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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Salman Akhtar über die Psychoanalyse: Überleben, Vision und Glaube

Salman Akhtar über die Psychoanalyse: Überleben, Vision und Glaube

03.10.2019 von Dunja Voos 1 Kommentar

Der Vortrag des Psychoanalytikers Salman Akhtar (IPA) ist wirklich hörenswert (veröffentlicht am 13.12.2012, Boston University: „Master Clinicians and Theologians in Dialogue“). Er erzählt von sich: Sein Vater war Atheist, die Mutter Hindu, der Großvater Moslem. „Das hat mich vermutlich total verdorben“, sagt er. Mit 4, 6, 9 und 10 Jahren hatte er die Tode von sehr geliebten Menschen zu verkraften. Sein eigener Analytiker starb in der Mitte seiner eigenen Analyse.

Die Götter sind überall

Akhtar selbst ist in Indien geboren und erklärt, dass jedes Baby mit dem ersten Atemzug dort drei Dinge aufnimmt: Bollywood, Tuberkulose und Gott. Wenn man in Indien zum Friseur gehe, stünden dort überall Götterfiguren herum, sodass man gar nicht anders könne, als Götter in sich aufzunehmen.

Doch in ihm selbst blieb ein großer Glaubenshunger (Faith Hunger). Diesen Hunger konnte er etwas in der Psychoanalyse stillen, die zunächst seine „Religion“ wurde. Freud, Kernberg und Klein waren zunächst seine Götter, doch nach der Idealisierung kam die Desillusionierung – seine Götter „funktionierten“ nicht mehr. Er hatte das Bedürfnis, der Psychoanalyse etwas „hinzuzufügen“, was ihr noch fehlte.

Salman Akhtar konnte seine grundlegenden Fragen zunächst nicht klären. „Ich fragte mich: Bin ich weiblich oder männlich? Aktiv oder passiv? Homo- oder heterosexuell? Werde ich sterben, also richtig tot sein, oder wird es irgendwie weiter gehen?“ Er kam zu dem Schluss, dass in jedem Menschen alles steckt.

„Psychoanalytic Listening“

Während die Psychoanalyse als „Redekur“ bezeichnet wird, so sei sie doch auch eine Kur, die auf Zuhören beruhe. Es gebe wenig Literatur über das Zuhören in der Analyse, daher schrieb er das Buch: „Psychoanalytic listening“ (Karnac, 2012).

„In der Psychoanalyse geht es um das Reden, das Zuhören und das Sein.“

Für den Analytiker seien drei Aspekte von Bedeutung, so Akhtar:

1. Überleben (Survival): Ein Analytiker „überlebt“ den Patienten ebenso, wie Mutter und Vater ihr Kind überlebten. Auch, wenn das Kind die Mutter zur Weißglut bringen kann, so findet sie doch zu ihrer Mitte zurück und kann ihrem Kind sagen: „Ich liebe Dich, ich bin Deine Mama.“ Jeder müsse sein therapeutisches Selbst finden und nach dem Pendel-Ausschlag, den der Patient in einem verursacht, wieder zur Mitte finden und als Analytiker funktionieren.

Jeder Patient wisse, wie er seinen Analytiker quälen kann, so Akhtar. Und doch wird der Analytiker es überleben. Akhtar verbildlicht die Haltung so: Man solle an „Bob Johnson“ denken und dann den Rat befolgen: „Listen to Bob, speak from Johnson“. Was spontan im Analytiker auftaucht, soll er hören, aber sprechen soll er als der Erwachsene, der vorher nachgedacht hat.

2. Vision: Der Analytiker könne in seinem Patienten ein Potenzial sehen. Das, was noch nicht da ist, könne sichtbar werden – so wie das „Crazy Horse“ von South Dakota. Wichtig dabei sei das Geschlecht des Analytikers.

Für den Patienten würde es einen entscheidenden Unterschied machen, ob der Analytiker ein Mann oder eine Frau sei – auch das müsse man im Blick haben.

Des Weiteren gehe es oft noch um die Frage: „Wer ist analysierbar?“ Diese Frage sei Unfug, denn schließlich käme es auf die Passung an: „Ich könnte Ihnen einige IPA-Analytiker nennen, die an mich nicht heran kämen. Bei anderen wiederum wäre ich gut analysierbar“, erklärt Akhtar.

Visionen zeigten sich auch bei der Frage: „Wann ist die Analyse beendet?“ Akhtar sagt: „Die Beendigung der Analyse wird im Herzen des Analytikers geboren. Sie werden es als Analytiker auf einmal bemerken.“

3. Glaube (Faith): Akhtar erklärt anschaulich, dass jeder zu einem „Mann des Glaubens“ werden kann. Er beschreibt einen Zirkusartisten, der das eine Trapez schon losgelassen, aber das neue noch nicht gegriffen hat. In diesem Moment sei er ein „Mann des Glaubens“. Der Artist habe Erfahrung und Wissen („Experience and Knowledge“), die Nummer Tausend Mal geübt, aber jedes Mal im Moment des Loslassens glaube er.

