
„Der Narzissmus ist das Interesse am Selbst.“ So einfach definiert es der amerikanische Psychoanalytiker Ben Bursten in seinem Buch „The Manipulator“ (amazon). Der Begriff leitet sich ab von Ovids Sage über Narziss, dem Jungen, der so in sein Spiegelbild im Teich verliebt ist, dass er davon nicht wegkommt und stirbt. Verachtung für andere, Überbetonung von Erfolg, Ehrgeiz und Eitelkeit sind narzisstische Verhaltensweisen. Auch Neid und Wut, wenn die selbstbezogene Haltung in Gefahr ist, gehören zum Narzissmus. Zu relativ nicht-narzisstischen Affekten zählen laut Bursten z.B. Schuld, Reue, Anteilnahme und Respekt.
Beim Narzissmus geht es also um das „Selbst“. Viele Theorien dazu entstanden in den 1960er Jahren. Der bekannteste Vertreter der Selbst-Psychologie ist Heinz Kohut. Neu hierbei war, dass neben Sigmund Freuds Theorie von „Es, Ich und Über-Ich“ nun das „Selbst“ als psychische Instanz hinzukam. Das Selbst versucht, innere Sicherheit aufrechtzuerhalten. Nicht nur einfache Lust ist das Ziel, sondern Freude.
Narzissmus von Anfang an
Am Anfang des Lebens steht die enge Beziehung von Mutter und Kind. Der Säugling, der die Mutter vollkommen beansprucht, entwickelt gemäß der Vermutung von Säuglings-Forschern ein „Größen-Selbst“. Er hält sich selbst für den wichtigsten Vertreter auf Erden. Dieser „natürliche Egoismus“ wird als Primärer Narzissmus bezeichnet.
In der ersten Zeit des Lebens hält das Kind die Eltern für vollkommen. (So wie später der Analysand den Analytiker immer wieder für „allwissend“ oder „vollkommen“ hält.) Das kleine Kind hat eine idealisierte Vorstellung von den Eltern, also eine idealisierte Eltern-Imago. Die Eltern können in seiner Vorstellung einfach alles. Das Kind ist stolz auf seine Eltern und fühlt sich oft so, als seien sie ein Teil von ihm selbst („Mama hat gesagt …“). Die Eltern sind Selbstobjekte des Kindes. Ohne sie kann es selbst nicht leben – es braucht ihre Zuwendung und Fürsorge.
Wenn die Mutter das Kind nicht loslässt
Mütter und Väter wünschen sich für ihre Kinder das Beste. Aber sie sehnen sich auch danach, dass das Kind Dinge erfüllt, die sie selbst nicht erreichen konnten. Wenn diese Neigung übertrieben ist und das Kind nahezu ständig die Wünsche und Sehnsüchte der Eltern erfüllen soll, dann findet es nur schwer zu seinem „natürlichen“ Selbst, zu seinen wahren Bedürfnissen und Neigungen. Man sagt, das Kind ist von den Eltern „narzisstisch besetzt“.
Wenn das Kind merkt, dass es nicht um seiner selbst willen geliebt wird, entwickelt es häufig Hassgefühle und wird chronisch unzufrieden. Es fühlt sich von seiner Umwelt unverstanden und meistens wird es tatsächlich nicht verstanden, weil es ein „Falsches Selbst“ entwickelt hat. In der Folge zieht es sich zurück und flüchtet sich in großartige Phantasien. Schließlich wird es für sein Gutsein, sein Falsches Selbst und für seine Leistung geliebt. So entsteht ein sekundärer Narzissmus.
Während der Entwicklung erlebt das Kind immer wieder Frustrationen – auch mit den Eltern. Es lernt, dass die Eltern nicht allmächtig sind und nicht nur dazu da sind, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Eltern sind vom Kind getrennte Menschen mit eigenen Interessen. Das schmerzt das Kind. Es lernt, sich selbst und seine Umwelt realistischer einzuschätzen. Echte Selbstverwirklichung wird dadurch später möglich.
Fehlende Liebe – krankmachender Frust
Erlebt ein Kind überwiegend Frustrationen und zeigen die Eltern nur wenig Verständnis und Zuwendung, dann führt das zu einer narzisstischen Störung. Das Kind erhält die Liebe, die es den Eltern zeigt, nicht zurück.
Nicht erwiderte Liebe ist das schmerzhafteste Erlebnis überhaupt.
