Nicht selten gelten zwei Regeln, die sich gegenseitig widersprechen, besonders in der Psychotherapie und vielleicht noch mehr in der Psychoanalyse. Der Schweizer Psychoanalytiker Dr. med. Josi Rom beschreibt in seinem Buch „Identitätsgrenzen des Ich“ (Vandenhoeck & Ruprecht 2007, S. 143) die Situation der Psychoanalytiker und Psychotherapeuten sehr treffend:
Psychoanalytisches Erstgespräch vs. Psychotherapeutische Sprechstunde | Sich Zeit-lassen in der Analyse vs. 300-Stunden-Grenze | Psychotherapierichtlinien vs. eigene Behandlungsvorstellungen | reiche Erfahrung und viel Engagement vs. heftige Kritik und Ablehnung der Therapie durch den Gutachter | viele Patienten behandeln wollen/müssen vs. (Telefon-)Sprechstunden einrichten müssen …
„Es gibt Empfehlungen und Richtlinien, die dem Therapeuten helfen, sich zu orientieren und therapieerhaltend zu agieren. Er muss dabei den Spagat beherrschen, zwischen den Welten Brücken zu bilden, ohne zerrissen zu werden. Alle Seiten verpflichten ihn, was widersprüchlich werden kann. In alle Richtungen wird viel Loyalität verlangt. Wie will man so die Therapie weiterführen und diese nicht zum Abbruch kommen lassen? Arbeitsplatz, Famile und Gesellschaft – alle vertreten sie begründete und legitime Interessen, oft sogar im Sinne des Patienten und ehrlich gemeint.
Da der Therapeut nie ein doppeltes Spiel spielt, kann er sich nicht immer voll und ganz auf eine Seite stellen. Es gilt abzuwägen, was wirklich in dem Moment gelöst werden muss und wie man dies den verschiedenen Parteien beibringt.“ (Josi Rom)
Da der Therapeut nie ein doppeltes Spiel spielt, kann er sich nicht immer voll und ganz auf eine Seite stellen. Es gilt abzuwägen, was wirklich in dem Moment gelöst werden muss und wie man dies den verschiedenen Parteien beibringt.“ (Josi Rom)
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