
„Zwänge lassen sich am besten mit Verhaltenstherapie behandeln.“ Sätze wie diesen höre ich oft. Dabei ist die Zwangsstörung ein Klassiker der Psychoanalyse. Sigmund Freud behandelte einen Patienten namens Ernst Lanzer (1878-1914), der unter hartnäckigen Zwängen litt, unter anderem unter dem quälenden Gedanken an eine Foltermethode, von der er gehört hatte: Es wurde „dem Verurteilten über sein Gesäß ein Topf mit Ratten gestülpt, die sich dann in den After einbohrten“ (Jean-Michel Quinodoz: Freud lesen. Psychosozial-Verlag 2011: S. 162).
Der Patient war von der „zwanghaften Angst besessen, diese Strafe könne an seinem – bereits verstorbenen – Vater oder an der von ihm ‚verehrten Dame‘ vollzogen werden“ (S. 162). Freud deckte an diesem Fall auf, wie sehr Zwangsgedanken mit Konflikten um Liebe und Hass verbunden sind.
„Freud war der Erste, der die Zwangsneurose als ein eigenständiges nosologisches Krankheitsbild isolierte, und zwar zwischen 1895 und 1896“ (Freud lesen, S. 164).
Nach erfolgreicher Therapie wieder arbeitsfähig
Freud konnte den damals 29-jährigen Ernst Lanzer (von Beruf Jurist) im Jahr 1907 so gut analysieren, dass der Patient „im Anschluss an die Behandlung eine Anstellung finden konnte, während er zuvor mehrere Monate lang arbeitsunfähig gewesen war“ (Freud lesen, S. 160).
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Zum Nachlesen:
Sigmund Freud:
Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose:
Der Rattenmann (1909 D)
(Projekt Gutenberg)
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