Das nicht-kommunizierende Selbst nach Winnicott (Incommunicado Core)
Was das „Selbst“ ist und wie es definiert werden kann, dazu gibt es viele Philosophien. Der Psychoanalytiker und Kinderarzt Donald Winnicott (1896-1971) ging davon aus, dass wir in unserem Inneren einen Kern des Selbst haben, der mit niemandem in Verbindung steht, der nicht kommunizieren kann und keinen Bezug zur Realität hat. Er nannte dies das „nicht-kommunizierende/nicht kommunizierbare Selbst“ (inommunicado core), das jeder in sich spüre, das es zu schützen gelte und das mit einem starken Gefühl der Einsamkeit verbunden sei. Winnicott verwendete den Begriff „incommunicado core“ öffentlich erstmals im Jahr 1963.
Der Psychoanalytiker und Analysand Winnicotts Harry Guntrip (1901-1975) hingegen sah dies anders. Er konnte der Idee, dass wir so ein abgeschlossenes, nicht-kommunizierfähiges innerstes Selbst haben, nicht zustimmen. „Guntrip thought the core of the self as innately personal (Markillie, 1996).“ (Margaret Boyle Spelman 2013: The Evolution of Winnicotts Thinking, amazon)
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- Das Ich und das Selbst
- Winnicott über das Selbst
- Wer ist Ich und wer ist Mich? Das I and Me des William James
Literatur:
Christiane Ludwig-Körner:
Der Selbstbegriff in Psychologie und Psychotherapie.
DUV Springer Fachmedien, Wiesbaden 1992: S. 232 ff.
Michael Eigen
Incommunicado core and boundless supporting unknown
European Journal of Psychotherapy & Counselling, Volume 9, 2007 – Issue 4:
The Unknown, Pages 415-422 | Published online: 17 Jun 2008
https://doi.org/10.1080/13642530701725940
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/13642530701725940?journalCode=rejp20
Margaret Boyle Spelman (2013):
The Evolution of Winnicotts Thinking
Examining the Growth of Psychoanalytic Thought Over Three Generations
Karnac Books 2013: S. 283
Dieser Beitrag erschien erstmals am 26.7.2018
Aktualisiert am 9.11.2019