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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Wenn wir einen Wunsch begraben müssen, trauern wir wie um einen Toten

Wenn wir einen Wunsch begraben müssen, trauern wir wie um einen Toten

28.02.2021 von Dunja Voos 2 Kommentare

Es gibt Herzenswünsche, die begleiten uns von Kindes Beinen an – andere Wünsche entstehen erst im Laufe der Zeit. Gerade für Frauen spielt der Kinderwunsch eine ganz besondere Rolle: Sind Schwangerschaft und Geburt doch körperliche Erlebnisse, die viele Frauen unbedingt erfahren möchten. Viele Paare träumen von einem gemeinsamen Kind. Ein leibliches Kind zu haben ist für viele der größte Wunsch – irgendwann zu dritt oder zu viert morgens im Bett zu liegen, ist ein tiefer Traum vieler Menschen.

Berufswünsche sind fast ebenso groß wie Beziehungswünsche – oft sind sie dasselbe

Aber auch berufliche Träume können sehr tief sein: Arzt, Künstler oder Psychoanalytiker zu werden ist mit ungeheuren Anstrengungen und Ängsten verbunden. Überhaupt ist das Studium ein großer Traum vieler Menschen. Viele Psychoanalyse-Patienten wünschen sich nichts mehr, als die Analyse bei ihrem Analytiker fortführen zu können. Musiker wollen nur von ihrem Vorbild unterrichtet werden. Doch dann kommt eine Krankheit oder das Leben vergeht schneller als man mit der eigenen Entwicklung hinterher kommt. Plötzlich ist es da: der X-te Befruchtungsversuch, die Insolvenz, die 1000. Absage, der dritte fehlgeschlagene Prüfungsversuch, eine plötzliche Taubheit, ein Herzinfarkt, die Menopause.

Rutschig

Noch hält man fest an seinem Wunsch, doch man merkt, wie es bergab geht. Irgendwann ist sie vielleicht da: die Gewissheit, dass ein Wunsch nicht mehr in Erfüllung geht.

Man hatte Hoffnung und Zuversicht, man war fröhlich gestimmt, freute sich auf die Zukunft, fühlte sich jung und frisch durch den Wunsch. Und nun? Wenn der Wunsch stirbt, dann stirbt auch ein Teil von einem selbst.

Einordnen

Genaugenommen stirbt ja nicht der Wunsch – den hat man ja weiterhin. Aber man begreift, dass er sich nicht erfüllen lässt. Nie mehr. Wo geht dann der Lebenssinn hin? Wichtig ist es, sich einzugestehen, dass es keinen Ersatz gibt. Nichts kann am Sterbebett trösten, wenn eine Frau sagt: „Ich habe nie gefühlt, wie es ist, ein Kind im Bauch zu haben.“ Nichts kann trösten, wenn man heiraten wollte, aber man nie den Partner finden konnte. Es ist so wichtig, diese „Lücke im Leben“ anzuerkennen. Es ist eine wirkliche Lücke und es gibt keinen Ersatz. Diesen Schmerz auszuhalten ist eine echte Kunst.

Anerkennung eröffnet neue Wege

Wenn man aber diese Lücke leise anerkannt hat, dann kann man nach Neuem Ausschau halten. Ein älteres Kind zu adoptieren lässt in dem Moment vielleicht nochmals den Schmerz wachsen, dass man nie selbst gestillt hat und als Frau nicht weiß, wie sich das anfühlt. Die „Ersatzhandlung“ kann anfangs des Schmerz vergrößern. Der „Ersatz“, das „Neue“ kann nie ganz erfüllen. Und doch kann etwas entstehen, was man vorher nicht für möglich hielt.

Beispiele Die Radfahrerin Dorothee Fleck entdeckte das Fahrrad nach einer Fußverletzung und reist heute alleine damit um die Welt. Michael Teuber war nach einem Unfall gelähmt und wurde zum Profi-Radfahrer, Itzhak Perlman hatte Kinderlähmung und wurde ein begnadeter Geiger.

