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Aktuelle Seite: Startseite / alleinerziehend / Schuldgefühle und schlechtes Gewissen nicht so schnell wegschieben

Schuldgefühle und schlechtes Gewissen nicht so schnell wegschieben

29.10.2019 von Dunja Voos 1 Kommentar

„Ich finde es unerträglich, mit dem Gedanken zu leben, jemandem etwas angetan zu haben. Es ist für mich leichter zu ertragen, selbst Opfer als Täter zu sein.“ Sich schuldig zu fühlen, ist extrem unangenehm. Ähnlich wie beim Gefühl des Opferseins zeigt das Gefühl des Täterseins, dass da etwas geschehen ist, was nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann. Die Autorin Mary Shelley (1797-1851) stellt in ihrem Buch „Frankenstein“ das Leben mit dem Schuldgefühl einzigartig dar. (Text & Bild: © Dunja Voos)

„Der andere ist schuld!“

Schuldgefühle möchte man am liebsten gleich wieder weg haben. Das „schlechte Gewissen“ ist ebenfalls eine Art Schuldgefühl, das an einem nagt. Das Problem wird jedoch meistens größer, wenn man versucht, das Schuldgefühl abzuwehren. Man lügt, man verbiegt sich, man verschweigt, man verdreht die Wahrheit oder man gibt kurzerhand einem anderen die Schuld.

Schuldgefühle sind eng verbunden mit einem Strafbedürfnis oder einer Angst vor Strafe, mit Schamgefühlen, mit Wut auf sich selbst und einem geringen Selbstwertgefühl. Schuldgefühle schneiden einen ab von anderen Menschen und machen einsam.

Schuldgefühl zu Recht oder zu Unrecht?

Schuldgefühle können unendlich viele Gewichte annehmen. Manche Menschen fühlen sich schon dafür schuldig, dass sie geboren wurden. Es gibt sogenannte „berechtigte“ und „unberechtigte“ Schuldgefühle. Sich dafür schuldig zu fühlen, dass eben die Sonne untergegangen ist, spricht für ein psychotisches Schuldgefühl und für Allmachtsphantasien. Andererseits braucht man auch eine gute Portion psychischer Gesundheit, um sich schuldig fühlen zu können. Manchen narzisstischen bzw. emotional vernachlässigten Menschen mangelt es an Schuldgefühlen.

Schuldgefühle abladen

In den Religionen spielen Schuldgefühle eine große Rolle. Die Sehnsucht, wieder frei von Schuld zu sein, ist ungeheuer groß. Die meisten Menschen verspüren wohl dann und wann den Drang, die eigene Schuld einem anderen zu beichten. Manche Menschen haben einen regelrechten „Beichtzwang“ und müssen ständig über ihre „Schuld“ sprechen. Beichtstühle hatten eine wichtige Funktion – insbesondere, weil der Beichtende dem Geistlichen nicht ins Gesicht schauen musste. In der Psychoanalyse haben die Patienten immer wieder das starke Verlangen, etwas zu „beichten“ – dann sind sie heilfroh, wenn sie auf der Couch liegen und den Analytiker, der hinter ihnen sitzt, nicht sehen können.

Auseinandersetzung hilft

Es ist oft furchtbar, aber auch sehr fruchtbar, sich mit seinen Schuldgefühlen auseinanderzusetzen. Es geht dabei nicht unbedingt um die großen schuldhaften Taten, es geht nicht um Mord, sondern schon um die „kleinen Dinge“, die uns das Alltagsleben schwer machen. „Ich mache mir ein schlechtes Gewissen, nur, weil ich mein Kind schon morgens um acht in der Kita abgegeben habe und es weinend dort zurücklassen musste.“ Die Mütter versuchen sich gegenseitig zu beruhigen: „Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben“, sagen sie sich. Doch ist das schlechte Gewissen nicht auch etwas Wertvolles? Fühlt die Mutter nicht einfach nur etwas „Wahres“, nämlich dass sie dem Kind in dem Moment mehr Trennung zumuten musste, als es seinem Alter entsprach? Ist es nicht auch ein Trennungsschmerz, den die Mutter selbst fühlt und vielleicht ein Ärger auf ein System, das eine frühe Kinderbetreuung notwendig macht? Es steckt so vieles dahinter!