Natürlich wird durch die fehlende Liebe auch das Selbstwertgefühl geschwächt. Das Kind zieht sich enttäuscht auf sich selbst zurück. Es fühlt sich minderwertig und tröstet sich als Reaktion darauf mit Größenphantasien. Kritik ist kaum auszuhalten. Sie führt dazu, dass sich das Kind dann vollkommen wertlos und zerstört fühlt. Das, wofür es „geliebt“ wird, ist weg, wenn es kritisiert wird, denn dann fehlt ja „das Gute“ an ihm.
Gleichzeitig wird das Kind neidisch auf das handfeste und scheinbar mühelose Leben der anderen, die ihren Neigungen nachkommen dürfen und dadurch erfolgreich sind. Arroganz und Abwertung der anderen sind die Folge. Die Realität ist nur schwer zu ertragen. Der heranwachsende „Narzisst“ wünscht sich nichts sehnlicher, als mit einem Seelenverwandten zu verschmelzen. Die Sehnsucht, endlich verstanden zu werden, ist unendlich groß und kann doch so schwer erreicht werden, weil der so verletzte Mensch sich selbst ja kaum kennengelernt hat.
Mit anderen verschmolzen
Ein Kind, das so frustriert aufwachsen musste und sein Selbst nicht ausreichend entdecken konnte, kann sich selbst kaum als eigenständigen Menschen erleben. Dieser Mensch kann es nicht aushalten, getrennt zu sein, weil er nie die Erfahrung gemacht hat, dass er um seiner selbst Willen geliebt wird und dass er auch als getrennte und selbstständige Person verstanden wird. Daher macht ihm Trennung Angst und er heftet sich auf urtümliche Weise an andere Menschen an. Wenn sie ihm nicht gehorchen und zeigen, dass sie eigene Wege gehen, dann entsteht narzisstische Wut. Sie ist das Ergebnis einer ungeheuren Trennungsangst.
Was so offensichtlich klingt, passiert unbewusst im Verborgenen. Die Betroffenen selbst spüren meistens nur die Wut, nicht die Angst vor Trennung. Sie spüren auch nicht den Anspruch, dass der andere nur zur Wunscherfüllung „sein eigen“ ist. Das wird meistens erst in einer Psychoanalyse im Zusammenspiel mit dem Therapeuten deutlich, wenn der Patient maßlos wütend und/oder ängstlich wird, weil der Therapeut einmal einige Minuten später als sonst die Tür öffnet. Diese Wut ist Zeichen der Ohnmacht und der Trennungsangst.
Der „narzisstische Mensch“ leidet ganz schrecklich, wenn er wahrnimmt, dass sich ein anderer von ihm trennt. Es fehlt ihm zu sehr an innerer Liebe und echter Verbindung zu sich selbst und anderen Menschen, um die Trennung aushalten zu können.P
Wenn sich der andere trennt, fühlt es sich für den Betroffenen unter Umständen so an, als ob ein Teil von ihm selbst abfällt. Das Leeregefühl, das dann entsteht, ist so schwer auszuhalten, dass die Betroffenen sich manchmal Schmerzen zuführen, um sich wieder selbst zu spüren und sich als „ganze Person“, also zusammenhängend (kohärent), erleben zu können.
Das Kind braucht Bestätigung von den Eltern
Damit sich ein Kind gesund entwickeln kann, braucht es Liebe und Bestätigung von den Eltern. Sie dürfen ruhig auch die Größenphantasien des Kindes bestätigen. Gesunde Eltern können sich in das Kind einfühlen und sich mit ihm freuen, wenn es sich selbst entdeckt.
Das Kind freut sich über liebevolle Bewunderung der kleinen Schritte. Gleichzeitig können gesunde Eltern die Ängste des Kindes auffangen und es beruhigen. So lernt das Kind schrittweise, sich selbst zu beruhigen – eine der wichtigsten Fähigkeiten im Leben überhaupt. Je älter das Kind wird, desto realistischer werden auch Lob und Tadel der Eltern, so dass ein sanfter Übergang zu einem realistischen Selbstwertgefühl stattfindet.
Kinder, die nicht genügend Liebe und Bestätigung von den Eltern bekommen und nur ein schwaches Selbstwertgefühl haben, flüchten sich später manchmal in suchtartiges Verhalten, z.B. in der Sexualität. Umgekehrt können Kinder, die genügend „narzisstische Zufuhr“ erhalten haben, gut damit umgehen, wenn sie im Alltag einmal frustriert werden.
