
Es ist den Patienten peinlich: Irgendwann kommt den meisten Analysanden die Idee, dass Psychoanalyse ja der Prostitution sehr ähnelt. Es gibt eine Couch, auf der man liegt, man „verliebt“ sich in den Analytiker und zahlt ihm Geld für den Besuch. „Deutungen gibt’s nur gegen Geld“, könnte man sagen. „Bei wem liegst Du?“, fragen sich Ausbildungskandidaten untereinander manchmal und meinen damit: „Wer ist Dein Lehranalytiker?“ Die Assoziation zwischen Psychoanalyse und Prostitution ist nur natürlich. Viel wurde darüber geschrieben.
„Bettina Mathes stellt verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Prostitution heraus: die Stundenmiete von Bett oder Couch, die Neigung des/r KundIn, die eigene Liebe auf AnalytikerIn oder Callgirl/-boy zu übertragen, welche sich wiederum dieser Liebe gegenüber abstinent verhalten sollen. Wenn die Psychoanalytiker Freud und Lacan sich bemühten, Behandlungsregeln und ein Ethos für ihren Beruf aufzustellen, kann das als konstitutiver Abgrenzungsversuch vom Prostitutionsgewerbe gedeutet werden.“
Das Rädchen der Prostitution
http://www.reflect-online.org/publikation/sulserio/die-raedchen-der-prostitution
Dorothea Müth rezensiert: Sabine Grenz & Martin Lücke (Hg.): Verhandlungen im Zwielicht – Momente der Prostitution in Geschichte und Gegenwart
transcript | Bielefeld | 2006
„Nun vor allem eines: Die psychoanalytische Forschung führt mit wirklich überraschender Regelmäßigkeit die Leidenssymptome der Kranken auf Eindrücke aus ihrem Liebesleben zurück, zeigt uns, daß die pathogenen Wunschregungen von der Natur erotischer Triebkomponenten sind, und nötigt uns anzunehmen, daß Störungen der Erotik die größte Bedeutung unter den zur Erkrankung führenden Einflüssen zugesprochen werden muß, und dies zwar bei beiden Geschlechtern.“
Sigmund Freud: Über Psychoanalyse, 1910
http://gutenberg.spiegel.de/buch/uber-psychoanalyse-913/4
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Literaturtipp:
Knellessen O. (2017): Psychoanalyse und Prostitution.
In: Laszig P., Gramatikov L. (eds):
Lust und Laster.
Springer, Berlin, Heidelberg
DOI https://doi.org/10.1007/978-3-662-53715-2_27
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-53715-2_27
Dieser Beitrag erschien erstmals am 12.12.2018
Aktualisiert am 16.11.2019
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