Wir verpassen Wertvolles, wenn wir weglaufen

Es ist doch schade, wenn wir immer nur davor weglaufen und den schlechten Gefühlen keinen Platz geben. Aus den schlechten Gefühlen kann sich etwas Gutes entwickeln. Auch schlechte Gefühle brauchen ihren Platz – sie hin- und herzuschieben führt zu Verwirrung, ist kraftaufwendig und verursacht noch mehr Schmerzen. „Achja, ich bin mal wieder alles Schuld!“, sagt der Masochist. Auch hier werden Wut und Schuld durch die Gegend bewegt. „Lieber nehme ich die Schuld auf mich, als dass ein anderer sich schlecht fühlt“, sagen wir vielleicht. Wie wäre es, die Schuld einmal nicht zu bewegen und sie anzuschauen? Ihr den Platz zu geben, den sie braucht? Ihr so viel Platz zu geben wie unseren Wünschen, Ängsten, Sorgen, unseren Liebesgefühlen, Trennungsschmerzen, unserem Neid, unserer Wut und Freude? Dann kann viel Interessantes passieren.

Wir können unsere Schuldgefühle an uns beobachten. Wir können steuern, mit welchen Augen wir unser eigenes Schuldgefühl betrachten: mit gütigem Blick oder mit Augen, die niemals verzeihen. Wie schuldig wir uns fühlen, hängt von vielen Faktoren ab: von unserem Selbstwertgefühl, unserem Über-Ich, unseren Bindungen, unserer Beziehung zu uns selbst, unseren Kindheitserfahrungen und vielem mehr.

Oft fühlen wir uns viel schuldiger für das, was wir unterlassen haben als für das, was wir getan haben.

Die Last der Schuld

Die Schuld kann unglaubliche Ausmaße annehmen. Am schwersten wiegt es natürlich, wenn ein Menschenleben ausgelöscht wurde. Wer einen Menschen in einem Unfall überfahren hat, wer als Arzt schwere Fehler begangen hat, der beschäftigt sich vielleicht ein Leben lang immer wieder mit seiner Schuld. „Altwerden ist die Anhäufung von Schuld“, könnte man sagen: Je mehr wir mit Menschen zu tun haben, je verantwortungsvoller unsere Aufgaben sind, je mehr wir tun (oder nicht tun), desto mehr können wir anderen Menschen schaden.

Schuld gehört zum Leben

Das zwischenmenschliche Leben ist unglaublich komplex – es gibt meistens keine einfachen Antworten. Manche Menschen trauen sich nicht, ihren Bedürfnissen nachzukommen aus Angst, dass dann ein anderer zu kurz kommt.

Auch wenn ich selbst zu kurz komme, kommt eben ein Mensch zu kurz.


Vorsichtig und gedankenvoll

Wir können eben nur versuchen, uns selbst und die anderen ernst zu nehmen und mitfühlend zu sein. Die Dinge mit Nachdenken und bewusst zu tun, kann oft viel Leid verhindern. Aber wir können nie verhindern, dass wir anderen weh tun. Augen auf und Schuldgefühle zulassen. Schlimm wird es oft nur, wenn wir die Augen verschließen. Die Psychoanalyse wird oft kritisch beäugt, weil sie sich so ausgiebig mit den negativen Seiten des Analysanden beschäftigt. Doch wenn ich merke, wie leicht es ist, „schlecht zu sein“ und anderen zu schaden, ist es auch leichter, für andere Verständnis zu haben. Wir müssen viel weniger denken: „Der Idiot da!“, wenn wir uns selbst möglichst gut kennen. Dann gelingt es uns mit einer größeren Wahrscheinlichkeit, mit uns selbst und den anderen weniger streng ins Gericht zu gehen.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 26.10.2017
Aktualisiert am 29.10.2019

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Kategorie: alleinerziehend, Angststörung, Ärzte, Depression, Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: alleinerziehend, Depression, Lebenshilfe, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. hubi meint

    03.06.2021 um 16:30

    Wenn man ein zu krasses Über-ich hat, ist es richtig schwierig, sich mit Schuldgefühlen auseinanderzusetzen. Vor allem, wenn man bei jeder Kleinigkeit Schuld verspürt oder ein „Nicht-richtig-Sein“. Das nervt echt. So bleibt die Lebensfreude und Autonomie oft auf der Strecke. Da muss man sich echt abgrenzen können. Manchmal nicht leicht, wenn nur der innere Kritiker da ist (finde das Wort „innerer Kritiker“ leichter als „Über-ich“ … den kann man zumindest bildlich auf Augenhöhe setzen)
    Vielleicht hilft da eine gute Portion Aggression, die ja eh irgendwo da ist, sich gegen den inneren Verfolger zur Wehr zu setzen und erstmal Abstand zu gewinnen.

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