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Aktuelle Seite: Startseite / Ärzte / Operation und Aggression

Operation und Aggression

16.10.2014 von Dunja Voos 2 Kommentare

Möglicherweise könnte man die Hälfte der Patienten einer chirurgischen Klinik heute noch entlassen, ohne dass es den Patienten schlechter ginge. Wie viele Nasescheidenwand-, Knie-, Bandscheiben- oder Endometriose-Operationen bringen den Patienten nichts und werden dennoch durchgeführt? Bereits 2009 erschien auf „Welt-online“ ein Artikel mit dem Titel „In Deutschland wird zu viel operiert“. Aber wie kommt es zu diesen vielen Operationen?

Zeitmangel nährt die Unzufriedenheit

Oftmals führt der Zeitmangel der Ärzte dazu, dass sich die Patienten schlecht beraten fühlen. Sie erscheinen immer wieder beim Arzt und werden doch nur allzu schnell abgefertigt. Die Anamnese wird nicht gründlich durchgeführt, der Patient wird zu oft unterbrochen. Er hat oft das Gefühl, dass sein Leiden gar nicht richtig beim Doktor ankommt. Immer „bessere“ Spezialisten werden aufgesucht und schließlich kommt es zur Operation. DAS muss doch dann helfen, oder? Körperlich vielleicht nicht, psychisch vielleicht doch. Bei der Frage nach dem Warum der Operation spielt das Unbewusste eine große Rolle.

Mutter und Kind: Unbewusste Aggressionen suchen sich ihren Weg

Eine Mutter muss zur Arbeit. Sie weckt morgens ihr Kind und stellt fest: Schon wieder hat es Fieber, schon wieder ist da die dicke Erkältung. Der erste Gedanke mag ziemlich „unmütterlich“ erscheinen: „So ein Mist. Mein Kind bringt mich auf die Barrikaden.“ Doch so etwas „darf“ eine „gute Mutter“ nicht denken. Sofort verbietet sie sich diese aggressive Regung. „Mein Kind braucht jetzt meine Fürsorge“, so denkt sie sich – und kocht ihm einen leckeren Kakao.

Es ist für viele Mütter schwierig, immer wieder ein krankes Kind zu Hause zu haben. Es setzt sie unter Druck. Das Kind mag mit seiner Krankheit unbewusst sagen: „Ich brauche mehr Nestwärme.“ Die Mutter signalisiert aber: „Ich kann/will dir nicht mehr geben, ich muss/will arbeiten.“ Mütter, die ihre eigenen Aggressionen bemerken, können darüber nachdenken und sie verarbeiten. Sie haben vielleicht einen Partner oder Freundinnen, die sie verstehen und sind finanziell abgesichert. So ist ihre natürliche Aggression gut aufgehoben.

„Eine gute Mutter darf nicht aggressiv sein“ – so denken viele

Wer die Aggressionen, die nun mal da sind, nicht spüren möchte, wird sie wahrscheinlich umleiten. Dann kann es dazu kommen, dass eine Mutter die unterdrückte Aggression in Überbehütung umwandelt. Das geschieht nicht aus „bösem Willen“, sondern ganz unbewusst und „automatisch“. Sie unternimmt Maßnahmen, die nach Fürsorge aussehen und die gesellschaftlich akzeptiert sind, aber die dem Kind nicht unbedingt gut tun. Möglicherweise „quält“ die Mutter das Kind mit übertriebener Medikation, mit strenger Diät oder, wenn die Infekte oft vorkommen, auch mit einer Operation – da werden dann Mandeln entfernt oder Paukenröhrchen gelegt, weil es kaum möglich scheint, dem Kind zu Hause mehr und öfter Ruhe zu gönnen, um sein Immunsystem auf diese Weise zu stärken.

Natürlich sind Operationen oftmals notwendig, segensreich und auch lebensrettend. Natürlich sind viele Mütter hilflos, einem sorgenvollen Alltag und hektischen Ärzten ausgeliefert. Aber dennoch mag es sich lohnen, über solche Mechanismen nachzudenken. Operationen werden hierzulande früh empfohlen. Doch gerade für Kinder stellen sie oft eine große seelische Belastung dar. Es lohnt sich also immer, ganz genau abzuwägen, ob eine Operation notwendig ist oder nicht.

