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Aktuelle Seite: Startseite / Depression / Postpartale Depression: Es gibt Wege heraus

Postpartale Depression: Es gibt Wege heraus

08.04.2019 von Dunja Voos 2 Kommentare

Wäscheberge, Isolation und Babygeschrei. Wie ist das alles zu schaffen? Wo bleibt das Mutterglück? Anders als beim „Babyblues“, den Heultagen, finden die Frauen bei einer Postpartalen Depression (englisch: postpartum depression) aus ihrer Erschöpfung und inneren Leere oft nur mit viel Mühe und langsam heraus. (Text und Bild: © Dunja Voos)

Die Tränen kommen leicht

Wer zwischen dem 3. und dem 5. Tag nach der Entbindung weinerlich wird, leidet wahrscheinlich am postpartalen Stimmungstief, auch „Babyblues“ genannt. Das Tief dauert etwa 10 Tage – danach fühlen sich die meisten Frauen wieder besser. Es wird unter anderem verursacht durch den Hormonabfall nach der Geburt, aber natürlich auch durch die Umstellung. Die „Frau“ wird zur „Mutter“. Sie nimmt Abschied von einer alten Identität, aber auch von dem Kind im Bauch, das noch kurz zuvor nur ihr gehörte. Die Gefühle sind gemischt – neben der Trauer finden sich aber auch Freude über das Kind und neue Zuversicht.

Bei der Postpartalen Depression (post = lat. „nach“, partus = lat. „Leibesfrucht“) hingegen leiden die Mütter an einem schwer zu beschreibenden, unangenehmem Gefühl. Diesen Müttern geht es einfach „schlecht“. Manche Mütter können dabei weinen, anderen ist eigentlich zum Heulen zumute, aber die Tränen bleiben aus. Der wenige Schlaf ist unruhig und nicht erholsam. Gedanken wie: „Ich werde das Kind nicht großziehen können, es ist besser, wenn mein Partner das alleine macht“ können dazukommen. Hier spiegeln sich große Ängste wider, die mit dem Muttersein verbunden sind.

Aggressionen in der Phantasie

Die verschiedensten Ängste haben mitunter auch gesunde Mütter, doch bei einer Depression lassen sie sich nicht so leicht abschütteln. Die Phantasie, sich oder dem Kind etwas anzutun, scheint sich so sehr aufzudrängen, dass sie nur schwer auszuhalten ist. Viele Betroffene trauen sich nicht, mit anderen über ihre Gefühle und Gedanken zu sprechen. Sie befürchten, andere zu schockieren, wenn sie von ihren aggressiven Gedanken berichten. Doch solche Gedanken kennen viele Mütter und besonders Therapeuten sind damit vertraut. Auch befinden sich Außenstehende nicht selbst in dieser quälenden Situation und können oft besser mit dem Gesagten umgehen als es die betroffenen Mütter erwarten.

Die Postpartale Psychose.Neben dem Babyblues und der Postpartalen Depression gibt es noch die Postpartale Psychose. Hiervon sind etwa 3 von 1000 Müttern betroffen. Dabei verliert die Mutter den Bezug zur Realität: Sie hat Wahnvorstellungen, sieht Tiere oder hört Stimmen, die gar nicht da sind. Unter Umständen ist sie dabei in einer manischen Stimmung und gibt sich rastlos unsinnigen Aktivitäten hin. Die Psychose beginnt in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung. Meistens bildet sie sich vollständig zurück.

Ursachen der Postpartalen Depression

Häufig sind Frauen betroffen, die eine schwere Entbindung hinter sich haben. Frauen, die Stunden oder Tage von ihrem Kind getrennt waren oder die ohnmächtig plötzlich einem Kaiserschnitt gegenüberstanden. Mütter, die wenig Hilfe von ihrem Umfeld erfahren und sozial nur wenig eingebunden sind, sind ebenfalls häufiger betroffen als solche aus intakten größeren Familien und mit einem großen Freundeskreis. Viel zu hohe Ansprüche an sich selbst, das Kind oder den Partner können ihr Übriges beitragen.

