In der Psychoanalyse ist mit „Objekt“ = „der andere Mensch“ gemeint, während man selbst (bzw. derjenige, von dem aus das ursprüngliche Erleben ausgeht) das „Subjekt“ ist. Nach Sigmund Freud erkennt ein Säugling nicht von Beginn an, dass die Mutter ein von ihm getrennter Mensch ist. Das Kind lebt in einer Welt, in der es selbst alles ist und alles Teil seiner selbst ist. Freud nannte diesen Zustand „primärer Narzissmus“. Die Psychoanalytikerin Melanie Klein hingegen sagte, dass der Säugling von Anfang an die Mutter als Objekt wahrnimmt, auch wenn die Entdeckung des ganzen „Objekts“ über die Entdeckung der „Teilobjekte“, z.B. die „Brust der Mutter“ geht. Die Natur hat es vielleicht so eingerichtet, dass beides stimmt: Säuglinge erkennen ihre Mutter zum Beispiel von Beginn an am Geruch und an der Stimme. Andererseits ist es am Anfang des Lebens noch relativ leicht möglich, den Säugling in die Hände einer anderen Mutter zu geben, die das Kind dann groß zieht.
„Mama!“
Jeder, der eigene Kinder hat, weiß vielleicht noch, wie man den ganz kleinen schreienden Säugling einfach in die Arme eines anderen legen konnte und er beruhigte sich dennoch. Die Natur hat es sinnvoll eingerichtet: Wenn die Mutter bei der Geburt stirbt, kann der Säugling relativ „problemlos“ von einer anderen Mutter angenommen und aufgezogen werden (auch wenn möglicherweise ein Irritationsgefühl entsteht). Mit zunehmendem Alter erkennt der Säugling jedoch die Mutter als „einzigartig“. Je älter der Säugling wird, desto schwerer wird es, ihn von der Mutter zu trennen. Der Säugling entwickelt zunehmend die Fähigkeit, zwischen sich und der Mutter zu unterscheiden, die Mutter als „ganze Person mit einem Eigenleben“ zu erkennen und gleichzeitig entwickelt er die Fähigkeit, die Mutter als „Vertraute“, als die Person, die ihm am nächsten steht, zu erkennen.
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