Viele Probleme sollen durch Operationen „gelöst“ werden

Auch, wer mit sich selbst oder mit seiner Partnerschaft nicht zufrieden ist, kann sich allzu leicht unter’s Messer begeben und seelisch daraus sogar einen Nutzen ziehen: Wer unter schweren Schuldgefühlen leidet, der entlastet sich unbewusst oft dadurch, indem er sich selbst Schaden zufügt. Eine Operation bedeutet immer auch Schmerzen. Unbewusste Schuldgefühle können zu autoaggressiven Handlungen verleiten – man lässt sich möglicherweise leichter zu einer Operation überreden, wenn man seelisch gerade besonders wackelig ist.

Operationen sind auch ein Appell an die Umwelt, der da lautet: „Seht, wie sehr ich leide. Bitte kümmert euch um mich. Jetzt bin ich mal dran.“ Die Operation ist der krasseste Eingriff, der medizinisch unternommen werden kann. Sie ist ein Zeichen dafür, dass der Patient „wirklich“ sehr krank sein und leiden muss. Der Patient scheint selbst das „Opfer“ zu sein, indem er sich „aggressiv“ behandeln lässt. Eigene Aggressionen bleiben so außen vor und finden auf diesem Weg doch auch ihren Platz.

Auch unausgesprochene partnerschaftliche Konflikte sollen manchmal unbewusst über Operationen geregelt werden: Der schnarchende Ehepartner soll sich doch beim Chirurgen endlich das Zäpfchen kürzen lassen. Die Frau mit konflikthaftem Kinderwunsch und einer unglücklichen Partnerschaft entzieht sich der Situation erst einmal, indem sie sich aufgrund ihrer Endometriose operieren lässt – häufig sogar mehrfach.

Genaues Hinschauen kann unnötige Operationen vermeiden

Oftmals berichten Patienten, dass sie eine Operation umgehen konnten, weil sie einen guten Psychotherapeuten, Hausarzt/Kinderarzt oder Homöopathen gefunden haben. Immer dann, wenn mehr Raum für entlastende Gespräche geboten wird, können „Operationswünsche“ bzw. das ursprüngliche Leiden zurückgehen. Wer eine Blinddarmentzündung hat, kann dankbar sein, dass hierzulande sofort die lebensrettende Operation stattfindet. Wer aber an chronischen Erkrankungen leidet, bei denen auch die Psyche eine große Rolle spielt, der ist nicht selten emotional unter-, aber technisch überversorgt.

Immer sollte man bedenken, welchem Arzt man mit welchen Beschwerden in die Arme läuft. Sehr vereinfacht gesagt: Der Chirurg wird bei Bauchschmerzen den Bauch aufschneiden, der Internist wird einen Schlauch einschieben, der Psychiater wird Antidepressiva verschreiben. Natürlich sind Differenzialdiagnosen notwendig. Aber oft sollte man sich auch fragen, welchen Arzt man mit welcher Absicht gerade aufsucht. Die Operation als versteckte Aggression. Über diese Möglichkeit nachzudenken, könnte vielleicht so manchem Patienten unnötige Schmerzen ersparen.

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Link:

Alexandra Kirkley et al.:
A Randomized Trial of Arthroscopic Surgery for Osteoarthritis of the Knee.
The New England Journal of Medicine
N Engl J Med 2008; 359:1097-1107September 11, 2008DOI: 10.1056/NEJMoa0708333
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/nejmoa0708333

„CONCLUSIONS: Arthroscopic surgery for osteoarthritis of the knee provides no additional benefit to optimized physical and medical therapy.“

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 15.11.2012
Aktualisiert am 16.10.2014

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Kategorie: Ärzte, Kinder

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Jay meint

    17.10.2014 um 2:35

    Das Problem ist, dass die Patienten, die sich bei richtigen Ärzten unverstanden fühlen, sehr oft Opfer von dubiosen Heilpraktikern, Homöopathen, Psycho-Coaches, Esoterikern und ähnlich zwielichtigen Zeitgenossen werden.
    Deutschland ist das einzige zivilisierte Land auf der Welt, in dem Dilettanten auf kranke Menschen losgelassen werden.

  2. Sigrun Saunderson meint

    19.03.2014 um 10:29

    „emotional unter-, aber technisch überversorgt” – da kann ich nur aus vollem Herzen zustimmen. Danke für diesen einsichtsvollen Beitrag! Und liebe Grüße!

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