
Wenn Du bei alkoholkranken Eltern aufgewachsen bist, hast Du vielleicht recht oft erlebt, wie Du in unangenehmer Weise berührt wurdest. Da rutschte mal eine Hand aus, da kam ein Tätscheln wie aus Versehen, da wurde es schmierig und wabernd. Der betrunkene Elternteil hatte seine Bewegungen nicht mehr unter Kontrolle. Du fühltest Dich vielleicht abgestoßen, befremdet, vielleicht auch irgendwie negativ-fasziniert vom Unbegreiflichen. Die Berührung hatte vielleicht auch einen sexuellen Touch mit all der Verwirrung. Du wolltest diese Berührung nicht haben – Du schämtest Dich vielleicht, es hat Dich geängstigt und Du hast Dich geekelt, aber vielleicht auch selbst ekelig gefühlt. Du konntest nicht einordnen, was Du da mit der betrunkenen Mutter/mit dem betrunkenen Vater erlebt hast.Weiterlesen

Oft tritt er nachts auf, manchmal nach großer Anstrengung, nach vielem Sitzen, nach einem Infekt: ein unerhörter Drehschwindel, verursacht durch eine Entzündung des Gleichgewichtsnerven (Neuronitis vestibularis) im Innenohr oder eine Vestibularismigräne. Du wachst auf und siehst, wie sich die Welt vor Deinen Augen hin und her bewegt, oder Du drehst Dich im Schlaf um und fühlst Dich plötzlich wie auf der Achterbahn. Du kannst nur liegen bleiben und hoffen, dass dieser furchtbare Schwindel aufhört. Weiterlesen

Manchmal stellen wir unsere Borsten auf, sobald uns jemand mit Zärtlichkeit begegnet. Wenn wir nur wenig Zärtlichkeit in unserem Leben erfahren, wächst die Sehnsucht danach. Wenn uns dann jemand zärtlich begegnet, spüren wir nochmal sehr deutlich, was wir alles vermisst haben. Der „Schmerz des Unterschieds“ zwischen der Zärtlichkeit jetzt und dem Mangel, der ansonsten herrscht, ist nur schwer auszuhalten. Zudem kann die gefühlte oder phantasierte Nähe zur Sexualität oft Scham hervorrufen – besonders, wenn die Zärtlichkeit unpassend ist. Weiterlesen
Gefangen in der Uniklinik. Mit einem Gleichgewichtsnerven außer Gefecht schwanke ich mühselig von Untersuchung zu Untersuchung. Hektische Ärzte, unfreundliche Anweisungen auf dem Drehstuhl, den ich mit Schrecken im laufenden Betrieb verlasse. Warten auf dem Flur. In den Gängen Betrieb. Ungewissheit. Ich weiß nicht, was los ist, keiner sagt mir was. Weiterlesen
Kommt ein Baby zur Welt, ist es ganz auf seine Sinne gestellt – es spürt Berührung auf der Haut, es wird (zusammen-)gehalten, geschaukelt, gefüttert und besungen. Diese frühe Art des sensorischen Erlebens beschreibt der Psychoanalytiker Thomas Ogden als ein Sein in einer „autistisch-berührenden Position“ (englisch: autistic-contiguous position, contiguous = direkt aneinanderliegend). Der kleine Säugling hat noch keine Symbole. Er erfährt über seine Sinne, was etwas bedeutet. Die kuschelige Decke, die später als Symbol für Wärme, Weichheit und Geliebtwerden stehen kann, wird am Anfang nur gefühlt. Hieraus erschließt der Säugling die Bedeutung von „Decke“. Diese autistisch-berührende Position ist als früheste Grundlage in jedem von uns ein Leben lang vorhanden. Weiterlesen
In manchen Lebensphasen erfahren wir nur wenig Berührung. Wer nicht in einer Partnerschaft lebt, schätzt neben der Sexualität meistens auch die Alltagsberührungen sehr. Der „Hauthunger“, den wir vielleicht verspüren, kann enorm groß werden. Der Kommunikationsexperte Kory Floyd sagt, dass die Sehnsucht nach Berührung oft verharmlost wird. Wenn wir Hunger haben, sei es nicht nur, weil wir essen wollen, sondern weil wir essen müssen, um zu leben, so Floyd. Dasselbe gelte für Schlaf und alle anderen menschlichen Bedürfnisse, insbesondere auch für Berührung. Weiterlesen