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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Reverie und Gegenübertragung ergänzen sich

Reverie und Gegenübertragung ergänzen sich

28.06.2020 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Als „Reverie“ bezeichnet man den träumerischen ZUstand, den der Psychoanalytiker in der Psychoanalyse einnimmt. Patienten können in der Psychoanalyse heftige Gefühle im Analytiker auslösen. Meistens bringt eine Übertragung des Patienten auf den Analytiker automatisch eine Gegenübertragung (vom Analytiker auf den Patienten) mit sich.

Wenn ich krank bin und den Arzt als guten Vater sehe, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er sich auch so fühlt und entsprechend reagiert („Wie es in den Wald hineinruft, so schallt’s hinaus“). Die Kunst in der Psychoanalyse besteht für den Analytiker darin, sich bewusst zu sein, was da passiert. Er kann sich auf das Geschehen einlassen und es beobachten.

Ähnlich erlebt es der Patient häufig: Er hat starke Gefühle im Zusammensein mit dem Analytiker, aber er bemerkt doch oft, dass er das Geschehen mit einem bestimmten Abstand betrachten kann. Er spürt, dass seine Gefühle mit seiner Vergangenheit und der analytischen Situation zu tun haben. Das nennt man dann „therapeutische Ich-Spaltung„.

Blind

Manchmal aber verliert sich dieser Abstand auf beiden Seiten: Der Patient steckt unglaublich stark in seinen eigenen Gefühlen und beeinflusst den Analytiker heftig, in der Hoffnung, irgendwie Erleichterung zu finden (siehe paranoid-schizoide Position und projektive Identifizierung).

Wenn der Analytiker an diesem Punkt selbst verletzlich und geschwächt ist, ist es möglich, dass er voll und ganz dem Patienten entsprechend reagiert. Beide können dann zum Beispiel blind sein vor Wut. Dann hat eine „totale Identifizierung“ stattgefunden: Der Analytiker hat sich ganz und gar mit dem Patienten identifiziert, er fühlt ohne Abstand „dasselbe“ und handelt vielleicht sogar so, wie jeder andere in dem Moment auch handeln würde.

Im Bann. Manchmal ist der Analytiker also sozusagen in den Bann des Patienten gezogen worden. Er kann sich vielleicht kaum befreien, aber er kann immer noch versuchen, zu beobachten. Oft erst im Nachhinein kann die Szene dann analysiert werden.

Reverie

Im Unterschied zum Patienten kann der Analytiker, wenn es ihm gut geht und er eine funktionierende innere Grenze („Contact Barrier“) hat, bewusst eine träumerische Haltung einnehmen und sich in den Patienten hineinversetzen. Man kann es sich auch wie ein „Feld“ vorstellen, das sich auftut und zwischen Patient und Analytiker entsteht (Psychoanalytisches Feld).

Der Analytiker hat dann eine träumerische Haltung. Er befindet sich in einem Zustand der „Reverie“, also des Träumens oder der Trance und kann sich selbst beobachten.
Es kommen Bilder, texturale Muster, Symbole, Gefühlsschattierungen, Ahnungen, Phantasien usw. Die Reverie ist also eher „diffus“ und bildhaft, wohingegen die „Assoziation“ den Worten und dem bewussten Denken näher ist. In der „Reverie“ befindet sich zum Beispiel eine Mutter, die verträumt ihren Säugling anschaut.

In der Reverie kann der Analytiker in Resonanz mit dem Patienten kommen. Er bleibt innerlich „beweglich“ und handlungsfähig. Er kann die Angst oder den Schmerz des Patienten mitfühlen, spürt, dass er möglicherweise selbst Ähnliches kennt, dass er in Resonanz gegangen ist, aber er fühlt immer noch seinen eigenen Kern. So ist er „er selbst“ und momentan „anders“ als der Patient und gleichzeitig zutiefst verbunden mit ihm.

In einem Zustand der Reverie kann sich der Analytiker das Geschehen sozusagen angucken und er kann „hinfühlen“, anstatt ganz und gar von Gefühlen eingewickelt zu sein. James Grotstein (1925-2015) schreibt in seinem Buch „A Beam Of Intense Darkness“ (Karnac Books 2007, S. 185): „I would think that total identification would correspond to countertransference, and partial identification to reverie.“ – „Ich würde denken, dass die totale Identifizierung mit dem Patienten der Gegenübertragung entspricht und die partielle Identifizierung bei der Reverie vorkommt.“

Der Psychoanalytiker Giuseppe Civitarese schreibt über die Reverie (Truth and the Unconscious in Psychoanalysis, Routledge, 2016):

„Rather than reflect like a mirror, the analyst must try to be reflective by intoducing his own mind as a function or locus of the analytic field and trying to detect its unconscious dimensions. In fact, reverie may be considered the equivalent of the slightly uncanny feeling whereby, as the unconscious comes to the surface, we may sense it as somthing situated not ‚underneath‘ or ‚behind‘ (as if in some sort of storage room/reservoir/sack/container) but inside consciouseness. It is by creating a deep (somato-psychic) connection with the patient that the analyst can help the patient to expand both the area of ‚thinkability‘ and that of his own psychic container (i.e. the process of weaving emotional threads which will be able to hold floating psychic contents), with container and contained understood as standing in a dialectical relationship with each other, comparable to the reversible dynamic figure/ground.“ (Civitarese, 2016)

„Anstatt wie ein Spiegel zu reflektieren, muss der Analytiker versuchen, reflexiv zu sein. Dies macht er, indem er seine eigene Psyche als eine Funktion oder einen Ort im analytischen Feld zur Verfügung stellt.
Der Analytiker versucht, die unbewussten Dimensionen des Feldes zu erfassen.
In der Tat könnte die Reverie betrachtet werden als ein Äquivalent des unheimlichen Gefühls, während das Unbewusste an die Oberfläche kommt. Währenddessen spüren wir das Unbewusste vielleicht nicht als etwas, das ‚unten drunter‘ oder ‚dahinter‘ liegt (wie in einer Art Lagerraum, ein Reservoir, ein Sack oder Container), sondern als etwas, das sich innerhalb des Bewusstseins befindet.
Dadurch, dass eine tiefe (somato-psychische) Verbindung zum Patienten geschaffen wird, kann der Analytiker dem Patienten helfen, sein Areal der ‚Denkbarkeit‘ zu erweitern. Auch kann der Patient dadurch den eigenen psychischen Container erweitern (es ist ein Prozess des Ineinanderwebens emotionaler Pfade, die die Eigenschaft bekommen, die fließenden psychischen Inhalte zu halten). Container und Contained können angesehen werden als etwas, das in einer dialektischen Beziehung zueinander steht, vergleichbar mit dem dynamischen Wechselspiel von Figur und Grund.*“ (Civitarese, 2016)

(*Anmerkung: „Figur-Grund-Wahrnehmung ist ein Fachausdruck aus dem Bereich der Sinneswahrnehmung. Er beschreibt die Unterscheidung von Vordergrund (Figur) und Hintergrund (Grund) bei der Gewichtung von wahrgenommenen Reizen/Sinneseindrücken.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Figur-Grund-Wahrnehmung)

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  • Freischwebende Aufmerksamkeit
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  • Übertragung und Gegenübertragung
  • Das psychoanalytische Feld: Zwischen Zweien breitet sich etwas aus

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 18.10.2016
Aktualisiert am 28.6.2020

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Kategorie: Begriffe, Gefühle, Psychoanalyse Stichworte: Bion, Emotion, Psychoanalyse

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