Alkoholabhängige Patienten gelten mitunter als hoffnungslose Fälle. Manche Psychotherapeuten nehmen Alkoholiker erst gar nicht auf. Doch Vertreter der Bindungstheorie haben einen hoffnungsvollen Blick. Der Philosoph und Kriminologe Abdullah Cihan (East Carolina University, USA) beschreibt in seinem Beitrag „Attachment Theory and Substance Abuse: Etiological Links“ (Journal of Human Behavior in the Social Environment, 24, 2014) interessante Ansätze. Die Alkoholabhängigkeit ist hiernach keine eigenständige Krankheit, sondern eher das Ergebnis einer tiefgreifenden frühen Bindungsstörung.
Ohne Halt
Diese frühe Bindungsstörung hat zu einer Störung in der Emotionsregulation geführt. Natürliche „Glückshormone“, die durch befriedigende Beziehungen hervorgerufen werden, fehlen dem Alkoholabhängigen. Dieses Gefühl von Ruhe und Geborgenheit versucht er durch Alkohol zu erlangen. In einer intensiven psychoanalytischen Langzeittherapie nimmt der Therapeut die Rolle der Mutter ein. In der engen therapeutischen Beziehung reguliert der Therapeut die Emotionen des Patienten – solange, bis der Patient es selbst kann. Ebenso reguliert die Mutter die Emotionen für ihr Kind. Ein Kind lernt, sich selbst zu beruhigen, indem es wieder und wieder von Mutter und Vater beruhigt wird.
„Attachment theory-based clinical treatment of this disorder could both diminish symptoms and cure the incurable.“ (Seite 532)
(Abdullah Cihan et al., Journal of Human Behavior in the Social Environment, 24: 531-537, 2014)
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Link:
Abdullah Cihan et al. (East Carolina University, North Carolina, USA, 2014):
Attachment Theory and Substance Abuse: Etiological Links
Journal of Human Behavior in the Social Environment
Volume 24, Issue 5, 2014
DOI:10.1080/10911359.2014.908592
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10911359.2014.908592
Published online: 30 Jun 2014
j.o. meint
hallo frau dr. voos, haben sie eventuell noch einige Informationen über (erwachsene) kinder alkoholabhängiger eltern und deren beziehungsambivalenzen? vielen Dank