Wirkfaktoren der Psychotherapie nach Klaus Grawe

Klaus Grawe (1943-2005) war ein Psychotherapieforscher, der der Psychoanalyse mehr als kritisch gegenüberstand. Er untersuchte, was in der Psychotherapie eigentlich wirkt und stellte folgende Aspekte heraus:

  • Beziehung: Ob die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmt, ist enorm wichtig. Verstehen sich Therapeut und Patient gut, kommt es zu deutlich besseren Therapieergebnissen als wenn sie dies nicht tun.
  • Aktivierung von Ressourcen: Jeder Patient hat seine Stärken, seine Kraftquellen (Ressourcen). Diese Ressourcen sollen in der Therapie gefunden, verdeutlicht und genutzt werden.
  • Aktualisierung von Problemen: Die Probleme des Patienten tauchen auch in den psychotherapeutischen Sitzungen auf und werden dann sowohl für den Patienten als auch für den Therapeuten erfahrbar. Verhaltenstherapeuten suchen mit ihren Patienten auch aktiv reale problematische Situationen auf, z.B. steigen sie mit dem Patienten bei Höhenangst auf den Kölner Dom. Aber auch durch Übungen wie z.B. Rollenspiele oder Imaginationen (Vorstellen von Bildern mit geschlossenen Augen) können die Probleme in der Therapie erfahrbar werden. (In der Psychoanalyse tauchen die alten Probleme in der Übertragungs-Beziehung zum Therapeuten wieder auf.)
  • Klärung der Motivation: Jede Störung hat auch einen Sinn. Wie ist die Störung entstanden? Was sind vielleicht die Vorteile der Störung? Wie wird die Störung aufrechterhalten? Wird sich der Patient darüber klar, kann er seine „Störung“ besser steuern.
  • Problembewältigung (Coping): In der Therapie lernt der Patient, mit seinen Problemen konstruktiver umzugehen.

Literatur:

Grawe, Klaus (2004):
Neuropsychotherapie
Hogrefe, 2004
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 14.8.2015
Aktualisiert am 19.8.2019

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