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43 Wie werde ich Psychotherapeutin/Psychoanalytikerin? Wie ausführlich soll ich die Sitzungen dokumentieren?

In der Psychoanalyse-Ausbildung stellst Du die Sitzungen, die Du mit Deinem Ausbildungs-Patienten hast, nach jeder vierten Stunde (Beispiel DPV) Deinem Supervisor vor. Hier kommt es besonders auf das „szenische Verstehen“ an. Es ist also nicht nur das konkrete Geschehen wichtig – es geht auch um die Dinge, die sich im Vorder-, im Hintergrund und auf Nebenschauplätzen abspielen. Die Informationen, die Du zwischen den Zeilen des Gesagten erhältst, sind ebenso wichtig wie das Gesagte und Gedachte selbst. In welcher Stimme sprach der Patient und wie war er gekleidet? Mit welcher Stimme oder Körperhaltung hast Du geantwortet? Was waren Deine Phantasien, Deine Körperreaktionen und Gefühle? Du beschreibst also nicht nur, was Dir mit dem Patienten konkret passiert, sondern Du beschreibst die Handelnden und die Bühne dazu. Außerdem bildest Du Hypothesen: Wie erkläre ich mir das, was da passiert? Das kann dazu führen, dass Du anfangs jede Stunde detailliert aufschreibt. Beim ersten Analyse-Patienten, der phasenweise vier Mal pro Woche kommt, klappt das noch wunderbar, doch beim zweiten Patienten kann es im Arbeitsalltag schon eng werden. Weiterlesen

Imagination: Nicht jeder kann sich einen sicheren Ort vorstellen

„Ich gehe mit Dir auf eine Reise zu Deinem inneren sicheren Ort“, sagt der Therapeut. Du sollst Dir einen Ort vorstellen, an dem Du Dich sicher und wohl fühlst. Doch wenn du z.B. komplex traumatisiert bist, dann kann das sehr schwierig werden. Wer schon früh und lang anhaltend traumatisiert wurde, der erlebt andere häufig als Bedrohung – und auch die Innenwelt, die man ja immer mit sich trägt, scheint in der Anspannung häufig kein sicherer Ort zu sein. Vielleicht sagt der Therapeut noch: „Entspanne Dich, atme ruhig.“ Doch in Dir selbst tobt es vielleicht. Menschen, die eine ausreichend gute Baby- und Kinderzeit hatten, können mit der Übung „Sicherer Ort“ häufig viel anfangen. Sie malen sich einen inneren Ort aus, den sie vielleicht aus der Kindheit kennen, von dem sie in einem Buch gelesen haben oder den sie sich vollkommen aus der Phantasie zusammenstellen. Weiterlesen

Tipps bei Panikattacken – wie Du Dir selbst helfen kannst

Bei schweren Panikattacken kommt die Bedrohung zum großen Teil von innen – das heißt, dass Erinnerungen wach werden, dass es Verkrampfungen, Körperbeschwerden und falsche Atmung gibt oder dass „gefährliche“ Gefühle und Wünsche wach werden. Vieles läuft unbewusst ab, weswegen es so schwer ist, Worte zu finden. Doch das Gefühl, dass es irgendwie zunächst kein Weglaufen gibt, weist auf die „innere Gefahr“ hin. Besonders schlimm sind Panikattacken in der Nacht, in Kaufhäusern, Straßenbahnen oder während eines Vortrags – also immer dann, wenn auch sozialer Druck hinzu kommt. Nachts hast Du vielleicht das Gefühl, niemanden wecken zu dürfen und aus einem Vortrag kannst Du nicht so einfach weglaufen, ohne Dich zu blamieren. Was also tun? Das Wichtigste ist es, Dir klar zu machen, dass Du eher mit einem ruhigen Geist und Körper wieder handlungsfähig wirst. Obwohl das Alarmgefühl zur inneren Bedrohung passt und als richtig erscheint, kannst Du Dir vielleicht verdeutlichen, dass nur die Ruhe weiterhilft. Weiterlesen

Über die Angst vor der Vorstellung, nach dem Tod ewig weiterleben zu müssen

Das Baby im Mutterleib bemerkt irgendwann, dass es lebt. Es hat eine Hand und diese Hand kann es bewegen. Das „gruselige Gefühl“, das entstehen kann, wenn wir uns unseres eigenen Lebens gewahr werden, kennt vielleicht jeder. Auch existenzielle Fragen plagen den ein oder anderen mehr oder weniger. Doch manche Menschen finden kaum noch Lebensfreude, weil sie mit der furchtbaren Angst beschäftigt sind, dass es nach diesem Leben auf ewig weitergehen könnte. In einem Online-Forum sagt Fearofinfinity (21) sagt: „Ich leide seitdem ich ca. 8 bin unter schrecklicher Angst vor der Ewigkeit! … (Der Glaube,) dass es nach dem Tod einfach ewig weiter geht und es niemals ein Ende geben wird, macht mich einfach verrückt! …“Weiterlesen

Dissoziative Störungen hängen oft mit frühkindlichen Traumata zusammen – was hilft?