„Stattdessen“ – allein das Wort schmerzt

Es sind Extrem-Beispiele, die kaum etwas mit dem Altern, mit der Fortpflanzung, mit Partnerschaft und Beziehung zu tun haben. Und doch zeigen sie, dass diese Menschen etwas gefunden haben, das sie glücklich macht, trotz des Grundschmerzes. Wir müssen bemerken, dass viele, viele Menschen um uns herum eben so einen Grundschmerz haben wie wir: Manche haben ihr Kind verloren oder den Kontakt zu ihm. Andere werden ebenfalls mit dem schmerzhaften unerfüllten Kinderwunsch alt. Wieder andere betrauern den Verlust einer körperlichen Funktion, auf die sie noch so zählten.

Dabei gibt es auch schwer kommunizierbare „Lücken“: Männer, die beschnitten wurden, leiden oft ihr Leben lang. Manche Menschen haben einen ganz speziellen Wunsch gehegt und niemand kann jetzt ihre Trauer verstehen. Aber das Trauergefühl an sich fühlt sich bei allen vielleicht ähnlich an: Es ist das Gefühl einer furchtbaren „Lücke“, oft verbunden mit einer ungeheuren Wut auf diejenigen, die an diesem Schicksal beteiligt waren.

Das Gefühl der Lücke gehört dazu

Der schneidende Neid auf all jene, die alles haben, was man sich selbst je wünschte, ist kaum erträglich. Aber wir können ihn ertragen. Diese Fähigkeit haben wir. Und wenn wir jemanden finden, der denselben Schmerz trägt wie wir und der sich vielleicht trösten konnte (oder auch nicht), dann geht es uns besser.

Nehmen wir uns Zeit, unseren begrabenen Wunsch zu betrauern. Es ist eine lange Zeit, manchmal ist es eine Trauer auf Lebenszeit. Aber die „Lücke in uns“ lebt.

Die Lücke ist ein wichtiger Bestandteil von uns. Sie bewusst zu fühlen und sie mit uns auf unserem weiteren Lebensweg zu tragen, kann etwas sehr Wertvolles sein – für sich selbst und für andere Menschen. Manchmal gelingt es, loszulassen und dennoch eine Erfüllung zu finden, die so tief ist, dass man den ursprünglichen Wunsch gar nicht mehr spürt. Er kann vollkommen verblassen. Aber wenn nicht, dann geben wir ihm einen Platz als sehr traurigen, aber auch sehr wertvollen Teil unseres Lebens. Mit unserem Wunsch stirbt auch ein Teil von uns selbst. Am Ende tröstet die Liebe.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 12.4.2017
Aktualisiert am 28.2.2021

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Kategorie: Begriffe, Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: Lebenshilfe, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    30.07.2019 um 12:37

    Ganz lieben Dank, liebe Melande!

  2. Melande meint

    30.07.2019 um 12:29

    Der Text ist wohltuend und tröstlich und hilft, unerfüllte Lebenswünsche und Sehnsüchte zu verabschieden. Und Hoffnung auf „Ersatz“ zu finden. In meinem Leben sind eine ganze Reihe von nicht erfüllten, starken Wünschen vorgekommen. Bei mir hat sich daraus die Lebensdivise gebildet: JEDES PROBLEM IST EINE CHANCE, eine Herausforderung an mich, zu Besserem zu kommen („Per aspera ad astra“).

    In dem Text kommt mir das Positive an den Lebenslücken etwas zu kurz (diese anerkennen und versuchen mit etwas Ähnlichem zu füllen). Hört sich für mich etwas resignativ an.

    Unsere Welt heute ist sehr „in Bewegung“. Viele Menschen müssen Hoffnungen aufgeben. Der Einzelne kann m. E. durch die Trauer, die entstandene Lücke gepuscht werden, ganz Neues, vielleicht Wunderbares zu entdecken und zu entwickeln, was ohne den Verlust nie enstanden wäre. Und was vielleicht sogar erfüllender ist, als wenn es die Lücke nicht gegeben hätte.

    Einen lieben Sommergruß!

    Melande

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