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Die ausreichend gnädige Mutter

Die Mutter war außer sich. Schon wieder. Das Kind hatte alles falsch gemacht. Und doch hatte es etwas richtig gemacht: Weil es die Mutter nicht einschätzen konnte, machte es die Mutter wütend, damit es wusste, wo es dran war. Damit es Eindeutigkeit hatte. Doc...

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„Angststörung“ ist ein viel zu schwaches Wort

Es rumort. Tief drinnen im Bauch. Auch aus dem Herzen heraus. Außen nur ein löchriges Gefühl. Überall bröckelt es. Nichts kann mich ruhig machen. Ich zittere. Ein Kampf tobt in mir. Ein Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Leben und Tod. Das Böse ist vollkommen zerstörerisch. Aber nicht grob zerstörerisch. Es schwebt – innen und außen. Und ich frage mich, woher es kommt. Ich habe Angst, dass ein anderer mir Böses schickt. Dass ein anderer mich in seinen Händen hat. Mich steuert. Beängstigend. Die anderen sagen: „Das kann nicht sein. Ein anderer kann nicht Macht über dich übernehmen.“ Aber woher wollen sie das wissen? Meine Gefühle sind wie eine absolute Gewissheit. Eine innere Überzeugung, dass da ein anderer etwas mit mir macht. Ich spüre es genau. Werde ich so lebensfähig sein? Sterbefähig? Ein Zustand des unaufhörlichen Aufruhrs. Und auf dem Diagnose-Zettel steht einfach nur „Angststörung“.Weiterlesen

Warmer Dezembersturm

Das Kind, es hat niemanden, der es versteht. Niemanden, der mit ihm spricht, der es warmherzig umarmt und niemanden, der ihm Halt gibt. Das Kind, es friert fast das ganze Jahr. Nur manchmal, da stellt es sich an den Rand des weiten Feldes und lässt sich vom Wind umarmen. Der warme Dezemberwind nimmt das Kind in seine Geborgenheit. Er ist der Einzige, der es tröstet. Und als es einschläft, spürt es, wie der Wind es davonträgt.Weiterlesen

Einzelkind

Das Kind, es steht im Mittelpunkt. Ob gut oder schlecht: Die Eltern starren, beobachten, zupfen, küssen, streicheln, beschämen, lauschen, verfolgen, quälen, verlassen. Sie loben und schimpfen. Das Kind, es hat keinen eigenen Raum. Nur manchmal ganz oft, wenn ...

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Verlassen. Eine Novembermorgengeschichte

Ich steh im Wald. Und fühle mich verlassen. Und alt. Die Gedanken, sie drehen sich unaufhörlich in meinem Kopf. Meine Schale ist so hart. Da mag keiner durchdringen. Ich verschränke die Arme und behaupte, die Welt sei ungerecht. Die Sterne glitzern. Und endlich zieht der Morgennebel auf. Er hüllt mich ein. Ihm macht meine Schale nichts aus. Die warme Novemberluft streichelt mein Gesicht. Und die Tränen fließen in meinen Schal. Weiterlesen

Wüste

Es brennt brutal. Diese innere Hitze, diese innere Glut. Die Sehnsucht. So groß, dass sie alles um einen herum verschwimmen lässt. Keiner da. Man geht allein, schleppt sich allein, atmet schwer. Kein Ufer in Sicht. Fatamorganas ziehen vorbei. Plötzlich, wie im Traum, taucht in echt ein Mensch auf. Er steht ganz nah. Er macht Angst. Er merkt, dass er Angst macht. Er verschwindet wieder. Ruhig wird es. Nur noch der eigene Atem ist zu hören. Die Mauer der Angst ist zu hoch. Die Wüste, sie wird noch eine Weile dauern. (Text & Bild: © Dunja Voos) Weiterlesen

Das Trauma in mir

Das Trauma, es ist immer in mir. Ich erinnere mich (nicht). Ich habe (keine) Bilder dazu. Ich sehe außen so vieles davon wieder. In Gesichtern, Absichten, Körperhaltungen, Tageslichtern. Worten. Täglichen Gefängnissen. Doch wie soll ich leben und arbeiten, wenn es immer in mir ist? Ich spüre: Es ist nicht starr. Ich kann es hin- und herbewegen. Und ich kann meinen Körper bewegen. Manche Körperhaltungen bringen mich dem Trauma näher. Und wieder weiter weg. Das Trauma will gesehen, gefühlt, besprochen, beschwiegen, gehalten und gewürdigt werden. Aber es ist auch das andere da. Das Gute und Gesunde und das Unbeschädigte. Das Leben ist wie eine Welle – es geht auf und ab. Weiterlesen

Das leere Bett

Wie eine weite Wüste. Nur unbarmherzig weich. Ich streiche über eine Falte im Laken. Ich weiß nicht, wie ich die Decke um mich legen soll. Es ist die Abwesenheit des anderen, die mich quält. Kein Atemgeräusch. Niemand, der meinen Rücken wärmt. Ich greife nach der Hand, die gar nicht da ist. Mein Körper fühlt sich so weggezogen an. Auf meiner Haut spüre ich die Abwesenheit von Berührung wie einen Windhauch, der von mir weggeht. Ich kann die Weichheit des leeren Bettes nicht länger ertragen. Ich stehe auf und öffne die Terrassentür. Ich lege mich hin. Die kühle Luft streichelt meine Stirn. Und endlich schlafe ich auf dem harten Boden ein. Weiterlesen

Neue Angebote im Gedankenshop

Frei flottierende, teils unbewusste Gedanken: 10 ct (alle Preise verstehen sich pro Strang ohne Gefühlssteuer) | Bewusste Gedanken ohne Willen: 1 €, mit Willen: 15 € | Gedanken plus Angst ("Sorgen"): Nur im Dauerabo. Preis verhandelbar. | Gedanken plus Gefühl...

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Berührung heilt

Gefangen in der Uniklinik. Mit einem Gleichgewichtsnerven außer Gefecht schwanke ich mühselig von Untersuchung zu Untersuchung. Hektische Ärzte, unfreundliche Anweisungen auf dem Drehstuhl, den ich mit Schrecken im laufenden Betrieb verlasse. Warten auf dem Flur. In den Gängen Betrieb. Ungewissheit. Ich weiß nicht, was los ist, keiner sagt mir was. Die letzte Station: Ein kleiner Technikraum im Keller. Das Fenster auf, frische Morgenluft, ein paar Vögel zwitschern. Ein freundlicher Assistent. Ein ganz einfacher Mann. Die einzige Anweisung: Einige Minuten lang ruhig liegen bleiben während der Hirnstammaudiometrie. Er sitzt die ganze Zeit neben mir und sagt nichts. Er hält meine Hand. Er macht mich gesund. Am Ende stehe ich auf und fühle mich das erste Mal seit vielen Tagen wieder halbwegs sicher auf meinen Beinen.Weiterlesen