Wenn Du etwas Einschneidendes erlebst, z.B. eine Geburt, Gewalt oder einen Unfall, bemerkst Du vielleicht, wie in Dir zwei Filme ablaufen: Einerseits kannst Du klar denken, andererseits merkst Du, dass Du vielleicht wie betäubt und weggetreten bist. Viele Menschen, die einen Unfall haben, empfinden oft keine Schmerzen – oder sie erinnern sich später nicht mehr daran. Obwohl unter Dissoziation oft etwas Krankhaftes verstanden wird, so ist die Fähigkeit zur Dissoziation auch eine Stärke, die uns in extremen Situationen schützt. „Dissoziation“ heißt wörtlich „Auseinanderfallen“, „Abtrennung“, „Zerfall“. Bei der Dissoziation gehen Denken und Fühlen auseinander. Besonders häufig von Dissoziationen betroffen sind schwer traumatisierte Menschen. Weiterlesen

Der Now Moment (Gegenwartsmoment) in Psychotherapie und Psychoanalyse

„Sinnsuche und Resonanzbedürfnis“ lautete der Titel eines Vortrags des Soziologen Hartmut Rosa, (Teleakademie, BR-Fernsehen, 5.8.2018, Deutsch-Amerikanisches Institut Heidelberg). Was Hartmut Rosa über die „Resonanz“ sagt, erinnert mich an die „Now Moments“ in Psychotherapie und Psychoanalyse. In diesen Momenten findet Veränderung statt. Der „Now Moment“ ist ein Moment tiefen Verstehens, der Verbundenheit, der Resonanz. Wenn Resonanz, Verstehen, ja Liebe da sind, werden wir satt. Wenn uns solche Erfahrungen in der Beziehung fehlen, dann wollen wir immer mehr: mehr Geld, mehr Essen, mehr vom anderen, mehr Abenteuer. Doch im Grunde werden wir von all dem, was wir erleben, nur dann satt, wenn wir eine befriedigende Beziehung zu uns selbst und anderen haben.Weiterlesen

Träume vom Fliegen: Warum ist die Flughöhe oft relativ gering?

Jugendliche berichten häufiger als Erwachsene vom Fliegen im Traum (Michael Schredl, Brigitte.de). Doch auch viele Erwachsene haben noch Traumflüge und Flugträume. Erstaunlich ist, dass viele sagen, dass sie es genießen, nur wenige Meter über dem Boden zu schweben. Warum ist das so? Wenn man bedenkt, dass sich im Traum auch konkrete körperliche Erfahrungen widerspiegeln, so ist Manches denkbar: Kinder träumen vielleicht auch deshalb oft von Tieren, weil sie mit ihnen auf Augenhöhe sind. Kinder schauen immer hoch zu den Erwachsenen. Sie fragen sich, wie der Ausblick von dort oben ist und wollen schnell groß werden. Es kann also eine Wunscherfüllung im Traum sein, endlich aus der Höhe eines Erwachsenen auf den Boden zu schauen. Weiterlesen

Traumdeutung: Typische Träume nach Sigmund Freud

Auf einmal bist Du nackt – obwohl Du von vielen Menschen umgeben bist. Doch dann merkst Du: Es ist nur ein Traum. Sigmund Freud hat in seinem Buch „Die Traumdeutung“ (1900) einige typische Träume beschrieben – hierzu gehört der „Verlegenheitstraum“ der Nacktheit. Im Traum schämen wir uns vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Möglicherweise erscheinen die umstehenden Menschen im Traum seltsam unbeteiligt. Manchmal sind die anderen auch nicht zu sehen und wir fühlen im Traum nur, dass sie da sind. Nach Freud kann es sich dabei um eine Wunscherfüllung handeln – im Traum können wir wie als Kind nackt herumlaufen, ohne uns schämen zu müssen. Interessant dabei ist, dass es sich bei den Außenstehenden oft um „Viele fremde Leute“ handelt (Freud: Das Traummaterial und die Traumquellen, Projekt Gutenberg). Weiterlesen

1 Wie werde ich Psychotherapeut*in/Psychoanalytiker*in? Sich für ein Institut entscheiden

Wer beschließt, Psychotherapeut*in oder Psychoanalytiker*in zu werden, hat sich wahrscheinlich schon lange viele Gedanken gemacht. Was viele nicht wissen: Voraussetzung für eine Ausbildung zum Psychoanalytiker/zur Psychoanalytikerin ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium, aber das muss nicht unbedingt Medizin oder Psychologie sein. Es gibt auch Akademiker anderer Fachrichtungen, die z.B. bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) oder der Gesellschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie (GPP) eine Ausbildung zum/zur Psychoanalytiker*in machen. Das ist zwar oft sehr schwierig, aber möglich. Nach abgeschlossener Ausbildung sind sie dann sogenannte „Laien-Analytiker“ – doch die Ausbildung ist dieselbe wie bei Ärzten und Psychologen auch. Weiterlesen

97 Wie werde ich Psychotherapeut*in/Psychoanalytiker*in? Sich aktiv mit dem Aversiven auseinandersetzen

Um Psychotherapeut*in/Psychoanalytiker*in zu werden, brauchst Du ein Interesse daran, das Aversive zu untersuchen. Deswegen ist dieser Beruf oft auch so schwierig und deswegen scheuen sich viele Patienten davor, eine psychoanalytische Psychotherapie zu beginnen. Manchmal machen wir Halt, bevor es zu aversiv wird. Wir sagen, wir wollen den Patienten schonen, doch wollen wir häufig auch uns selbst schonen. Rasch schauen wir nach den den Stärken und Ressourcen. Doch wenn Patienten eine ähnliche Atmosphäre schaffen wie die, in der sie groß geworden sind, wenn es also auch um Gewalt, Schuld, Ekel und (noch) nicht Benennbares geht, dann ist es oft schwer auszuhalten.Weiterlesen