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Regeln – das Allheilmittel in der Erziehung? „Ich nehme dir das Handy weg und Nein heisst Nein!“

Wenn ich einen Vortrag zu ADHS halte, muss das Wort „Regeln“ direkt am Anfang fallen. Sonst werden Eltern und Lehrer gleichsam unruhig. Mir scheint manchmal, dass die Erwachsenen sich an den Regeln, die sie den Kindern aufstellen, festhalten wie Ertrinkende an einem Strohhalm. Warum sind Regeln so furchtbar wichtig (für die Erwachsenen)? Weiterlesen

Explizites und implizites Gedächtnis ermöglichen das bewusste und unbewusste Erinnern

Unsere ersten bewussten Erinnerungen beginnen im Alter von etwa vier Jahren. An die Erlebnisse davor können wir uns nicht bewusst erinnern. Sigmund Freud bezeichnete dieses Nicht-Erinnern-Können als „infantile Amnesie“. Doch auf eine bestimmte Art erinnern wir uns auch an das, was wir in früheren Zeiten erfahren haben. Dabei spielt unser Körper eine besondere Rolle (siehe auch: Embodiment). Unsere bewussten Erinnerungen werden in einem Teil des Gehirns namens Hippocampus „gespeichert“. Diese Hirnregion reift erst am Ende des dritten Lebensjahres voll aus. Was hier als bewusste Erinnerung abgespeichert ist, wird als explizites Gedächtnis (bewusstes = deklaratives Gedächtnis) bezeichnet. Dieses bewusste = deklarative Gedächtnis enthält einerseits Erinnerungen an Fakten (= semantisches Gedächtnis, z.B. Rom ist Hauptstadt von Italien), andererseits Erinnerungen an Lebensereignisse (= autobiografisches Gedächtnis, siehe auch Verbally Accessible Memory, VAM). Weiterlesen

Entschleunigung fängt bei den Kindern an

Kinder reagieren nicht nur im Straßenverkehr langsamer. Wenn wir ihnen etwas sagen, dann müssen wir einen Augenblick warten, bis das Gesagte angekommen ist und umgesetzt wird. „Du stehst auf der Tasche, geh mal zur Seite“, sagen wir ungeduldig. Doch es ist natürlich, dass das Kind einen Moment braucht, bis es reagiert. Werden wir ungeduldig und schreien es an, dann braucht es noch länger, weil es dann zusätzlich mit unserem Ärger beschäftigt ist. Bei Säuglingen ist die Verzögerung besonders gut zu beobachten: Wenn wir den Säugling ansprechen oder anlachen, dann vergehen einige Augenblicke, bis er uns seine Reaktion zeigt. Die Welt ist oft zu schnelllebig, da sind sich alle einig. Doch die Entschleunigung fängt bei den Kindern an: Wenn wir uns die Zeit nehmen, mit ihnen zu trödeln, wenn wir Abschiedsrituale feiern und Raum für freies Spiel lassen, dann schaffen wir uns und auch anderen eine entspanntere Welt.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 25.3.2009.
Aktualisiert am 20.10.2020

Referenzielle Entkoppelung und Verankerung in der Mutter-Kind-Kommunikation

Wenn Eltern sich ihrem Säugling zuwenden, tun sie das in einer besonderen Art: Sie heben ihre Stimme, ziehen die Augenbrauen hoch, spitzen ihren Mund und sehen dabei manchmal ziemlich belustigend aus. Sie markieren ihren Gesichtsausdruck. In allen Kulturen der...