Auch, wenn es vielen so erscheint – die Postpartale Depression fällt nicht vom Himmel. Oft bahnt sie sich schon in der Schwangerschaft an. Häufig gab es Probleme in der eigenen Kindheit, denen man sich jetzt, da das eigene Kind kommt, plötzlich stellen muss. So aussichtslos die Depression auch scheinen mag: Sie hat den „Vorteil“, dass man jetzt Hilfe suchen und annehmen möchte und dass vielleicht Dinge in Ordnung kommen, die schon länger in Unordnung waren.

Wenn das Baby unangenehme Wahrheiten widerspiegelt

Die Mutter, die auf ihr Kind blickt, schaut auch immer ein Stück vom Partner an. Spannungen in der Partnerschaft oder der Wunsch, am liebsten doch nicht eben von jenem Mann schwanger geworden zu sein, können hinter der Depression stecken. Aber auch das Gefühl, dass man selbst in der Kindheit zu kurz gekommen ist und ein unbewusster Neid auf das glückliche eigene Kind können schmerzen.

Das weckt unter Umständen Aggressionen gegen das Kind. „Doch dürfen Aggressionen sein?“, fragt sich die Mutter. Blitzschnell „verbietet“ sie sich ihre Aggressionen, ohne es zu merken. Vielleicht erzählt sie dem Arzt scheu lächelnd, dass es ihr „eigentlich ganz gut geht“. „Fein“, sagt der Arzt – und lässt sie allein. Die aggressiven, scheinbar „verbotenen“ Gefühle zuzulassen, ist jedoch oft ein wichtiger Schritt, um aus der Depression wieder zu mehr Lebendigkeit zu finden. Diese Schritte erfordern viel Mut. Eine Psychotherapie kann hier hilfreich sein, denn unbewusste Aggressionen lassen sich leichter in einer geschützten und warmherzigen Atmosphäre aufdecken.

Viele Mütter sind nicht gut vorbereitet auf das, was nach der Geburt kommt. Körperliche Schwäche, Müdigkeit, entzündete Brustwarzen und vieles mehr haben oft nichts mit der „rosa Wolke“ zu tun, die man sich vorher vielleicht vorgestellt hat. Mütter, die behutsam von der Hebamme auf diese Situation vorbereitet worden sind, können möglicherweise besser damit umgehen als Mütter, die von ihrem schlechten Befinden völlig überrascht werden.

Die Kinder beanspruchen die Mutter voll

Zur guten Geburtsvorbereitung gehört auch, die Mutter darauf vorzubereiten, dass das Baby sie möglicherweise voll beanspruchen wird. Manche Kinder schlafen viel und sind „pflegeleicht“, doch andere Babys sind „anstrengender“ und die Mutter wird es so empfinden, dass ihr Baby ständig Hunger hat oder pausenlos in die Windel macht. Die Schreie des Babys können sehr laut und fordernd sein.

Wenn die Mutter psychisch „satt“ ist, kann sie die Bedürfnisse ihres Babys leichter erfüllen, als wenn sie selbst „gefühlsmäßig hungert“. Wenn die Mutter selbst unterstützt und „bemuttert“ wird und nicht allein allen Forderungen entsprechen muss, kann sie leichter auf ihr Baby eingehen – und sie kann es auch einmal leichter „sich selbst überlassen“: Während sie mit ihren Lieben spricht, kann das Kind gut einschlafen.

Fehlt der Mutter die Unterstützung, stellt sich möglicherweise statt Liebe eine ungeahnte Gefühlskälte und Ablehnung ein. Heutzutage sind viele Mütter isoliert. Der Partner stürzt sich oftmals in noch mehr Arbeit, Nachbarinnen sind berufstätig und die Beziehung zur eigenen Mutter oder Schwiegermutter ist vielleicht nicht die beste. Die Mutter muss sich oft selbst auf die Suche nach Quellen der Zuwendung und Kraft begeben – und das in einer Zeit, in der ihr selbst oft die Kraft zu fehlen scheint. Manchmal muss sich die Mutter mit „kleinen Zuwendungen“ zufrieden geben: mit dem täglichen, verlängerten Besuch der Nachsorge-Hebamme, mit Internet-Verbindungen oder den Gesprächen mit der Apothekerin.