„Narcisssism is precisely that condition of mind that shuts out the existence both of myself and of the other.“
„Narzissmus ist ein Geisteszustand, bei dem die Existenz beider – sowohl meine als auch die des anderen – ausgeschaltet ist.“
Neville Symington: Becoming a person through psychoanalysis (Link zu amazon)
Narzisstische Persönlichkeitsstörung und ihre Symptome
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine sogenannte Frühe Störung, also eine Störung, die schon in der frühen Bindung zur Mutter zustande kommt. Beim Erwachsenen kommen die Folgen voll zum Tragen.
Wer kein gesundes Selbst entwickeln konnte, der hat Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Wenn sich nahe Bezugspersonen entziehen, dann fühlen sich die Betroffenen unter Umständen so alleingelassen und „abgerissen“, dass sie sich am liebsten umbringen möchten. Sie fühlen sich dann komplett verloren und gleichzeitig minderwertig.
„Narzisstisch gestörte“ Patienten, die einen Therapeuten aufsuchen, haben oft keine Symptome, die sie konkret benennen könnten. Irgendwie fühlt sich der Betroffene – vielleicht trotz zahlreicher Erfolge – leer. Das Leben erscheint völlig sinnlos. Immer wieder leidet der Betroffene unter Kränkungen und schämt sich für alles Mögliche. Andererseits fühlt er sich selbst oft großartig oder beschreibt auch die eigenen Eltern als großartig. Seine Beziehungen gehen ständig in die Brüche. Ohnmacht und Größenphantasien sind zwei Seiten desselben Problems. Die Diagnose „narzisstische Persönlichkeitsstörung“ stellt der Therapeut im Miteinander, wenn die Art der Beziehung offenkundig wird. Übertragungs- und Gegenübertragungsgefühle sind bei der Diagnosestellung hilfreich.
Stehengeblieben
Der Psychoanalytiker Heinz Kohut meint, dass der narzisstisch Gestörte auf einer Entwicklungsstufe stehen geblieben ist, die jedes Kind normalerweise durchläuft. Der Analytiker Otto Kernberg hingegen sagt, dass es nicht nur ein Stehenbleiben an einem normalerweise gesunden Punkt ist, sondern dass sich der Betroffene ein schädliches Gemisch aus Real- und Idealselbst zusammengebraut hat. Das passiere, wenn die Mutter kalt, dominant, selbst narzisstisch und zugleich überfürsorglich ist. Oft sind die Patienten auf einem speziellen Gebiet sehr begabt. Die Mutter ist stolz auf die Begabung, liebt das Kind aber nicht als eigenes Wesen. Dieses traurige Gefühl, in Wirklichkeit ungeliebt zu sein, wehrt das Kind ab, indem es überzeugt ist, etwas ganz Besonderes zu sein. So entsteht eine Sucht nach Bewunderung.
In der International Classification of Diseases (ICD-10) gibt es die Narzisstische Persönlichkeitsstörung als eigenständige Diagnose nicht. So müssen Ärzte und Psychologen die Störung kodieren als „sonstige spezifische Persönlichkeitsstörung“ (F60.8).
Psychoanalyse kann vielen Betroffenen helfen. Hier lassen sich Gefühle wie Wut, Ohnmacht, Liebe und Hass genau fühlen und analysieren. Wer sich für eine Psychoanalyse interessiert, der findet Adressen bei der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (www.dgpt.de).
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- Primärer Narzissmus
- Schizoide Persönlichkeitsstörung
- Das Selbst
- Falsches Selbst
- Buchtipp: Narzissmus, Aggression und Selbstzerstörung (Otto Kernberg)
- Persönlichkeitsstörungen: Die Betroffenen wirken „gesund“, die Umwelt leidet
Zum Nachlesen:
Roland Kopp-Wichmann:
Ein Narzisst kommt selten ins Coaching.
Wenn doch, ist es oft eine Gratwanderung für den Coach.
www.persoenlichkeits-blog.de/article/111929/narzisst
Robin S. Edelstein et al. (2010):
Narcissism predicts heightened cortisol reactivity to a psychosocial stressor in men
Journal of Research in Personality
Volume 44, Issue 5, October 2010, Pages 565-572
Siegfried Elhardt:
Tiefenpsychologie – eine Einführung
Kohlhammer, Stuttgart 2001
Bei Amazon kaufen
Alice Miller:
Das Drama des begabten Kindes
Suhrkamp Verlag
Links:
- Wie Sie Verletztheit, Kränkung und Wut überwinden können.