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Ich bin auch alleinerziehend – mein Mann kommt immer erst um 20 Uhr

Es gibt sicher kaum eine alleinerziehende Mutter, die diesen Satz nicht schon mal gehört hat: „Mein Mann kommt immer erst spät nach Hause – ich bin sozusagen auch alleinerziehend.“ Ich antwortete dann meistens: „Die Tage sind nicht das Problem. Erst in der Nacht spürt man die Last.“ Alleinerziehend zu sein ist deshalb oft so anstrengend, weil abends eben niemand nach Hause kommt. Nach einem anstrengenden Tag fällt man totmüde ins Bett. Und wird vielleicht mitten in der Nacht geweckt, weil das Kind spuckt oder mit Fieber aufwacht. Nachts kommen die Geldsorgen, die Sorgen um die Konflikte mit dem Vater, die Gefühle des Alleinseins und Überfordertseins. Es ist das leere Bett, das schmerzt. Weiterlesen

Magisches Denken – was hat es damit auf sich?

Wer einen Zusammenhang zwischen zwei Dingen sieht, die in Wirklichkeit nicht zusammenhängen, der denkt magisch. „Klopf auf Holz“, sagen wir, um ein Unglück abzuwenden. Dabei kann Holzklopfen wohl kaum etwas ausrichten. Aber es beruhigt uns. Das magische Denken kann eine Lebenshilfe sein, doch wenn es zu stark wird, wie zum Beispiel bei einer Zwangsstörung, leiden wir darunter. Weiterlesen

Containment: Gefühle wollen gehalten werden

Kleine Kinder werden von ihren Gefühlen oft regelrecht übermannt. Du kennst die plötzliche schlechte Laune deines Kindes, die von jetzt auf gleich die gute Stimmung völlig zunichte macht. Bist du in einer guten Verfassung, kannst du deinem Kind helfen, damit u...

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Kastrationsangst: Von der Angst in der eigenen Individualität beschnitten zu werden

Die Angst, den Penis abgeschnitten zu bekommen – das verstehen wohl die meisten Menschen darunter, wenn sie den Begriff „Kastrationsangst“ hören. Auch Sigmund Freud fasste den Begriff „Kastrationskomplex“ eng. Heute verstehen viele Psychoanalytiker mehr darunter: Die Angst, in seiner Integrität beschnitten zu werden, einen Teil seines Körpers, seines „erweiterten Körpers“ (wie Handy, Auto, Spielzeug) oder seiner Macht (Potenz) zu verlieren, kann zur Kastrationsangst gehören. Weiterlesen

Über die Angst, den Respekt und die Autorität zu verlieren

Eltern, Lehrer, Ärzte, Führungskräfte kennen es: Die Angst, ihre Autorität zu verlieren. „Das Kind, der Klient, der Mitarbeiter soll mir auf keinen Fall auf der Nase herumtanzen“, sagen sie. Doch was genau befürchten Eltern ebenso wie Führungskräfte, wenn sie um den Verlust ihrer Autorität fürchten? Ein „Autor“ zu sein bedeutet ja, der Urheber von etwas zu sein. Wenn alles gut geht, spüren wir, dass wir etwas bewirken können. Zufriedene Kinder wissen: Wenn ich eine Umarmung brauche und meiner Mutter das zeige, wird sie mir die Umarmung geben. Weiterlesen

„Aber ihr könnt doch zusammen spielen!“

Zwei Kleinkinder streiten sich um die rote Schaufel. Die Tränen fließen, das Geschrei ist groß. Um Frieden bemüht sagt die Mutter: „Aber ihr könnt doch zusammenspielen!“ Immer wieder ist die Mutter ratlos, weil sie die Vorstellung hat, dass die Kleinkinder doch teilen und sich abwechseln könnten. Aber damit macht die Mutter sich unnötigen Stress, denn die Kinder sind mit zwei und drei Jahren schlicht noch zu klein. Sie können tatsächlich noch nicht zusammenspielen. Das Argument, (Klein-)Kinder bräuchten andere (Klein-)Kinder, um sich zu sozialisieren, ist weit verbreitet. Dabei kommen die meisten Kleinkinder ganz wunderbar ohne andere Kleinkinder aus. Es ist sogar eher so, dass sich die Kleinkinder gegenseitig stressen, wenn es zu viele sind. Weiterlesen