Beruf: Ja oder Nein?

Manche Frauen erwarten ein Baby zu der Zeit, in der sie in einer beruflichen Sackgasse stecken. Sie erhoffen sich Entlastung und Freiraum für neue Weichenstellungen. Das ist völlig legitim. Aber manchmal wird die Erwartung nicht erfüllt. Die Berufsfrage existiert weiter, das Kind hat das Problem nicht aus der Welt geschafft. Das kann eine enttäuschende Feststellung sein.

Andere Frauen haben zwei Jahre Erziehungsurlaub eingereicht, weil sie eine „gute Mutter“ sein wollen. Doch ihr wahrer Wunsch ist es eigentlich, so bald wie möglich wieder in den Beruf zurückzukehren. Diese Möglichkeit zu erfassen und sich dabei nicht als „schlechte Mutter“ zu fühlen, kann bei diesen Müttern aus dem Tief führen.

Die Kraft hinter der Depression erkennen

Hinter einer Depression kann eine ungeahnte Kraft stecken. Vielleicht eine Aggression, eine Wut oder die Kraft des eigenen Kerns, der wieder zum Leben erweckt werden will. Auch, wenn die Depression noch so unangenehm ist – viele Frauen können dadurch neue Wege finden. Manche Frauen beginnen eine Psychotherapie und kommen sich so vielleicht näher als je zuvor. Gleichzeitig entdecken sie dann oft auch die Liebe für ihr Kind, die sie vorher oftmals nicht fühlen konnten. (Empfehlenswerte Therapeuten, leider oft mit Wartezeit, finden sich auf www.dgpt.de oder www.dpv-psa.de. Wenn man sich an ein psychoanalytisches Ausbildungsinstitut wendet, sind die Wartezeiten in der Regel sehr viel kürzer. Ein Ausbildungskandidat der Psychoanalyse ist bereits Arzt oder Psychologe. In seiner Ausbildung zum Psychoanalytiker wird er von erfahrenen Psychoanayltikern begleitet – daher sind auch Therapien bei Ausbildungskandidaten empfehlenswert.)

Weitere Kontaktadressen:

Wochenbettdepressions-Hotline der Städtischen Kliniken Frankfurt,
wochentags, tagsüber erreichbar, kostenlose Beratung:
01577 47 42 654

Mutter-Kind-Psychotherapie in der Klinik Bad Mergentheim (PLZ 97980), www.ptz.de

Mutter-Kind-Behandlung, Psychiatrisches Zentrum Nordbaden, www.mutter-kind-behandlung.de

Mutter-Kind-Einheit im Klinikum Herten (Westfalen-Lippe),
https://www.lwl-klinik-herten.de

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Links:

Marcé-Gesellschaft für peripartale psychische Erkrankungen,
http://marce-gesellschaft.de

Adressen in Deutschland:
www.schatten-und-licht.de, Krise nach der Geburt e.V.

Adressen in der Schweiz:
www.elternnotruf.ch
w

Buchtipp:

Cramer, Bertrand; Palacio-Espasa, Francisco:
Psychotherapie mit Müttern und ihren Babys
Kurzzeitbehandlungen in Theorie und Praxis
Psychosozial-Verlag 2009

„Postpartale Depression“, ICD-10: F53.1

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am: 28.10.2011
Aktualisiert am 8.4.2019

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Kategorie: Depression, Kinder Stichworte: alleinerziehend, Depression

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. JoVo meint

    20.01.2014 um 12:06

    Danke für diesen Artikel, der nichts dramatisiert und keine Schuld vergibt. Mir erscheint besonders der letzte Absatz wichtig und viel zu selten erwähnt.

    Grüße

    JoVo

  2. Rene Kriest meint

    11.01.2007 um 13:25

    Toller Artikel!

    Die Materie ist äußerst interessant und wurde gut aufbereitet.

    Danke! :)

    Grüße,

    René Kriest

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