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Aktuelle Seite: Startseite / Ärzte / „Der hat ja gar nix.“ Warum Ärzte ihre Patienten nicht verstehen

„Der hat ja gar nix.“ Warum Ärzte ihre Patienten nicht verstehen

28.09.2015 von Dunja Voos 1 Kommentar

„Der kommt jede Woche zu mir und lässt sich wegen Kleinigkeiten krankschreiben. Ein Weichei. Der hat gar nix“, sagt die Ärztin verzweifelt. Doch was heißt es für den Patienten, „nichts Richtiges“ zu haben? Der Patient ist in diesem Fall ein einfacher Arbeiter. Doch Menschen aus allen Schichten sind davon betroffen, „nichts“ zu haben und doch zu leiden. Ärzte sind psychologisch einfach zu schlecht ausgebildet. „Als Arzt kann ich mich nicht um alles kümmern“, klagt der Arzt. „Ich bin schließlich kein Sozialarbeiter und kein Psychologe.“ Ärzte sind oft überlastet mit der Situation – doch was genau ist so belastend?

Lieber eine deftige Depression als „nichts“

„Wenn ich doch wenigstens eine deftige Depression mit vielen trübseligen Gedanken hätte. Aber das Schlimme ist ja: Da ist nichts – nur eine absolute, erschreckende Leere“, klagt ein Patient. Auch, wenn man diese Leeregefühle als Depression bezeichnen kann, so taucht doch eines immer wieder auf: „Nichts“ zu haben oder zu fühlen, ist für viele das Unangenehmste, was passieren kann.

Priveligierte und unprivilegierte Welten treffen aufeinander

Wenn ein Arzt ein Mensch ist, der bereits aus einer privilegierten Familie kommt, dann wird er möglicherweise nur ansatzweise nachvollziehen können, welche Qualen der Patient leidet, der „nichts“ hat. Manche Menschen leben in einer Perspektivlosigkeit ungeahnten Ausmaßes. Sie erleben zu Hause körperliche und/oder seelische Gewalt, können aber nicht darüber sprechen. Sie haben kein Geld, keine befriedigenden Beziehungen, keine Arbeit, die einen Sinn ergibt, keine Möglichkeit, ihre Gefühle zu steuern. Viele sind völlig isoliert und alleingelassen. Viele hatten nie eine Beziehung zu einem Menschen, durch den sie hätten reifen können.

Plattgedrückt

Von der Auswegslosigkeit sind manche Patienten schier „plattgedrückt“. „Der faule Sack hängt nur vor dem Computer“, sagt ein privilegierter Kollege. „Der müsste nur mal seinen Hintern hochkriegen, dann ging’s dem auch besser.“ Ich denke: Ob dieser Kollege jemals von Hartz IV gelebt hat? Hier zeigt sich sehr schön, warum sich Anstrengen nicht lohnt: Verdient der Betroffene zu viel nebenher, bekommt er weniger Hartz-IV-Geld. Das Argument lautet: Damit sich der Betroffene um eine echte Ganztagsstelle bemüht. Nicht in der Überlegung mit drin ist: Der Betroffene hat aufgrund seiner „Struktur“ und Umstände ja gar keine Chance, einen besseren Arbeitsplatz zu erhalten. Extra verdienen heißt für ihn: Es an einer anderen Stelle wieder abgezogen zu bekommen.

Die Not heißt also: „Nichts, Leerlauf“

Beim Arzt macht sich ein Gefühl breit, das der Patient gut kennt: Ratlosigkeit, Wut und das Gefühl, dass diese Situation nie aufhört. Dem Patienten ist schon geholfen, wenn er einen Arzt findet, der sich einfühlen kann. Ein Arzt, der eine Ahnung davon hat, wie Situationen lähmen können und der auch weiß, dass man nicht immer so kann, wie man will. Der weiß, dass es nicht reicht, „den Hintern hochzubekommen“, sondern der weiß, dass andere Menschen notwendig sind, um diesem Patienten zu helfen. Daher finde ich den „Numerus-Clausus“ (also eine gute Note als Eingangsticket zum Studium) so kontraproduktiv. Wir brauchen mehr Ärzte, die selbst aus prekären Verhältnissen kommen, die selbst Gewalt und Armut erlebt haben, damit den Patienten, die „nichts“ haben, besser geholfen werden kann.

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Links:

www.arbeiterkind.de

Dieser Beitrag erschien erstmals am 10.11.2013
Aktualisiert am 28.9.2015

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Kategorie: Ärzte, Begriffe, Psychosomatik Stichworte: Psychosomatik

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Kevin Lüsel meint

    31.12.2013 um 17:26

    Interessanter Ansatz in Bezug auf Ärzte und ihre Beziehung zu den Patienten. Aus meiner Sicht ist es nicht notwendig, dass der Hausarzt sich um solche Probleme kümmert. Sinnvoll wäre es, wenn der Hausarzt dieses „nichts“ erkennt und an einen Psychologen o.ä überweist. Man kann von einem Arzt nicht auch noch verlangen, sich um solche Leute zu kümmern, während Patienten mit lebensbedrohlichen oder schmerzhaften Zuständen warten. Oder wie sehen Sie das?
    In jeden Fall bedanke ich mich für den guten Gedankenansatz, Frau Dr. Voos.

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