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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Von der Angst, sich vor einem anderen zu bewegen (Bewegungsangst)

Von der Angst, sich vor einem anderen zu bewegen (Bewegungsangst)

05.05.2020 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Es fängt oft in der Jugend an: Man bemerkt, dass man Angst hat, sich vor anderen zu bewegen. Vielleicht hat man auch Angst, vor anderen zu singen, zu schreiben oder zu essen. Die Tatsache, dass ein anderer einen beobachtet, wird auf einmal zum unüberwindbaren Hindernis: Man kann nicht mehr tun, was man tun möchte – was man alleine mit Leichtigkeit tut, ist unter Beobachtung auf einmal unmöglich. Der „Verhinderer“ heißt: „Scham“.

Gerade im Sport- oder Tanzunterricht wird vielen bewusst: „Ich kann mich nicht richtig bewegen.“ Es mangelt an Kraft, Koordination, Freude an der Bewegung, an Selbstsicherheit, Selbstbewusstsein, Körpergefühl.

Im Beisein eines anderen wagen viele kaum noch zu atmen. Hier wird rasch die Diagnose „soziale Phobie“ gestellt, doch damit ist das Problem nicht gelöst. Oft haben die Ängste sehr tiefe Ursachen und nicht selten steckt eine schwere frühe Traumatisierung dahinter. In einem Online-Forum (Psychic.de) beschreibt ein Nutzer namens „Sakrileg“ seine Angst vor der Bewegung so:

„Wenn ich aufräume,ist der körperliche Bewegungsablauf wie ein starrer steifer Roboter … Ich habe für mein Leben gern getanzt, traue mich das aber nicht mehr. Und wenn ich hier zuhause das doch mal probiere,dann … fühlt sich mein Körper krank und ängstlich an. ,,, Selbst wenn ich hier schreibe oder telefoniere bin ich am ganzen Körper angespannt … die Spannung fallen zu lassen, fällt schwer.“

Wie wir uns bewegen und wie wir uns dabei fühlen, hängt eng mit unserer Beziehung zu unseren Eltern zusammen und damit, ob sie uns quälten und verlachten.

Manchmal fühlen wir uns wie erstarrt und ärgern uns darüber. Die Scham ist dabei stärker als unsere Willenskraft. Der Psychoanalytiker Bertram Karon schreibt in seinem Buch „Psychotherapy of Schizophrenia“, dass psychisch kranke Mütter ihre Babys oft „eckig“ halten. Die eckigen Bewegungen können sich auf das Kind übertragen.

Auch das bewirkt Bewegung: Morgens, wenn man aufwacht, wischt man mit einer Bewegung seinen Traum weg. Kaum bewegt, ist die Erinnerung weg.

Körperhaltungen spiegeln Erlebnisse wider

Wer als Kind Gewalt erfahren hat, der neigt dazu, sich zu ducken. Wer aus einer Familie kommt, bei der „Verrat“ eine wichtige Rolle spielte, der traut sich vielleicht kaum zu atmen. Manchmal sind Kriegsenkel noch davon betroffen, wenn ein Verrat dazu geführt hat, dass die Großeltern fliehen mussten. Aber auch der Verrat, dass in der Familie Alkoholismus, sexueller Missbrauch oder „Kuckuckskinder“ vorkommen, kann dazu führen, dass diejenigen, die in das Geschehen eingebunden waren, sich nicht mehr frei bewegen.

Wer infolge einer „falschen Bewegung“ als Kind Krankengymnastik, Gipskorsette oder ähnliche Einschränkungen erfahren hat, traut sich später kaum, eine „falsche Bewegung“ zu zeigen.

Sobald man den Blick eines anderen auf sich spürt, ist alles aus. Doch auch im Alleinsein kann es schwierig sein, sich frei zu bewegen, weil man den Blick des anderen sozusagen internalisiert hat. Man selbst wird zum eigenen kritischen Beobachter.

Wenn Patienten eine Psychoanalyse auf der Couch anfangen, dann liegen sie gerade am Anfang da oft „wie auf einer Bare“. Manche trauen sich während einer Psychotherapiestunde nicht zu fragen, ob sie zur Toilette gehen dürfen, weil dieser Akt der Bewegung schon zu viel Überwindung kosten würde.

Manchmal sind auch „innere Bewegungen“ gestört wie z.B. „Denkbewegungen“, Darm- oder Atemwegungen.

