
Ein Mädchen ritzt sich, nachdem ihr Vater plötzlich das Besuchswochenende abgesagt hat. Mit den Schnitten in den Unterarm befreit es sich vom Druck, aber es entsteht auch Scham. Sie hasst sich selbst: Wäre sie gut genug, würde der Vater kommen, so der Gedanke. Sie spürt die unausweichliche Anspannung – vielleicht auch die Spannung des Alleinseins oder des engen Zusammenseins mit der Mutter. Auch Wut auf den Vater kann auftauchen. Vielleicht will das Mädchen eigentlich andere verletzen, aber das geht nicht – also verletzt sie sich selbst. Wenn sie sich schneidet, spürt sie ihr warmes Blut. Das entspannt sie. Sie findet zu sich selbst zurück, spürt ihren Körper. Und dann umsorgt sie sich, indem sie ihre Wunden desinfiziert und sich den Arm verbindet. Weiterlesen

Du wachst auf, zitterst, bekommst schwer Luft. Da sind Schweiß, Herzrasen, vielleicht Übelkeit und Durchfall. Gedanken, die sich Dir immer wieder aufdrängen. Du befürchtest vielleicht, verrückt zu werden oder schwer krank zu sein. Kurzum: Du bist verzweifelt. Was die Ängste in der Nacht so schlimm macht, ist oft das Gefühl, völlig alleine oder in unguten Beziehungen gefangen zu sein. Es ist still um Dich herum – vielleicht schaust du Lives auf Tiktok, doch Du willst niemanden wecken. Die Einsamkeit ist vielleicht das größte Problem. Du zählst die Stunden, wartest auf den Morgen – bis Du vielleicht im Morgengrauen endlich erschöpft einschläfst.Weiterlesen
Es ist eingebrannt – das Bild, das das Kind vom Leben, von Beziehung hat. Das Grundgefühl, das es in Zweierbeziehungen hat, ist damals entstanden. Gequetschtwerden. Angriff. Hölle. Scham. Sexuelle Erregung. Kampf. Druck. Qual. Anstrengung. Entsetzen, dass so etwas mit einem gemacht wird, kaum dass man auf der Welt ist. Alleingelassenwerden. Entfremdung. Hass. Zerstörung. Lust an der Qual. Gnadenlose Be-handlung. Bei jedem Mal wird’s schlimmer. Weiterlesen

Der Ursprung des Lebens liegt im Wasser. Die „Seele“ kommt – lautmalerisch gesprochen – aus dem „See“ und wohl die meistens Menschen fühlen sich in der Natur wohl. Die Verbindung zur Natur lindert Einsamkeitsgefühle. Der Kalifornier Richard Louv – Autor von Büchern über die Beziehung zur Natur – hat den Begriff „Naturdefizit-Störung“ (NDS) geprägt: Kinder, die zu wenig Möglichkeiten haben, sich in der Natur zu bewegen, werden oft verhaltensauffällig. Weiterlesen
Manche Psychoanalytiker und Psychotherapeuten haben keinen Kassensitz, das heißt, die Krankenkassen übernehmen nicht so selbstverständlich die Kosten wie bei einem Vertragspsychotherapeuten (ein Vertragspsychotherapeut hat Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen geschlossen). Psychologen oder Ärzte mit abgeschlossener Psychoanalyse- bzw. Psychotherapie-Ausbildung können jedoch nach dem „Kostenerstattungsverfahren“ mit den gesetzlichen Krankenkassen zusammenarbeiten. Weiterlesen
Heutzutage kämen die Themen „Schuld, Überich und Selbstbestrafung“ nicht stark genug in der Psychoanalyse vor, höre ich manchmal. Der kanadische Psychoanalytiker Donald L. Carveth hat zu diesem Thema einen Beitrag veröffentlicht: „Self-Punishment as Guilt Evasion: The Case of Harry Guntrip“ (Canadian Journal of Psychoanalyis, 15,1, 2007, PDF), zu deutsch: „Selbstbestrafung als Flucht vor der Schuld: Der Fall Harry Guntrip.“ Hier beschreibt Carveth, wie der Psychoanalytiker Harry Guntrip, der seine Lehranalysen bei Ronald Fairbairn und Donald Winnicott gemacht hat, seine Analyse nicht zu Ende gedacht habe und auf einer Art paranoid-schizoider Position stehengeblieben sei. Weiterlesen