
Wenn depressive Patienten psychoanalytisch behandelt werden und es ihnen besser geht – was hat dann gewirkt? War es die psychoanalytische Technik an sich oder war es auch die höhere Therapiefrequenz, die ihre Wirkung zeigt? Die Psychologen Johannes Zimmermann, Cord Benecke und Kollegen der Universität Kassel führten hierzu eine Studie mit 77 depressiven Patienten durch. 27 Patienten erhielten eine psychoanalytische Therapie, 26 Patienten eine psychodynamische Therapie und 24 Patienten eine kognitiv-behaviorale Therapie (CBT).
Hohe Frequenz verbessert Beziehungen
Die Patienten wurden ein, zwei und drei Jahre nach Therapiebeginn erneut interviewt. Mithilfe von Tonaufnahmen wurden die psychoanalytischen Techniken erfasst (Auswertung mittels Psychotherapy Process Q-Set).
Das Ergebnis: Die Patienten, die eine psychoanalytische Therapie erhalten hatten, gingen liebevoller mit sich selbst um und hatten weniger zwischenmenschliche Probleme als die anderen Studienteilnehmer. Gerade die bessere Beziehung zu sich und anderen sei hauptsächlich auf die höhere Stundenfrequenz zurückzuführen, so die Autoren.
Die depressiven Symptome verbesserten sich anscheinend dank der psychoanalytischen Technik. Die Kombination aus psychoanalytischer Technik und einer hohen Stundenfrequenz führt zu guten Therapieergebnissen bei der Depression, schließen die Autoren.
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Quelle:
Zimmermann, Johannes et al. (2014)
Is It All about the Higher Dose? Why Psychoanalytic Therapy Is an Effective Treatment for Major Depression.
Clinical Psychology & Psychotherapy
Early View, Article first published online: 4 SEP 2014, DOI: 10.1002/cpp.1917
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cpp.1917/abstract
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 17.10.2014
Aktualisiert am 12.12.2020
Dunja Voos meint
Anmerkung für die Leser des Kommentars von Johannes Feldmann:
Autoren der Studie selbst sind Johannes Zimmermann und Kollegen.
Autorin dieses Blogbeitrags bin ich, Dunja Voos
Johannes Feldmann meint
Wenn man sich über Jahre hochfrequent mit einem Gegenüber unterhält, das sich einem emphatisch und reflektiert zuwendet und die Grundlagen der therapeutischen Beziehungsgestaltung einhält, wird man ähnliche Effekt erhalten wie bei einer Analyse. Die Studie offenbart zudem erhebliche methodische Schwächen. Die Autorin selbst bietet laut ihrer Amazon-Seite „hilfesuchenden Patieten ein therapeutisches Zuhause“. In ihrer Praxis wohlgemerkt ausschließlich Selbstzahlern und Privatpatienten. Bei einem Stundensatz von 100 Euro und vier veranschlagten Therapiesitzungen pro Woche über mehrere Jahre. Aus meiner eigenen stationär-psychiatrischen Erfahrung fallen mir spontan kaum Patienten ein, die sich so etwas leisten könnten bzw. die privat versichert gewesen wären.