Persönlichkeits-Blog von Roland Kopp-Wichmann - www.Narzissmus.net
- Töchter narzisstischer Mütter, www.narzissmus.org
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 23.5.2007
Aktualisiert am 3.3.2019
Hanseplast meint
Vielen Dank für diesen Artikel, der mir die Augen geöffnet hat, ohne mich zu beschämen. Wie einfühlsam Sie meine Situation beschreiben, hilft mir wirklich, mich meiner Erkrankung zu stellen, weil ich nicht mit einschüchternden Fachworten und Diagnosen, die wie Diskriminierungen wirken, belegt werde, sondern Sie erklären, was es mit dieser Störung, diesem Defekt auf sich hat.
Ich stamme aus genauso einem Umfeld, die Beschreibung passt auf meine Eltern – meine Mutter noch mehr als meinen Vater – wie die Faust aufs Auge.
Auch ich finde mich darin wieder, ohne Schuldgefühle zu bekommen, dass ich etwas „falsch gemacht“ haben könnte, auch wenn ich noch ein Kind war. Und ja: Als Erwachsener knallt es dann so richtig rein! Dessen wurde ich mir erst nach ca. zwanzig Jahren bewusst und räume es jetzt auf:
Die Gewalt (verbal, emotional, physisch), die Manipulationen, die Gehirnwäschen, die Vernachlässigung, die gespielte Fürsorge, wenn andere beeindruckt werden sollten (meine Supereltern, die einfach die Besten sind, die alles, wirklich alles für ihr Kind tun, z.B. Kleidung kaufen, Schuhe kaufen, Spielzeug kaufen, Medikamente geben, wenn es krank ist – das ist doch fantastisch, oder?! Das macht sonst keiner! *Ironie off*). Ich verstehe erst jetzt mit ca. 42 Jahren, wie pervers die Situation damals war, bin durch die Lösung und die inzwischen geheilten und zu Empathie fähigen Seelenanteile in der Lage, das Verhalten richtig einzuschätzen und bin zum Teil wirklich schockiert darüber, wie Menschen so sein können, aber habe auch Mitgefühl, weil sie es nicht anders gelernt haben und sich auch im Laufe ihres Lebens nicht dazu erzogen haben. Das baut die notwendige innere Distanz bei mir auf, um mich selbst zu „retten“, zu heilen, ohne zu verurteilen oder Vergeltung zu suchen.
Herzlichen Dank dafür! <3
P.S. Ich bemühe mich gerade um einen Platz bei einem Traumatherapeuten. Ich empfehle es allen anderen, die sich in diesem Artikel wiederfinden. Es war wirklich so schlimm und es ist keine Schande, sich Hilfe zu suchen und diese auch anzunehmen und sich einzugestehen, dass man schwach und hilflos ist. Die Lösung der Traumata fühlt sich an wie im Eiltempo erwachsen werden und ist einfach geil!
TinaG meint
Aus meiner Sicht hervorragende Quellen rund um das Thema Narzissmus:
http://www.ardmediathek.de/tv/Mensch-bin-ich-toll/Narzissmus-und-Gesellschaft/ARD-alpha/Video?bcastId=34152204&documentId=34705182
https://www.youtube.com/watch?v=x_DoCIcl1PI&t=285s
https://www.amazon.de/Weiblicher-Narzissmus-Hunger-nach-Annerkennung/dp/3466307651/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1481561013&sr=8-1&keywords=bärbel+wardetzki
https://www.amazon.de/Blender-Job-narzisstischen-Kollegen-Mitarbeitern/dp/3958030009/ref=sr_1_7?ie=UTF8&qid=1481561013&sr=8-7&keywords=bärbel+wardetzki
http://metatheorie-der-veraenderung.info/wp-content/uploads/2015/06/Narzissmus_WW.pdf
http://metatheorie-der-veraenderung.info/wp-content/uploads/2015/06/Narz.Unternehmen.pdf
Bärbel Wardetzki und Klaus Eidenschink sind sehr interessant zu diesem Thema!
Christianius meint
Das Problem mit dem schauspilerischen Darstellen eines „falschen selbst“, kenn ich. Ja, bis zu einer gewissen Grenzen schauspielert jeder Mensch. :-|
Interessante Beiträge und Blogs stehen auf dieser Seite, ehrlich.
Mit dem Problem eines falschen Selbst+Bezug zur Realität=Depression, wie geht ihr konstruktiv dieses Problem an. Bei welchen Menschen merkt ihr man kann ihn vertrauen? Bei welchen Menschen wird euch bewusst, Vertrauen ist sinnlos bei dem Menschen ?
