 
    Erst spät im Leben kam eine Substanz in mich, die mich nährte. Es ist, als hätte ein anderer ein Stück von sich selbst in mich hineingelegt. Doch der andere ist lange weg. Geht dann auch die Substanz verloren? Was ist es, das mir plötzlich so viel Halt gab, dass ich manchmal meinte, vor nichts mehr Angst zu haben? Jetzt, da der andere weg ist – läuft da meine Substanz aus wie der Sand aus einer Ritze? Ich werde unruhig, ich will die Substanz festhalten und meine, sie zu verlieren. Doch irgendwann merke ich: Die Substanz, das ist meine Wahrheitsliebe. Sie war immer da, doch der andere gab mir den Mut, ihr zu folgen. Egal, was mir passiert: Ich habe immer die Wahrheit.

Wenn wir einen Tinnitus haben, befürchten wir vielleicht, verrückt zu werden, weil da was ist, was wir so absolut nicht wollen oder kontrollieren können. Der eigene Körper quält uns mit Tönen, Summen, Piepsen, Pochen und Geräuschen. Ohren kann man nicht verschließen, das ist ja schon im täglichen Leben so. Aber bei äußerem Lärm kann man sie sich zuhalten oder weglaufen. Da nutzen auch die zahlreichen Erklärungen nichts, etwa, dass jeder Ohrgeräusche habe, aber nicht jeder darauf höre. Das denke ich nicht. Ich denke, dass der Tinnitus tatsächlich ein „neuer Ton“ für den Betroffenen ist. Weiterlesen

Wenn wir wütend sind, dann haben wir manchmal das Gefühl, unser Gegenüber ist aggressiv. Insbesondere dann, wenn wir uns lieber als friedfertig wahrnehmen und sehr streng mit uns selbst sind. So beruhigen wir unser Gewissen (unser Über-Ich) und meinen, damit unser Selbstwertgefühl zu erhalten. Doch dann befürchten wir, dass die Wut irgendwie zu uns zurückkehrt, z.B. indem der andere uns anschreit oder indem wir unsere Wut doch plötzlich mit aller Macht spüren. So kann es auch mit allen anderen Gefühlen gehen, die wir nach außen „projizieren“.Weiterlesen

Die Mutter lässt nicht los. Sie hat Angst vor dem Verlassenwerden. Jeder Schritt des Kindes eine Bedrohung. Das Kind, es schielt nach der Mutter. Es spürt ihre Angst. Es muss sich heimlich entwickeln. Es klettert eine Etage höher. Die Mutter bemerkt es. Und gerät in Rage. Das Kind will die Mutter schützen. Es zeigt ihr mutig: „Schau her, ich bin eine Stufe höher gekommen, aber ich freue mich nicht daran. Ich bleibe bei Dir.“ Das Kind sitzt eingesperrt mit der Mutter im Turm. Es heißt Rapunzel. Weiterlesen
Manchmal habe ich Patienten vor mir sitzen, die wirken, als würden sie gerade etwas Schönes träumen. Ich selbst bin irritiert. Was ist das? „Wissen Sie, ich mache gerade eine Low-Dose-LSD-Therapie“, sagen mir dann manche. Mir fällt auf, dass Menschen mit sehr schwerem psychischen Leid nach Therapieformen wie dieser fragen. Oft werde ich auch gefragt, was ich von Psilocybin- oder Ketamin-gestützten Psychotherapien halte. Ich halte da nichts von. Die Psychotherapeutenwelt spaltet sich gerade in diejenigen, die sich damit auskennen und es befürworten und diejenigen, die sich davon fernhalten. Weiterlesen
Wer vor einer Nasenscheidewand-Operation steht, fragt sich oft, ob das wirklich notwendig ist. Dass die Nasendurchgänge „zu eng“ seien, ist ein beliebtes Bild. Doch wer Yoga macht, kennt sich besser mit der Nase aus. Wenn wir unsere Nase kennenlernen wollen, dann müssen wir uns mit ihr beschäftigen. Viele Menschen nutzen Nasentropfen, die die Schleimhäute abschwellen lassen, damit sie wieder Luft bekommen. Doch um die Nase wieder in ihrem natürlichen Verhalten kennenzulernen, ist es hilfreich, sich von den Nasentropfen zu entwöhnen. Weiterlesen

„Wer eine Panikattacke hat oder in einen Angstzustand gerät, dem bleibt nichts anderes übrig, als zu warten, bis diese Regenschauer (Stresshormonschauer) vorbei ist“, höre ich. „Angststörungen kann man wunderbar mit Progressiver Muskelentspannung (PMR) und Yoga behandeln“, höre ich auch. „Nur richtig atmen, wenn die Panik kommt – damit kann man’s in den Griff kriegen.“ Genug gehört. „Warum klappt das alles bei mir nicht?“, fragen sich viele. Meine Erfahrung ist: Ja, es ist möglich, einen heftigen Angstzustand in voller Fahrt durch Muskelentspannung und konzentrierte Atmung zu durchbrechen, aber bis man dahin kommt, dauert es bei schweren Ängsten unter Umständen sogar Jahre, in denen man üben muss.Weiterlesen