Eine lange Geschichte

Wer ernsthaft unter Bewegungshemmungen leidet, der kämpft meistens lange dagegen an. Doch jede „Überwindung“ fühlt sich an wie eine „Vergewaltigung“ an sich selbst. Natürlich kann man „verbotene Bewegungen“ machen (wie z.B. sich gerade aufzurichten), doch die Scham kann wieder ins Unermessliche steigen. Hieran sieht man auch, wie das Thema „Sexualität“ in das Thema „Bewegung“ mit hineinspielt.

Wer übergriffige Eltern hatte, versucht, seinen Po, sein Becken, seine Brust zurückzunehmen. Andere wiederum kommen in die Überkompensation und sagen: „Jetzt erst recht!“ Sie bewegen sich dann auffallend „sexy“. Sehr oft ist jedoch das Gegenteil der Fall.

Wer eine depressive Mutter hatte, hatte ein erstarrtes Gegenüber. War das der Fall, stand man sozusagen vor einer Wand. Um die Mutter zu verstehen bzw. um sich in sie einfühlen zu können, übernahm man vielleicht ihre Körperhaltung und identifizierte sich mit ihrer Starre. Man wurde selbst starr dabei.

Menschen mit Psychosen erkennt man oft schon an der Art, sich zu bewegen. Das „Unnatürliche“ sticht oft ins Auge. Die schwere Vergangenheit und die Unsicherheit in Bezug auf den eigenen Körper sind für fast jeden sichtbar.

Was hilft?

Wer sehr schwer leidet, dem hilft möglicherweise die Kombination aus Psychoanalyse und Bewegung. Yoga führt zu einem guten Körpergefühl und Körperbewusstsein. Manchen Menschen tun auch Kontaktsportarten gut, wieder andere lernen Tanzen. Doch meiner Erfahrung nach können auch jahrelange Tanzkurse nicht weiterbringen, wenn die dazugehörigen psychischen Hemmungen nicht bearbeitet werden.

Auch in der Quantenphysik zeigt sich: Elektronen „reagieren“ auf Beobachtung: „Das Experiment wies nach, dass der Einfluss des Beobachters auf das, was tatsaechlich geschieht, mit der Intensitaet der Beobachtung waechst.“ (idw-online, 1998)

Es braucht sehr viel Geduld. Viele behelfen sich auch mit Hypnose (Hypnotherapie) und Imaginationsübungen – doch auch das hat meiner Erfahrung nach in sehr schweren Fällen nur begrenzten Erfolg.

Was hilft, ist jahrelange Geduld und das Gehen von meist kleinen Schrittchen. Wer zu schnell zu viel will, gerät in unnatürliche Bewegungen.

Unter dem Blick der anderen fühlt man sich wie im Gefängnis

Es geht um die Befreiung aus dem inneren Gefängnis. Daher hilft es oft auch wenig, Bewegung vor anderen zu üben, denn im Geiste befindet man sich weiterhin im Bann des anderen oder in Gefangenschaft bei ihm. Es kommt eher darauf an, wie wir uns psychisch entwickeln. Wenn wir z.B. in einer Psychoanalyse eine emotional stabile Beziehung erfahren, innerhalb derer wir uns frei fühlen, dann wächst auch unsere Bewegungsfreiheit.

Es geht um das Bild, das der Analytiker Donald Winnicott von der gesunden (Mutter-Kind-)Beziheung gezeichnet hat: Die Fähigkeit, im Beisein des anderen allein sein zu können, ist die Lösung. Das Kind spielt in der Nähe der Mutter, während die Mutter ihren eigenen Dingen nachgeht. Einer kann den anderen in Ruhe lassen, jeder ist für sich und doch sind beide miteinander verbunden.

Es gibt keine Kritik, keine Erwartung, keinen bannenden Blick und keine Angst vor Trennung oder Verlorensein. Das ist der Boden, auf dem Bewegungsfreiheit entstehen kann. Bewegungsfreiheit geht auch einher mit der Freiheit im Denken.

Festhalten kann man sich auch an Positivbeispielen: Der Schauspieler Helmut Fischer („Monaco-Franze“) hatte herrlich eckige Bewegungen und eine Mimik, die zum Schmunzeln einlädt. Daraus hat er in seinen Rollen eine Stärke gemacht. Jeder kann seine Einschränkungen auch dazu nutzen, daraus einen speziellen „Charakter“ zu entwickeln.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • Die Scham ist stärker als ich
Links/Literatur:

TAl Eizman, 26.2.1998
Beobachtung beeinflusst Wirklichkeit
Eine Pressemitteilung des Weizmann-Instituts
https://idw-online.de/de/news391

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Kategorie: Begriffe, Lebenshilfe, Psychoanalyse, Yoga Stichworte: Lebenshilfe, Psychoanalyse, Trauma, Yoga

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