Akhtar erklärt, dass es aus der Sicht von Sigmund Freud zwei Pole gegeben habe: Realität und Wissenschaft auf der einen und Glaube und Religion auf der anderen Seite. Freud sehe die Religion als eine Fortführung der infantilen Abhängigkeit an. Aus Freuds Sicht sollte man allein der Wissenschaft und dem Wissen trauen.

Doch Akhtar merkt an, wie einfach es für Freud mit dem Thema „Abhängigkeit“ war: Er habe „eine Frau, ein Dienstmädchen, sechs Kinder, zwei Hunde und 21 Zigarren am Tag“ gehabt. Akhtar sagt: „Wenn das alles nicht gewesen wäre – ich würde gerne sehen, was er dann über Abhängigkeit gesagt hätte.“

Wenn Glauben inhärent ist, müsse man ihn nicht theoretisieren, so Akhtar. Für Freud sei der Glaube eine infantile Produktion gewesen, die mit Narzissmus und Omnipotenz zusammenhingen. Aus Erik Eriksons Sicht sei der Glaube Bedürfnisbefriedigung. Es sei die Hoffnung, dass etwas Gutes passieren wird, ein basales Vertrauen, das in die Zukunft projiziert wird.

Es gebe dabei eine bewusste und eine unbewusste Hoffnung. Die unbewusste Hoffnung sei, dass es Menschen geben wird, die mir helfen, zu wachsen. Für Winnicott existierte ein „gegebener Glaube“, der nicht infrage gestellt wurde. Er erwachse aus der Übereinkunft zwischen Eltern und Kindern, dass eine gute Sorge besteht. Kinder werden nicht fragen: „Woher kommt diese Decke?“ Sie ist für sie da und war schon immer dort.

Was ist echte Analyse?

Die „Jüdische Psychoanalyse“ sei die „Klassische Analyse“, so Akhtar – doch eigentlich gehe es nur um die Intensität. Es sei wie bei „Budwiser“ und „Bud light“: Es sei eben Bier. Bei Anna Freud und Melanie Klein sei es um die Triebe und den Widerstand gegangen. Aus ihrer Sicht musste alles gesagt werden und wenn es nicht gesagt wurde, dann musste man darüber sprechen, warum es nicht gesagt wurde und dann musste man darüber sprechen, warum man gerade darüber spricht (das Publikum lacht hier laut).

Bei Winncott und Guntrip sei dies anders gewesen. Sie hätten gewusst: Manche Dinge können nicht gesagt werden, dürfen nicht gesagt werden. Es sei wie mit dem „Wahren Selbst“: Wenn man einfach einen „verdammten Apfel“ isst, ist es das wahre Selbst. Sobald man darüber reden wolle, sobald man sich frage, wie gesund der Apfel sei, ginge das „wahre Selbst“ schon verloren. Das wahre Selbst sei die Essenz des Lebens und könne nicht beschrieben werden.

Akhtar verdeutlicht die Selbstverständlichkeit: Als er klein gewesen sei, da habe er nicht gesagt: „Ich lebe in Indien.“ Nein, er lebte einfach. Jetzt, da er in den USA lebte, sage er: „Ich lebe in Amerika“. Und er sagt: „Ich spreche Englisch“, während der Amerikaner einfach sagt: „Ich spreche.“ Akhtar geht es darum, zu veranschaulichen, wie es aussieht, wenn der Glaube inhärent ist.

Bion

Akhtar führt Bion’s „O“ an: die allgegenwärtige, stets präsente absolute Wahrheit. Er erklärt, dass aus Bions Sicht Gedanken nicht durch Denken produziert werden können. Die Gedanken seien schon da gewesen: Das Substantiv, das Auto, das Haus etc. Er habe mit Neville Symington sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wie Bion sein „O“ verstanden habe.

Doch Bion sei ein „Hindu inside and Christian outside“ gewesen. Symington und er (Akhtar) glauben beide, dass das „O“ Bions mit seiner indischen Herkunft zu tun hat und sich vom „Oooohm“ ableitet – doch sein „O“ durfte nicht vollendet werden – zu schmerzlich waren die Erinnerungen an seine Heimat Indien, die er nie wiedergesehen habe. Vielleicht die wichtigste Essenz seines Vortrages: „Do not think“ – „Wenn du die Wahrheit finden willst, dann denke nicht.“

Verwandte Artikel in diesem Blog:
  • Was ist Bion’s „O“?
  • Neville Symington: The Psychology of the Person
  • Ronald Britton: Glaube, Phantasie und Psychische Realität
  • Im Glauben psychische Gesundheit finden?
  • Die Bibel und die Psychoanalyse

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.4.2017
Aktualisiert am 3.10.2019

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Kategorie: Begriffe, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Melande meint

    28.01.2020 um 16:52

    Den letzten Satz: „Wenn du die Wahrheit finden willst, dann denke nicht.“, habe ich auch schon oft gedacht (vom Aussagegehalt her).
    Oder:
    Aus meinem alltäglichen Leben heraus: „Wenn du die Wahrheit finden willst, dann denke nicht, sondern handele.“

    Ein lieben Wintergruß
    von
    Melande

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