Für Mädchen ist es ein besonderes Ereignis, wenn sie ihre Tage bekommen. Für viele Eltern ist es das Signal, mehr Abstand zu halten. „Meine Mutter hat mich viel geschlagen, aber das hat aufgehört, als ich meine Tage bekam“, erzählen manche Frauen. Die Periode empfanden sie wie einen Schutz. Das Ufer des Erwachsenseins ist erreicht. Die Periode bestimmt den Lebensrhythmus der Frau. Mit einem Mann zu schlafen bedeutet lange Zeit auch, dass daraus neues Leben entstehen könnte. Neigt sich die Periode dem Ende zu, empfinden viele Frauen das als Befreiung, aber vielen Frauen wird es auch sehr schwer um’s Herz. Das war’s gewesen. Das erste spürbare Ende des Lebens naht – es ist, als wenn die Blätter an den Bäumen gelb werden. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Mit Kinderlosigkeit umgehen
Viele Frauen trauern darum, dass sie nie erleben durften, wie es ist, schwanger zu sein. Für einige Frauen ist das kein Problem, andere meinen fast, daran zu zerbrechen. Die Körperlichkeit einer Schwangerschaft, die emotionale Nähe zu einem Kind, das im eigenen Körper heranreift, ist für viele Frauen mit das Wertvollste, das sie im Laufe ihres Lebens erfahren haben. Vielen Frauen bleibt diese Erfahrung verwehrt. Sie erleben einen ungeheuren Schmerz, wenn Schwangere um sie herum sind, während sie selbst kinderlos bleiben – sei es aufgrund körperlicher oder psychischer Einschränkungen.
Verbundenheit
Doch mit dem Ende der Tage sind die Tage nicht zu Ende. Was bleibt, ist die lebendige Sehnsucht nach Verbundenheit. Diesen Wunsch nach Verbundenheit können sich viele Frauen um die Wechseljahre besser erfüllen als in jüngeren Jahren. Die Veränderungen des Körpers mit Neugier betrachten heißt, sich auch immer wieder überraschen zu lassen von dem, was plötzlich möglich wird, was nicht mehr möglich ist und was einfach so bleibt wie es immer war. Innerlich bleibt oft das Gefühl, blutjung wie ein Kind zu sein. Bleiben die Tage weg, fühlt man sich auch wieder etwas unbeschwerter – ähnlich, wie man sich als junges Mädchen gefühlt hat.
Fruchtbar und unfruchtbar
Der Wechsel von der „fruchtbaren“ in die „unfruchtbare“ Zeit ist für viele eine traurige Zeit. Dieser Zeit der Trauer wird viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Da stehen die körperlichen Beschwerden, der Gang zum Frauenarzt und Hormonpräparate im Vordergrund. Doch was die Frauen brauchen, ist mehr Raum für die psychischen Veränderungen. Es entstehen neue Vorstellungen, häufig auch Vorstellungen von Begrenzung und Endlichkeit. Es kehrt mehr Ruhe ein, wenn die Wahlmöglichkeiten schwinden. Doch viele Frauen wollen diese Ruhe nicht. Sie fühlen sich noch viel zu jung für diesen Abschied. In dieser Zeit der Wechselhaftigkeit geht es emotional manchmal drunter und drüber. Festhalten oder Loslassen? Nochmal probieren oder es sein lassen? Schlaflose Nächte können die Wechseljahre prägen.
Das Älterwerden unmittelbar spüren
Durch die Veränderungen in den Wechseljahren spüren die Frauen das Älterwerden unmittelbar. Das Wegbleiben der Tage bedeutet nun nicht mehr „Schwangerschaft“, sondern „Beginn der unfruchtbaren Zeit“. Doch statt zu resignieren kann man weiterreisen: Was passiert jetzt? Wie verändert sich mein Leben? Wie gestaltet sich die Partnerschaft, die Partnersuche, die Sexualität in dieser neuen Zeit? Wie kann man als erfahrene Frau jüngere Menschen begleiten und eine Art „geistige Elternschaft“ zu ihnen aufbauen? Viele finden mit der Zeit befriedigende Antworten darauf.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 10.2.2015
Aktualisiert am 13.4.2017
Christine Paul meint
Vielen Dank für den ergreifenden und informativen Artikel. Man kann nur hoffen, dass der Frauenarzt in solchen Seite auch psychologisch etwas zur Seite steht. Schliesslich ist der Gynäkologe stetig in Kontakt mit Frauen in diesem Alter und kann entsprechend daraus Schlussfolgerungen ziehen die nachfolgenden Generationen helfen könnten damit umzugehen. Es wäre daher wünschenswert wenn Ärzte diese Unterstützer-rolle annehmen.