Christianius
Josef Allert meint
Ich war über 4 Jahre mit einer Partnerin zusammen, die meiner Überzeugung nach an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet. Sie leidet wirklich, nimmt deswegen seit über zehn Jahren Antidepressiva und hat genauso lange ununterbrochen jede Woche Psychotherapie. An ihrem Leiden, an ihrem Verhalten, an ihrem Leben hat sich trotzdem nie etwas geändert. Besonders auffällig war immer das völlige Fehlen jeglicher Einsicht in konstruktive Kritik, egal von welcher Seite, oft gepaart mit Wut und immer dem Gefühl, verlassen zu sein, sobald Kritik geäußert wurde.. Schuld waren grundsätzlich immer die anderen, Reue oder sich entschuldigen existierte nicht. Was ich nicht verstehe, ist, dass keiner der von ihr seit fast 15 Jahren jede Woche besuchten Psychotherapeuten oder Psychiater jemals diese Diagnose der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung in Erwägung gezogen oder gar in diese Richtung therapiert hat. Sie selbst lehnt diese Diagnose vehement ab. So wird sie wohl tragischerweise schwer leidend auch den Rest ihres Lebens unter ihrer erlernten Fassade verbringen müssen, ohne je erfahren zu haben, dass sie mit ihrem wahren Ich genauso wertvoll ist und mindestens genauso liebenswert wäre.
Dunja Voos meint
Liebe Feli,
Ihnen auch vielen Dank für Ihren Kommentar!
Herzliche Grüße
Dunja Voos
Feli meint
Lieber Gast vom 30.06.2013. Sie werden wahrscheinlich meinen Kommentar nicht mehr lesen. Seit 3 Wochen recherchiere ich intensiv im Internet zu diesem Thema, habe sämtliche Seiten, Artikel, Blogs und Foren durch. Ihr Beitrag ist der erste, den ich lese, aus Sicht eines/r „Kranken, der sich seinem Thema stellt.“ Und noch in so knappen Worten. Danke, dass Sie das hier geschrieben haben. Dazu sollte es viel mehr geben. Sie sind mit Sicherheit Pionier auf diesem Gebiet: sich seiner Persönlichkeit und Prägung zu stellen, obwohl diese dies eigentlich gar nicht erlauben kann. Sie zeigen, dass es wohl doch geht.
Frau Voos, vielen herzlichen Dank für diesen hilfreichen Beitrag.
Klaus-Peter Baumgardt meint
Die Metamorphose des N. ist ein Stück Mythologie, und Mythologie ist die Kunst, von Göttern zu erzählen.
Nemesis hat direkt interveniert, Jupiter und Juno, indem sie Narziss‘ Bezugspersonen (Tiresias, Echo) prägten/bestraften.
Link-Vorschlag zu Narziss und Echo:
http://fressnet.de/m170_Narziss_und_Echo.htm#Narziss_und_Echo
Jay meint
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass nachdem ich angefangen habe, mich näher mit dem Thema Narzissmus zu beschäftigen, die dadurch gewonnenen Erkenntnisse, meinen Blick auf Menschen allgemein etwas verändert haben.
Es ist verblüffend, wie viele Leute eine narzisstische Scharade abhalten, aber trotzdem auf den Großteil ihrer Mitmenschen vollkommen natürlich und rational wirken.
Das kann der pedantische Vorgesetzte sein, der gehässige Nachbar oder auch der eigene Partner, der nie zufrieden ist und einen immer im Schuldbewusstsein hält, nicht genug für die Beziehung getan zu haben – und auch an sich selbst erkennt man natürlich narzisstische Persönlichkeitsanteile.
Heute kann ich Erich Fromm verstehen, der den Narzissmus als eine entscheidende Triebfeder menschlichen Handelns ansah und auch in ihm die Wurzel für viele psychische Störungen ausmachte.
Gast meint
Danke für diesen Satz: „Zu relativ nicht-narzisstischen Affekten zählen laut Bursten z.B. Schuld, Reue, Anteilnahme und Respekt. “
Ich bin ein erwachsenes Kind aus einer von narzisstischer Persönlichkeitsstörung geprägter Familie. Und immer wieder ziehe ich Menschen in mein Leben, ob narzisstisch oder nicht, denen genau diese Affekte fehlen: Schuld, Reue, echte Anteilnahme, Respekt meinen Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen gegenüber.
… anscheinend so normal, so vertraut … geprägt das Fehlen solcher Affekte nicht wahrzunehmen … ich lerne es nun, mühsam …
Herzliche Grüße