Kinder sollte man nicht bestrafen

„Wenn Du das nicht sofort aufräumst, darfst du nicht das Sandmännchen schauen.“ Ich frage mich ja immer, wie sich Eltern Strafen ausdenken. Ich wäre da weder kreativ noch konsequent. Da ist ein Kind unausgeglichen, weil die Eltern sich nicht verstehen. Es fällt in der Schule auf und wird für seine „Dummheiten“ bestraft. Keiner fragt, warum das Kind so ist, wie es ist. Strafen ist einfacher als Verstehen. Strafen machen nicht nur die Kinder wütend, sondern auch die Eltern. „Wenn Du jetzt nicht hörst, gehen wir rein. Und wenn Du dann immer noch nicht hörst, bekommst Du drei Tage lang Spieleverbot.“ Natürlich wird ein Kind bei so etwas wütend. Eltern üben so leicht ihre Macht aus. Doch auch die Eltern können wütend werden durch ihre eigenen Strafen. Jeden Morgen müssen die Eltern, die die mehrtägige Strafe ausgesprochen haben, sich selbst wieder bestrafen. Sie müssen sich zur „Konsequenz“ zwingen. Sie dürfen nicht vergessen, was da gewesen ist – gestern, vorgestern und vorvorgestern. Die Wut wird konserviert wie in einem Kühlschrank.

Wenn man Kinder im Affekt anschreit, ist das Strafe genug. Das Kind sieht, dass der andere wütend wurde durch sein Tun.

Die Situation selbst ist Strafe genug

Schmerzhafte Situationen sind selbst Strafe genug. Man muss da nicht noch eins draufsetzen. Die Kinder lieben die Eltern ja. Und sie sind abhängig von ihnen. Wenn die Bindung gut ist und das Kind sieht, dass es der Mutter oder dem Vater wehgetan hat, dann löst das einen Schmerz in ihm aus. Kinder wollen es von sich aus wiedergutmachen, wenn sie den anderen verletzt haben. Nichts fürchten Kinder mehr, als die Liebe der Eltern, Lehrer oder Freunde zu verlieren.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 19.6.2013
Aktualisiert am 25.1.2017

2 thoughts on “Kinder sollte man nicht bestrafen

  1. Dunja Voos sagt:

    Lieber Bernhard,
    vielen Dank für Ihren wichtigen Kommentar! Es ist gut, einmal von Erziehern selbst zu hören, wie sie es in den Kitas erleben.

  2. bernhard sagt:

    Liebe Frau Dr. Voos,

    wieder einmal lese ich einen Ihrer Artikel und bin Ihnen unendlich dankbar dafür!
    Ich selbst bin noch in Ausbildung zum Erzieher und stehe von Anfang an zahlreichen pädagogischen Fachkräften gegenüber, die eine Haltung an den Tag legen, die für eine Entwicklung des Kindes, frei von Scham und Zweifel, keineswegs förderlich sein kann.
    Nicht nur die von Ihnen ebenso thematisierte „Auszeit“, auch (personenbezogene) Strafen im Allgemeinen finden in zahlreichen Kitas – sowohl im Elementarbereich, als auch im u3-Bereich tagtäglich statt. Gerade Letzteres schockiert mich zutiefst!

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