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Berührung senkt Blutdruck, lindert Schmerz und Angst. Bindung tankt auf.

Fühlen sich kleine Kinder gestresst, laufen sie zur Mama und schmiegen sich an sie. Dort „tanken sie auf“, wie es die Kleinkindforscherin Margaret Mahler (1897-1985) nannte. Auch Erwachsene geben sich gegenseitig Kraft durch gute Bindung und Berührung. Nicht nur das Kind tankt bei der Mutter auf, sondern auch die Mutter genießt die Berührung des Kindes, wenn sie gerade in der Stimmung ist. Viele Menschen unterschätzen ihre eigene Wirkung. Doch Berührung wirkt schmerzlindernd, angstmildernd und blutdrucksenkend. Weiterlesen

Unbewusste Phantasien zeigen sich auch in den Fehlern, die wir machen

„Kinder entstehen durch Essen“, phantasieren manche kleinen Kinder. Diese Phantasie entsteht schon, bevor die Kinder sie in Worte fassen können. Frühkindliche und unbewusste Phantasien sind unser Leben lang vorhanden. Kleine Babys spüren, was in ihrem Körper passiert und entwickeln darauf hin wahrscheinlich Phantasien. Diese Phantasien entstehen aus der Wahrnehmung, aus dem Fühlen (englisch: Sensation) heraus. Unbewusste Phantasien werden auch in unseren Fehlern deutlich. In einer Quizshow (Gefragt, Gejagt, 26.9.2023) wurde eine Kandidatin gefragt, wo im Körper sich „Otolithen“ befinden. Sie kannte den Begriff (Steinchen im Ohr) nicht und musste raten: „In der Lunge?“ Der „Fehler“ war nicht sinnlos: Möglicherweise hatte die Kandidatin an das „O2“ des Sauerstoffs gedacht.Weiterlesen

Das Kreuz mit den „U“: Kinder-Vorsorgeuntersuchungen fühlen sich manchmal ganz unglücklich an

„Wer hat die Krone auf?“ „Aus welchem Material besteht der Tisch?“ „Male ein Männchen.“ Typische Sätze aus Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt (allerdings: Stand 2010). „Niemand hat hier die Krone auf“, antwortet das schlaue Kind. „Aus Holz“, sagt die Kleine – puh, zum Glück kennt sie das Wort „Material“. „Ihr Kind malt das Männchen noch mit acht Fingern an einer Hand“, sagt der Kinderarzt. Die Mutter lässt den Kopf hängen. „Wie wird hier eigentlich mein Kind vermessen?“, denkt sie. Normtabellen überall. Doch werden sie dem Kind gerecht? Der Kinderarzt kennt es doch fast gar nicht. Nur Mutter und Vater wissen, wieviel es spricht, wie schnell es laufen kann, wie gut es sich zu helfen weiß. Doch die Fragen und Vermessungen beim Kinderarzt erscheinen manchmal wie eine Farce. Weiterlesen

Missbrauchte Kinder können oft nur schlecht mentalisieren (Hypomentalisation)

Menschen, die sich weitgehend gesund entwickeln konnten, können gut über sich und andere Menschen nachdenken – man sagt: Sie haben eine gute Reflexionsfunktion, sie können gut mentalisieren. Bei Menschen, die in der Kindheit missbraucht und misshandelt wurden, ist diese Mentalisierungsfähigkeit häufig relativ stark eingeschränkt. Sie haben zwar einerseits gute Antennen für den anderen, andererseits fällt es ihnen jedoch schwer, sich vorzustellen, aus welchen Gründen andere Menschen wirklich etwas sagen oder tun. Sie gehen oft vom Schlechtesten aus. Zu sehr sind sie verhaftet in alte Muster, nach denen einst ihre Eltern gehandelt haben. Weiterlesen

Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Kleine Kinder können unglaublich zwanghaft sein. Da muss es unbedingt die blaue Eiskugel oder genau dieser Frühstücks-Becher sein. Zwänge sind Teil einer normalen Kleinkind-Entwicklung. Auch größere Kinder und Jugendliche haben ihre Zwänge. Doch manchmal nehmen die Zwänge überhand. Von einer „Zwangsstörung“ spricht man, wenn die Zwänge einen deutlichen Leidensdruck hervorrufen. Doch so unangenehm sie sind: Zwänge haben meistens ihren Sinn. Wird der Sinn der Zwänge erkannt, lassen sie oft nach. (Text & Bild: Dunja Voos)Weiterlesen

John Bowlby: Bindungstheorie (Attachment Theory) und Bindungsstile

Sobald ein Ungeborenes das Licht der Welt erblickt, nimmt es Kontakt zur Mutter auf. Seine Stimme und Blicke erreichen sie und die Mutter weiß intuitiv, was zu tun ist. Dieses angeborene Bindungsverhalten sichert uns seit jeher das Überleben. Der britische...

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Werden Schreibabys zu „ADHS-Kindern“? Irgendwie sind sie es schon.

„Mein Baby war ein Schreibaby und ich habe das Gefühl, dass das nie aufgehört hat. Immer ist mein Kind unruhiger und auffälliger als andere Kinder geblieben.“ Vielleicht kennst Du das. Eine Studie von Ina Santos und Kollegen (2014) gibt Dir recht: Kinder, die mit drei Monaten exzessiv schreien, zeigen im Alter von vier Jahren häufiger Verhaltensauffälligkeiten als ruhigere Babys. Vielleicht macht Dir das Angst – doch jede Mutter-Kind-Geschichte sieht anders aus. Wenn Du ein Schreibaby hast, merkst Du das sehr schnell. Schreibabys strecken sich im Arm und lassen sich nicht beruhigen. Daran hast Du keine Schuld. Weiterlesen

ADHS – das umstrittene Syndrom aus psychoanalytischer Sicht

Aus verhaltenstherapeutischer und psychiatrischer Sicht gibt es für die Diagnose „ADHS“ (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung) eindeutige Kriterien. Hierzu gehören die Diagnosekriterien nach dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Diseases (DSM IV und DSM V) und der International Classification of Diseases (ICD-10: F90.0 und ICD-11: 6A05.2). Kinderärzte und Psychologen, die sich darauf spezialisiert haben, können anhand von Anamnese und Tests nach diesen Kriterien recht genau sagen, welches Kind ADHS hat. Sie behandeln dann meistens nach den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften, AWMF (Leitlinie ADHS, 2017). Weiterlesen

Anale Phase – Töpfchentraining unnötig

Im zweiten und dritten Lebensjahr ist ein Kind in der „analen Phase“. In westlichen Ländern lernt es in dieser Zeit Stuhl und Urin bewusst zu halten oder abzugeben. Töpfchentraining ist dabei unnötig. Es reicht, ein Töpfchen bereitzustellen und dem Kind zu zeigen, wie man selbst auf die Toilette geht. Wenn es soweit ist, wird es ganz von selbst trocken. Stolz setzt es sich wie ein kleiner König auf sein „Thrönchen“. Der Schweizer Kinderarzt Remo Largo hat in der Zürcher Längsschnittstudie erforscht, wie lange ein Kind braucht, um trocken zu werden und warum die Angaben so unterschiedlich sind. Weiterlesen

Orale Phase: über die Zeit, in der wir die Welt über den Mund aufnahmen

Saugen, Nuckeln und das Verlangen, alles in den Mund zu nehmen stand im ersten Lebensjahr an oberster Stelle. Schon im Bauch haben wir unseren Daumen in den Mund genommen, um uns zu beruhigen. Als wir auf die Welt kamen, erkundeten wir sie stark mit dem Mu...

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