabschnitt. Diese tiefe, anhaltende Zufriedenheit … Das habe ich früher so nie empfunden“, sagt mir eine 80-Jährige im Schwimmbad. Ich glaube es ihr sofort.

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Kategorie: Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: Lebenshilfe, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    14.11.2017 um 6:39

    Liebe Sonja, vielen Dank Ihnen für’s Lesen und Ihren Kommentar. Es macht viel Freude, die Dinge hier „auf’s Papier“ zu bringen :-)
    Herzliche Grüße, Dunja Voos

  2. sonja meint

    14.11.2017 um 0:11

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Text. Ich bewundere Ihre Fähigkeit interessanten Fragen auf den Grund zu gehen und Sie spannend-anregend „aufs Papier“ zu bringen.

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